Zitat von Romanus im Beitrag #20Interessant an der Orgel der Pfarrkirche Eckartsau ist auch, dass sie zwar die typische Gehäuseteilung in Hauptgehäuse und Brüstungspositiv aufweist, die normalerweise eine mindestens 2-manualige Orgel impliziert, aber tatsächlich nur 1 Manual mit Pedal besitzt, das habe ich sonst noch nirgends gesehen. Kann es sein, dass die Orgel früher 2 Manuale hatte und irgendwann reduziert wurde oder dass das Gehäuse älter ist als die 1-manualige Orgel ?
Die Erklärung dafür ergibt sich aus dem Video von J. Lenius: Das scheinbare Brüstungspositiv ist in Wahrheit nur der Spieltisch, der in die Empore verbaut ist und einen stummen "Blindpfeifenprospekt" enthält.
Optisch wird somit ein eigentlich nicht vorhandenes Brüstungswerk suggeriert, was es in dieser Form nicht gibt - daher auch nur eine 1-manualige Orgel. Ähnlich auch zB bei der Orgel in der Pfarrkirche Immendorf im Weinviertel, wo es sich ebenfalls um eine Orgel von Franz Ullmann aus dieser Zeit handelt.
Orgeln mit Scheinprospekten wurden mE gebaut, um ein Werksprinzip, bestehend aus zumindest 2 Orgelwerken zu suggerieren, da man bei den spätbarocken bzw. frühklassizistischen Orgeln noch sehr dem Werksprinzip verhaftet war. Diese Orgeln waren somit nie größer als jetzt und hatten auch nie ein "echtes" Brüstungspositiv oder einen "klingenden" Spieltisch mit angebautem Positiv.
Anders hingegen die Orgel aus Nappersdorf/NÖ, die erst 2001 durch Diethard Pemmer um ein "echtes" Brüstungspositiv und damit um ein 2. Manual erweitert wurde. Ich selbst kannte diese Orgel noch im einmanualigen Zustand, wo ich als Schüler des öfteren Kreuwegandachten und Gottesdienste begleitet habe.
Hallo. Ein Schüler von Friedrich Deutschmann hat solche Scheinprospekte als Spieltischverkleidung auch öfter gebaut: Andreas Zimmer, selbstständig im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts in der heutigen Slowakei. (Datenbank unter: organy.hc.sk Leider nur slowakisch) Kommt auch sonst öfter mal vor. Scheint also eine nicht häufige, aber einige Zeit beliebte Gestaltung zu sein.
Zitat von bhjwenzel im Beitrag #22Hallo. Ein Schüler von Friedrich Deutschmann hat solche Scheinprospekte als Spieltischverkleidung auch öfter gebaut: Andreas Zimmer, selbstständig im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts in der heutigen Slowakei. (Datenbank unter: organy.hc.sk Leider nur slowakisch) Kommt auch sonst öfter mal vor. Scheint also eine nicht häufige, aber einige Zeit beliebte Gestaltung zu sein.
Zumindest sind Orgeln mit "Scheinprospekten" auch bei dessen Gesellen und späteren Orgelbauer Franz Ullmann zB in Pfarrkirche Immendorf/NÖ dokumentiert.
Mittlerweile gibt es wiederum ein neues Video von Johannes Lenius betreffend die Orgel aus Haitzendorf/NÖ bei Grafenegg:
Habe versucht, die Dispo aus den Bildern im Video abzuleiten und diese Orgel in Organindex eingetragen. Solltet ihr einen Fehler in der Dispo finden, dann bitte einen kurzen Hinweis, um dies richtigzustellen.
Von Ignaz Gatto dem Älteren/Krems stammt u.a. auch das Gehäuse der Stiftsorgel in Göttweig, in dem sich seit 1981 eine Walcker-Mayer-Orgel befindet.
Diese wunderschöne, historische Gatto-Orgel kenne ich bereits von der großartigen CD "Gatto" von Marcus Hufnagl, die ich übrigens sehr empfehlen kann (falls sie noch nicht völlig vergriffen ist).