Zitat von Harmonist im Beitrag #10Nachwort: Es empfiehlt sich, das Vorwort von Rudolf Walter zu seiner Edition der Neun Toccaten von Eberlin nachzulesen, in dem er darlegt, dass diese für die damals große Salzburger Domorgel von Egedacher geschrieben wurden. Schaut man sich die Disposition des damals vorhandenen Pedalwerks an, wäre Eberlin kaum auf den Gedanken gekommen, eine Pedalkoppel zu benutzen.
Das habe ich sogar gelesen und nicht erst nach deinem Beitrag, sondern bereits nach Kauf des Notenheftes vor einigen Jahren. Natürlich war das Pedal der Salzburger Domorgel bereits zu Eberlins Zeiten kräftig genug disponiert: Bei einem Infrabass 32´, einem Rauschwerk 11-fach und einer Pedalmixtur 6-fach braucht man natürlich keine Pedalkoppel, bei einer kleineren Orgel, bei der das Pedalplenum schon beim Choralbass 4 endet, eventuell schon.
Ich habe Eberlins Toccata prima gerade mit dem Sampleset der Straßburger Barockorgel ganz ohne Koppeln gespielt. Bei dieser Orgel hat das Pedal tatsächlich (sogar ohne die virtuelle Zunge) genug Gravität für dieses Stück, aber das trifft natürlich nicht auf jede Orgel zu.
Bei meiner (derzeit wg. Kirchenrenovierung im Dornröschenschlaf befindlichen) Dienstorgel in der Pfarrkirche Wien-Atzgersdorf hingegen, wo ich diese Toccata oft und gern als Postludium gespielt habe, ist das Pedal ohne Koppel definitiv zu schwach für ein Plenumstück: Der Oktavbass 8´ ist extrem sanft und zurückhaltend intoniert und könnte locker als Gedacktbass durchgehen. Der Subbass 16´ ist schon eher ein "Zartbass" und die Oktav 4´ macht das Kraut auch nicht fett. Da hat sich meine Plenum-Registrierung mit Manualkoppel, Pedalkoppel I (aber unbedingt ohne Pedalkoppel II !) bei diesem Stück bestens bewährt. Wenn ich auf dieser Orgel bei Plenumstücken die Manualkoppel und nur eine der 2 Pedalkoppeln verwendet habe, konnte ich auch bei den oben angesprochenen Überschneidungen immer alle Töne der linken Hand gut heraushören. Nur wenn man meint, des vollen Klanges wegen alle Koppeln benützen zu müssen, dann "erschlägt" man damit jene Töne der linken Hand, die bereits im Pedal angeschlagen wurden, das war es auch, was ich bereits im Startposting dieses Threads sagen wollte, nicht mehr und nicht weniger.
Bei Muffat taucht das Problem gerade nicht auf, weil er sehr genau schreibt, was er will. Er rechnet offenbar damit, dass man grundsätzlich ohne Pedalkoppel arbeitet. Wenn er diesen Effekt haben will, schreibt er P.m., dann muss man links mitgreifen, das ist an diesen Stellen ohne Probleme machbar.