Zitat von Harmonist im Beitrag #10Eine Orgelbegleitung, die dem Verlauf Note für Note folgen würde, wäre m. E. unpassend.
Nur, um nicht missverstanden zu werden: Ich rede hier von den Kehrversen, die von der Gemeinde nachgesungen werden sollen, nicht von den Psalmstrophen, die nur der Kantor allein singt. (Letztere werden bei uns in der Regel sowieso nicht begleitet.) Wie soll man einen Gemeinde-Kehrvers begleiten, ohne dass die Oberstimme Ton für Ton der Melodie folgt ? Wenn sich nicht mal Kantor und Organist einig sind, welche Noten lang und welche kurz gesungen werden sollen, wie soll dann erst eine Pfarrgemeinde, die in der Mehrzahl aus Leuten ohne kirchenmusikalische Bildung besteht, damit klar kommen ? Nach meiner Erfahrung braucht die Gemeinde eine gewisse melodische Führung.
Zitat von Romanus im Beitrag #11Nur, um nicht missverstanden zu werden: Ich rede hier von den Kehrversen, die von der Gemeinde nachgesungen werden sollen, nicht von den Psalmstrophen, die nur der Kantor allein singt. (Letztere werden bei uns in der Regel sowieso nicht begleitet.) Wie soll man einen Gemeinde-Kehrvers begleiten, ohne dass die Oberstimme Ton für Ton der Melodie folgt ? Wenn sich nicht mal Kantor und Organist einig sind, welche Noten lang und welche kurz gesungen werden sollen, wie soll dann erst eine Pfarrgemeinde, die in der Mehrzahl aus Leuten ohne kirchenmusikalische Bildung besteht, damit klar kommen ? Nach meiner Erfahrung braucht die Gemeinde eine gewisse melodische Führung.
Kehrverse in freier Notation sind mE im Gotteslob eher in der Minderzahl bzw. die Ausnahme. Für die Gemeindegesangsbegleitung (des Kehrverses) ist es mE ein MUSS auch die Melodie durch die Orgel vorzugeben, denn wie sollte ich dann einen Volksgesang führen? Eine melodische Führung der Gemeinde ist daher unumgänglich.
Was lang und was kurz bei freier Notation gesungen wird, ergibt sich zum einen aus der Textsilbe selbst, sowie aus allenfalls vorhandenen Tenuto-Strichen, mit denen Notenköpfe markiert werden.
Da gibts aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten für die wenigen metrisch nicht ausgeschriebenen KVs: A) (ich habs so gelernt) Kantorengesang: Kantor ist Solo, Orgel begleitet; Gemeindegesang: Orgel führt, Gemeinde folgt. Da der KV Gemeindegesang ist, heißt das: du machst bei der Intonation klar, wie dus haben willst, Kantor übernimmt beim Vorsingen deine Variante, Gemeinde hats dann 2x gehört und sollte es kapiert haben. B) du machst dir vorher mit dem Kantor aus, wie ihr das haben wollt.
Am Hören der Orgel kanns definitiv nicht liegen, denn die (wg. Kirchenrenovierung als interimistische Kirchenorgel dienende) Johannus Prestige 300 steht (quasi in Position einer Chororgel) nicht weit vom Ambo entfernt und ist wirklich laut genug. Normalerweise gibt es nie Probleme zwischen mir und den Kantoren, nur bei diesem einen Kehrvers (weiß leider nicht mehr, welche GL-Nr.), der eben in "Kugerlnotation" notiert ist.
Die Idee ist ja, dass es eben nicht "ausgezählt" sein sollte. Das lässt sich dann schwer in konkrete Notenwerte fassen. Bei Choralbegleitung ist das auch so, dass sich gewisse "Unschärfen" ergeben. Den Kantor würde ich auch nicht Ton für Ton begleiten, sondern eher so etwas wie eine Klangwolke unterlegen.
Das bekannte Halleluja, das im neuen Gesangbuch so notiert ist, obwohl es in der alten Version richtige Notenwerte hatte, finde ich allerdings auch problematisch.
Ich sehe es auch so wie @Axel . Vor allem bei der Begleitung der Gemeinde sollte ja nicht irgendein starrer Notenwert die Grundlage für die Länge des Tons sein, sondern der Text den man begleitet und im besten Falle auch mitsingt beim spielen.
Auf der anderen Seite ist aber die Frage ob es tatsächlich in der Praxis ein Vorteil ist, oder doch eher ein Nachteil. Der Kirchenmusiker wird damit schon gut arbeiten können, aber gerade bei dem Laienspieler, der vielleicht selbst nicht singt, dem nimmt man dann auch noch die Hinweise auf die "in etwa" Tonlänge. Ein stur ausgezählter Satz ist vermutlich noch immer besser als ein "nach Gefühl des Laien" Satz...
Das Kirchenmusikamt Passau hatte mal ein Kantorale mit Notenwerten und auch das Freiburger Kantorale hatte es so notiert, aber immer mit dem Hinweis, dass die Notenwerte nicht wörtlich zu nehmen sind. Keine Ahnung, ob es das zum neuen Gesangbuch auch gibt.
Einer unserer Kantoren singt gern Bearbeitungen aus dem Freiburger Kantorale und hat mir sogar ein Exemplar davon geschenkt, es enthält in "normalen" Noten auskomponierte Bearbeitungen von Psalmen, dabei werden auch die Psalmstrophen obligat von der Orgel begleitet. Man muss es zwar auch üben und am besten auch gemeinsam proben, aber man hat zumindest eindeutige Noten vor sich und es klingt raffinierter und professioneller als wenn der Kantor die Psalmstrophen allein singt.
Da bin ich sofort dabei. Ich kann mich erinnern, dass es seitenweise "theologische" Begründungen gab, warum der Psalm gerade nicht begleitet werden sollte. Funktioniert in der Praxis leider (oder zum Glück) so nicht.