Angeregt durch das Weihnachtsoratorium in der Interpretation von Nikolaus Harnoncourt habe ich mal (virtuell) einen Blick auf die dortige Orgel geworfen, eine historische, erbaut 1803 von Nikolaus Rumel dem Jüngeren. Sie hat zwar einen prächtigen Prospekt, aber eine ganz komische Disposition.🧐 Wenn ich das richtig verstehe, hat das 1. Manual (Plenowerk) NUR ein starres Plenum 7-11-fach als "Blockwerk", also keine Einzelregister ! 😲 Das heißt, alles, was nicht Plenum ist - und letzteres ist bei einem Gottesdienst meist nur das Postludium, allenfalls noch das Präludium und die Halleluja-Intonation - kann nur auf dem Positiv gespielt werden. Wenn man die Pleno-Register wenigstens einzeln registrieren könnte, dann könnte man z.b. auch mit dem Prinzipal 8´ allein spielen oder 8´+4´ zur Gemeindebegleitung.
🤦♂️ Das ist doch total unpraktisch, warum bitte baut man sowas ? 🤔 Kann mir das mal jemand erklären ? Wenn ich dort Organist wäre, würde ich auf eine Aufteilung des Plenums in Einzelregister drängen !
Ich habe es im Buch "Orgeln in Österreich" von Alois Forer nochmal nachgelesen: Das Plenowerk ist übrigens NICHT historisch, sondern wurde 1956 von Johann Pirchner ergänzt.
Ein Blockwerk ist eben viel einfacher zu bauen?! Oder
Ja, Blockwerke sind in gewisser Weise einfacher zu bauen, weil sie keine komplexen Registermechaniken oder Schaltungen benötigen. Alle Pfeifen eines Tonumfangs werden gleichzeitig gespielt, wodurch die technische Konstruktion des Windwerks und der Steuerung deutlich vereinfacht wird. Daher könnten sie tatsächlich eine interessante Option sein, wenn sie als Ergänzung zu einer bestehenden Orgel oder für spezielle Zwecke genutzt werden sollen.
### Vorteile beim Bau eines Blockwerks: 1. **Technische Einfachheit**: Da keine Registertraktur benötigt wird, ist der Bauaufwand für die Mechanik und Steuerung geringer. 2. **Kompaktheit**: Ein Blockwerk benötigt weniger Platz, weil keine komplizierte Registerschaltung integriert werden muss. 3. **Kostenersparnis**: Weniger aufwendige Mechanik und Steuerung bedeuten geringere Material- und Arbeitskosten. 4. **Spezifischer Klangcharakter**: Ein Blockwerk kann einen kräftigen und einzigartigen Klang hinzufügen, der in modernen Orgeln oft fehlt.
### Anwendungsfälle als Ergänzung: 1. **Klangliche Bereicherung**: Ein Blockwerk könnte einen mittelalterlich oder besonders kräftigen Klang beisteuern, der als Kontrast zu den bestehenden Registern der Orgel dient. 2. **Schnell verfügbare Lösung**: Wenn eine Orgel z. B. für eine bestimmte Aufführung oder einen Raum schnell erweitert werden soll, kann ein Blockwerk eine pragmatische Lösung sein. 3. **Permanente Erweiterung**: Als Zusatzwerk für historisch inspirierte Orgeln könnte ein Blockwerk dauerhaft eingebaut werden, ohne die bestehende Orgeltechnik wesentlich zu verändern.
### Einschränkungen: 1. **Klangliche Flexibilität**: Ein Blockwerk kann nur als Ganzes gespielt werden, was es weniger vielseitig macht als einzelne Register. 2. **Eingeschränkte Integration**: Die Ergänzung eines Blockwerks muss gut in das klangliche Konzept der bestehenden Orgel passen, um harmonisch zu wirken. 3. **Platzbedarf und Windversorgung**: Auch wenn die Mechanik einfacher ist, benötigen die Pfeifen Platz und müssen korrekt mit Wind versorgt werden.
Zusammenfassend: Ja, Blockwerke könnten als Ergänzung zu einer bestehenden Orgel praktisch sein, insbesondere wenn Einfachheit und spezifischer Klang im Vordergrund stehen. Ihre Einschränkungen machen sie jedoch eher zu einer spezialisierten Option als zu einer universellen Lösung.
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #2 **Spezifischer Klangcharakter**: Ein Blockwerk kann einen kräftigen und einzigartigen Klang hinzufügen, der in modernen Orgeln oft fehlt.
Inwiefern und warum hat gerade ein Blockwerk einen kräftigen, spezifischen und einzigartigen Klang, der modernen Orgeln oft fehlt ? Das alles trifft doch meines Wissens auf jede historische oder historisch inspirierte Orgel (siehe Bückeburg) zu. Oder beeinflusst die Bauweise des Blockwerkes an sich den Klang, verschmelzen die Klänge der einzelnen Pfeifen besser, wenn sie quasi permanent zusammengekoppelt sind ?
Tatsache ist, dass man auf einer 2-manualigen Orgel, bei der 1 Manual als Blockwerk angelegt ist, nicht mal eine Triosonate von Bach adäquat registrieren könnte, schon gar nicht die langsamen Sätze. Auch sonst wird man sich bei einer solchen Orgel mit passenden Registrierungen und vor allem mit schnellen Klangwechseln schwer tun, wenn - wie in Waldhausen - nur beim Positiv differenzierte Registrierungen möglich sind und man auf dem Oberwerk NUR pleno spielen kann.