Romanus Aufforderung folgend, möchte auch ich mich vorstellen: Bin Jahrgang 1957, habe das musische Gymnasium besucht und dort mit 16 Jahren zur Orgel gekommen. In der Anfangszeit hatte ich einen tollen jungen Lehrer (selbst schon international erfolgreich), er hat mich sehr motiviert, aber hat leider nach kurzer Zeit unsere Schule verlassen. Unter seinem Nachfolger lief es nicht mehr so gut. Ich bin aber seitdem als Organist in meiner Heimatpfarrei tätig, habe später die C-Prüfung abgelegt und spiele heute ca. 20 Messen pro Monat in drei Kirchen. Die Orgeln sind auf sehr unterschiedlichem Stand: zwischen komplett ungepflegter elektropenumatischer bis zu einem hervorragenden Neubau aus 2007. 2013 (das frühere Kinderzimmer wurde frei, die Kinder sind ausgeflogen) habe ich mir eine Hauptwerk-Installation gegönnt: Zweimanualiger Spieltisch mit BDO-Pedal, HW 4 läuft auf mac mini mit 16 GB, motu ultralite als Interface, meist mit Kopfhörer. Orgeln habe ich nur die Silbermann Zöblitz (prima zum Üben) und Caen. Fünf Jahre lang hatte ich viel Spaß damit und vermutlich das mit dem Üben übertrieben. Plötzlich krampfte meine rechte Hand. Anfangs dachte ich, etwas Schonung würde helfen, doch das Problem blieb. Ein Neurologe hat mir dann die Diagnose “fokale Dystonie” gestellt, bekannt auch als Musikerkrampf. Er hat mir einige Therapien genannt (z.B. Umstellung der Spieltechnik, regelmäßige Botox-Spritzen), Bis auf Physiotherapie (ohne Erfolg) habe ich aber nichts probiert. Spaß macht das Spielen seitdem nicht mehr - zum einen schmerzt die rechte Hand nach wenigen Minuten, zum anderen rutschen die Finger des öfteren von den Tasten ab, insbesondere den schwarzen. Die letzten vier Jahre war meine “Heimorgel” nahezu unberührt, nur die Gottesdienste spielte ich noch. Nun will ich mich aber noch mal aufraffen, eventuell mich auf Stücke beschränken, die die rechte Hand nicht sonderlich fordern ( Pedal und linke Hand funktionieren tadellos). Übrigens habe ich im Alltag mit der rechten Hand keine Probleme, mit einer Ausnahme: Die Computertastatur.
Willkommen alba, das muss für dich eine wahre "Hiobs-Botschaft" sein!
Nach meinem beruflichen "(Un)Ruhestand" vor einigen Jahren konnte ich meine bisherige Organistentätigkeit ausweiten - was mir viel Freude verschafft. So eine Diagnose wäre für mich ein "Hammerschlag".
Als medizinischer Laie trotzdem folgender Satz: "Der kausale Therapieansatz beruht auf einer Umschulung des Patienten (Retraining). Durch das Erlernen abgeänderter Bewegungs-programme kann die Störung langfristig behoben werden. https://flexikon.doccheck.com/de/Musiker-Dystonie
Dir viel Geduld und ev. trotzdem einen Hilfs-Ansatz..
Hallo alba, ein herzliches Willkommen aus dem Allgäu. Dein Bericht über Deine Probleme mit Deiner rechten Hand hat mich sofort an Prof. Peter Feuchtwanger erinnert. Als Pianist hat er mit den von ihm entwickelten Übungen vielen anderen leidenden Klavierspielern geholfen. Viele hatten durch diese Übungen schon nach kurzer Zeit keine Probleme mehr. Falls es Dich interessiert, kannst Du die Übungen über YouTube in dem Kanal von Adam Johnson Pianist UK ansehen bzw. in einem preiswerten Buch von einer seiner Schülerinnen, der Klavierlehrerin Birgit Nerdinger (https://birgit-nerdinger.de/#publikationen) nachlesen. Alles Gute für Dich.
Danke für die aufmunternden Worte. Auch wenn die Dystonie wohl pathologische Ursachen hat, werde ich Feuchtwangers Übungen auf alle Fälle probieren. Auch wenn es nur kleine Fortschritte gibt, freue ich mich.
Nachdem ich jetzt zwei der Feuchtwanger-Übungen seit etwa zehn Tagen praktiziere, ein erster kleiner Zwischenbericht. Die Übungen sind ja eigentlich für Pianisten gedacht. Feuchtwanger legt viel Wert auf die genaue Positionierung (Höhe des Ellbogens, Abstand zur Klaviatur) des Spielers. Das ist an der Orgel mit mehreren Manualen naturgemäß nur immer für höchstens ein Manual zu erreichen (abgesehen von den Erfordernissen, die das Pedalspiel zusätzlich mit sich bringt). Ich betrachte das untere Manual wie die Klaviertastur und führe die Übungen dort mit einer Hand durch. Beim anschließenden Spielen bspw. eines Chorals versuche ich bewusst wie von Feuchtwanger propagiert die Tasten mit gestreckten Fingern ohne Anspannung zu spielen. Anatomisch nicht ganz einfach, denn wenn der Daumen noch auf einer Taste liegen soll, stößt der gestreckte 3. Finger bereits vorn an, Pistons sind im Weg. Positiv ist: Es dauert länger bis die Dystonie sich bemerkbar macht, ich kann schon mal 30 Sekunden ohne Verkrampfung spielen. Anders ist es, wenn ich zur Benutzung des 2. oder 3. Manuals den Ellbogen aus der entspannten Lage anheben muss, dann schlägt die Dystonie in der rechten Hand leider sofort zu.
Hallo Alba, Danke für Dein Feedback zu Deinem kleinen Erfolg mit den Peter Feuchtwanger-Übungen. Übrigens findest Du einige weitere Informationen zu Peter Feuchtwanger auf seiner Internetseite: http://peter-feuchtwanger.de/neu---new/index.html Durch Zufall habe ich auf Stretta Musik einen Artikel zu Deinen Problemen entdeckt: https://www.schneppat-music.de/fokale-dystonie-bei-musikern/ Wünsche Die weiter eine gute Besserung. Viele Grüße aus dem Unterallgäu Rainer