In einer Schatzkiste aus edlem Holz spielt munter ihre Seele hin. Jeder Ton klingt voller Stolz und würdig einer Königin.
Auf den Tasten liegt ihr Herz und ihr Atem haucht so unnahbar, zu ihres Spielers Freud´ und Schmerz ein Soli Deo Gloria.
Und wenn ihr Lied gen Himmel steigt, wie ein Gedicht aus Klang und Glanz, sitzt dort ein jeder, hört und schweigt und Gott spricht: „Das ist mein treuer K****r Hans!“
Sven Leutnant [rohrfloete], 2014
Dieses Gedicht entstand zum 60. Orgeljubiläum unseres damaligen Organisten. [Nachname mit '****' unkenntlich gemacht] Er ist Autodidakt und hat insgesamt 61 Jahre hauptsächlich auf dem hier gezeigten Instrument gespielt. Ich finde, das ist aller Ehren wert.
Die Zeitschrift "Urania" aus den 1840er, 1850er-Jahren (und darüber hinaus) ist voll von derartigen Gedichten auf die Orgel und Organisten. Meistens kann man das damals Geschriebene heute kaum noch nachempfinden. Eines der noch halbwegs erträglichen Produkte ist das hier:
Die Gabe der heiligen Cäcilie
Legende
von H. R. (= H. Riedel?)
In stiller Nacht ein heißes Gebet Der Jüngling zur heil'gen Cäcilie fleht. Auf stund er vom Tisch, wo auf gelblichem Blatt Die Meisterfug' er geendet hat; Hin ist er gekniet vor das Bild an der Wand, Gesenket das Haupt, gehoben die Hand, Und seufzt: "O heil'ge Jungfrau, wende Die Noth von mir, den Jammer ende! Bald ist des Lämpleins Oel verzehrt, Und Speise mein matter Leib begehrt. Wo soll ich Nahrung für beider Licht Bekommen, reichst Du sie dem Armen nicht?! Dir hab' ich ja Herz, Hand und Leben Zu treuem Dienste hingegeben!" – So fleht er, bis er zum Sterben matt Hinsinkt und das Auge geschlossen hat. Und sieh, da däucht ihm, es trete das Bild Hervor aus dem Rahmen und lächle so mild; Es öffnet der Mund sich – wie Engelgesänge Vernimmt er der Worte rührende Klänge: "Mein armer Freund, blick' auf zu mir! Nicht Gold noch Silber kann geben ich Dir. Doch was ich habe – Empfang es zur Gabe! Siehst du die Thrän' im Auge hier? – Sie nimm von mir!" Und auf des Jünglings Stirne nieder Träuft das heilige Naß – da erwacht er wieder. Verloschen ist der Lampe Schein, Die Morgenröthe blickt schon herein. Und zur Metten eilt er mit stillem Sinn Und setzt auf die Bank zur Orgel sich hin – Hebt an zu spielen mit heiligem Zagen, Fühlt bald sich empor zum Himmel getragen. Akkorde tönen so mild und weich, Wie Seel'ge flüstern im Himmelreich – Aus jeder Pfeif' ein Englein spricht – Doch "wie es zugeht" selbst weiß er es nicht. Und die es hören, das Himmelsgetön, Die meinen vor Rührung schier zu vergeh'n. Das war die Weihe der heiligen Gabe; Dem Jüngling blieb sie bis zum frühen Grabe. –
Und nun von der Legende die Lehr'? – Sie geht auf die Organisten und ist nicht schwer. Sie rühren wohl Herzen von Stahl und von Eisen, Und haben doch wenig zu brocken und beißen; Am Fette noch ist gestorben keiner; Ich kann's bezeugen – ich selber bin Einer.