Weiß jemand, ob noch weitere West-Orgeln mit solchen Problemen zu kämpfen haben? Hängen die Probleme vielleicht mit stark bleihaltigem Pfeifenmetall zusammen, das West im Sandguss-Verfahren verarbeitete, um so zu härteren und stabileren Pfeifen zu kommen, was aber möglicherweise nicht so funktioniert hat wie erhofft?
Zitat von Bartpfeife im Beitrag #1Weiß jemand, ob noch weitere West-Orgeln mit solchen Problemen zu kämpfen haben? Hängen die Probleme vielleicht mit stark bleihaltigem Pfeifenmetall zusammen, das West im Sandguss-Verfahren verarbeitete, um so zu härteren und stabileren Pfeifen zu kommen, was aber möglicherweise nicht so funktioniert hat wie erhofft?
Könnten diese Probleme allenfalls damit zusammenhängen, dass die Pfeifen sehr bzw. zu dünnwandig gebaut sind?
Bei dünnwandigen Pfeifen ist das Eigengewicht entsprechend geringer, weshalb sie durchaus stabil sein können, besonders wenn die Wandung am Labium relativ stark ist und nach oben hin ausgedünnt wurde, wie es oft gehandhabt worden ist. Wichtiger als die Wanddicke ist die Festigkeit des Materials, und die hängt von der Zusammensetzung der Legierung ab: je mehr Blei, desto weicher, aber Spuren von Wismut und Antimon können auch bleireiches Material ausreichend fest machen. Und angeblich hat auch das Gußverfahren Einfluß auf die Festigkeit des Materials.
Da das heutige Internet herzlich wenig Details über Rowan Wests Orgeln mitteilt, habe ich die alte Website der Firma Orgelbau West im Internet Archive aufgesucht: https://web.archive.org/web/20210920203926/http://west-orgelbau.de/Ubersicht/Referenzen/referenzen.html Aus der Website geht klar hervor, dass das Sandgussverfahren bei der Orgel in Brackwede noch nicht angewendet wurde; West hat sich erst später speziell für die Orgel in Celle mit Hilfe der Universität Göteborg über das Sandgussverfahren informiert. Das bedeutet, dass die Pfeifenbleche für Brackwede noch auf herkömmliche Art gegossen wurden. Auf Bildern aus dem Orgelinneren https://kirchengemeinde-brackwede.de/pages/aktuelles/orgelsanierung.php (herunterscrollen!) sind zahlreiche Pfeifen mit sehr dunkler, z.T. bläulich schimmernder Oberfläche zu sehen, ganz offensichtlich handelt es sich dabei um Pfeifen mit sehr hohem Bleianteil - und solche Pfeifen sind entsprechend weich. Genau deswegen ging ja West später zum Sandgussverfahren über, das angeblich härteres Material ergibt (was aber in Celle auch nicht geholfen hat!)
Ich würde mich nicht wundern, wenn auch bei anderen Orgeln von Rowan West aus den 1990er-Jahren, die mit herkömmlich gegossenen Bleipfeifen versehen wurden, nach und nach viele Pfeifen unter ihrem Gewicht zusammensinken. Das könnte insbesondere die Schnitger-Replik in Taufkirchen a.d. Pram (1996) betreffen: https://web.archive.org/web/20211203231545/http://west-orgelbau.de/Ubersicht/Referenzen/Taufkirchen/taufkirchen.html West schrieb auf seiner Website über diese Orgel: "Eine Besonderheit dieses Instrumentes bildet das sehr bleihaltige und gehämmerte Pfeifenwerk, das dem Klang eine besondere Gravität, Mischfähigkeit und liebliche Schärfe verleiht." Das dürfte schlechte Aussichten für die Taufkirchener bedeuten ...