Also, die Fehler gibt es schon in der Festschrift zur Restaurierung. Wenn man aufmerksam liest, kann das nicht stimmen. Als "Original"-Dispo ist C-c1 mit Subbass, Octave, Bombarde und Trompete angegeben. Einige Seiten weiter wird ein Kostenanschlag der Gebr. Müller aus dem 19. Jh. zitiert, in dem eine Erweiterung des "Freipedals" mit ergänzender Lade und neuer Pedalklaviatur von C-c1 angeboten wird. Wenn das Pedal damals schon diesen Umfang gehabt hätte, wäre das nicht nötig gewesen. Ich gehe also mal von C-f0 als Ursprung aus. Da von einem Freipedal die Rede ist, müssen um 1880 auch eigene Register vorhanden gewesen sein. Ob die aber von 1727 sind? Vermutlich hilft nur der Restaurierungsbericht aus dem Archiv Orgelbau Weimbs.
Ich besitze die Festschrift zur Restaurierung auch. Dort habe ich jetzt auf S. 39 diesen Satz aus der 1932 (noch vor dem Umbau 1934!) publizierten Studie von W. Ellerhorst gefunden: "Es sind Pfeifen allerjüngsten Datums vorhanden, wie z.B. die Ergänzung des Pedals von d - c'; ..." Damit müssen die Pfeifen aus der Erweiterung durch Gebr. Müller 1879 gemeint sein. Da das alte Pfeifenwerk wohl kaum auf cis geendet haben kann, wird wohl dis - c' gemeint sein. Demnach müsste also der ursprüngliche Umfang C-d gewesen sein! Aber diese Vermutung muss man natürlich am Pfeifenwerk überprüfen. 1998 habe ich bei einer Besichtigung der Orgel dieses Bild von den alten Bombart-Holzbechern gemacht; ihre Fugen sind mit Papierstreifen aus alten Manuskripten abgedichtet und sie unterscheiden sich dadurch deutlich von den neueren Bechern. Auch für den Pedalumfang C-f gibt es in der Festschrift eine Quelle: Auf Seite 26 steht: "Das vorhandene, seit Balthasar König selbständige Pedal (im damaligen Sprachgebrauch auch Freipedal genannt), nach alter Sitte von C bis f reichend, wird erneuert und von fis bis c erweitert ..." Die Angabe C- f beruht also allein auf dem Verweis auf "alte Sitte", ist also eine Vermutung und widerspricht der Beschreibung von Ellerhorst!
Ergänzung: Gerade eben sehe ich auf Seite 21 die Disposition der Orgel der Kölner Jesuitenkirche Mariae Himmelfahrt von Balthasar König 1738; dort wird erwähnt: "3 Claviere Pedal 13 (Tasten)" 13 Tasten - das wäre nur C - c!
So ganz einfach ist das nicht. In jedem Pedalturm stehen 6 Pfeifen der Posaune, die neu sind, also insgesamt eine Oktave. Daraus ergibt sich aber nicht, von wann die älteren Pfeifen stammen. Der Subbass hingegen scheint einheitlich zu sein, sieht für mich aber eher nach 19. Jh. aus. Also doch bei Gelegenheit mal im Archiv Weimbs nachschauen.
Der Tonumfang des Pedals heute ist C-d', wenn die 12 höchsten Pfeifen der Bombart (dis-d') neueren Datums sind, wären C-d alt. Das scheint mir dann der ursprüngliche Tonumfang des Pedals gewesen zu sein, der 1879 auf C-c' erweitert wurde. Ein ursprünglicher Tonumfang C-f scheint mir dadurch nahezu ausgeschlossen zu sein. Die entsprechende Angabe in organ index sollte also korrigiert werden in C-d. Dass die alten Pfeifen aus dem 19. Jahrhundert stammen, lässt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen: Sie sind beklebt mit sehr alten Manuskriptstreifen, die hatte kein Orgelbauer zuhause herumliegen, die müssen vielmehr aus einer Bibliothek stammen, die bereits Jahrhunderte existierte. Da kommt wohl nur die Klosterbibliothek in Frage - die aber ist nach der Aufhebung des Klosters 1802 verbrannt. Also müssen die Pfeifen aus der Zeit vor 1802 stammen, sehr wahrscheinlich also von dem Orgelumbau 1727 durch König, als das Pedal neu angelegt wurde.
Ob der Subbass in Teilen auch auf König zurück geht, ist eine andere Frage. Ab 1934 gab es im Pedal nur noch 3 Pfeifenreihen Principal, Subbass, Posaune, von denen der Principal definitiv neu war. Denkbar wäre schon, dass der Subbass damals komplett neu gefertigt wurde, obwohl ansonsten alles brauchbare alte Pfeifenmaterial (auch aus Kostengründen) wiederverwendet wurde. Es könnten aber auch die Unterschiede so subtil sein, dass man sie jetzt, wo man nur die Pfeifenenden richtig sehen kann, nicht gut erkennen kann. Auf der Abbildung S. 59 in der Festschrift kann ich aber immerhin erkennen, dass die Griffe der Stöpsel nicht einheitlich sind; das spricht schon mal dafür, dass auch beim Subbass nicht alle Pfeifen zur gleichen Zeit gefertigt wurden. 1998 habe ich bei einer Besichtigung der Orgel außerdem einen Farbunterschied zwischen den Pfeifen der Großen Oktave und denen der Kleinen Oktave beobachtet und notiert.