Habt Ihr schon einmal etwas von "negativen" Registern gehört?
Gemeint ist natürlich nicht eine Vox Humana die vollkommen scheußlich klingt sondern eine historische Vorform der freien Kombination. Die Idee ist eigentlich ganz einfach - an manchen Orgeln gibt es ja für einige Register die Einzelabsteller, oftmals für die (verstimmten) Zungenregister - aber es gibt auch zB Zungen oder Mixturen oder Manual 16' "Ab" die dann sämtliche Zungen, Mixturen etc ausschalten.
Die Negativregister waren kleine Schalter (wie später bei den freien Kombinationen) die abstellend auf die entsprechenden Register aber nur in Verbindung mit den festen Kombinationen wirkten - nicht auf die Handregister! Wie gesagt, quasi ein Vorläufer der später üblichen freien Kombination.
Dazu gibt es nun aber tatsächlich auch eine moderne Variante.
Bei Novak-Orgeln kenne ich nur "Zungen ab", "Oktavkoppeln ab" oder "Manual 16' ab". Diese typischen Absteller sind bei vielen Novak-Orgeln anzutreffen.
Zitat von Romanus im Beitrag #2Wo bzw. an welcher Orgel gibt es diese moderne Variante ?
Soweit ich weiß hat Reginhard Baum diese, quasi programmier oder setzbaren, Absteller am Spieltisch für die Orgel in Orgel Pulheim Stommeln "erfunden" und 2023 gebaut...
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Hiermit können dann beliebige Register (auch Koppeln etc) "gesetzt" werden, die bei Betätigung des entsprechenden Schalters kurzerhand stumm geschaltet werden Sozusagen ein frei einstellbarer Einzelabsteller der nur auf Knopfdruck funktioniert.
Kann man machen. Ich finde es eher kompliziert. Im Zeitalter der quasi unbegrenzten Setzer brauche ich jetzt eigentlich keine Negativkombinationen. Bei den älteren Orgeln gewinne ich kaum etwas: Vielleicht kann man Zungen und Mixturen aus dem Tutti herausnehmen und hat dann eben noch eine Stufe in der Dynamik zusätzlich.
Zitat von Axel im Beitrag #5Kann man machen. Ich finde es eher kompliziert...
Das ist selbstverständlich Ansichtssache...
Im "deutschen" Raum ist es ja eher unüblich werkgeteilte Setzer zu verbauen was in England und Amerika quasi Pflicht ist...
Die Bedienung von modernen Spieltischen mit Tastenfessel, Registerfessel, Staccato und was da noch so alles möglich ist (von Vierteltönen und Halbgezogenen Registern mal ganz abgesehen) ist, selbst bei einer kleineren Orgel, sicherlich ebenfalls deutlich komplizierter zu bedienen als ein pneumatisches Instrument mit über 100 Registern...
Aber glücklicherweise wird ja niemand gezwungen diese Funktionen zu nutzen.
Auch da würde ich sagen: Bei quasi unbegrenzten Generalsetzern muss ich die geteilten Kombinationen nicht haben. Die anglo-amerikanischen Kollegen finden das für's liturgische Spiel ganz praktisch, okay, meinetwegen. Im Konzert sehe ich den Mehrwert nicht. Es ist wie alles etwas Gewohnheit. Bei allen technisch möglichen Spielereien sollte nicht verloren gehen, dass es ein Musikinstrument ist. Wenn auf der anderen Seite dann an der Intonation gespart wird, bringt das nicht viel. Ich bin ja immer für einen einfachen und übersichtlichen Spieltisch. Jeder Schalter weniger ist ein Gewinn, ausgenommen Sequenzer vorwärts, davon kann man nie genug haben. Was die pneumatische Orgel angeht: Einfach trifft es vielleicht nicht ganz. Ich hatte mal diese hier im Pfarrbezirk: Bonn, St. Elisabeth So unglaublich übersichtlich ist das nicht. Für's Konzert war der Setzer ein Segen. Heute reist halt keiner mehr eine Woche vor Konzert an und übt tagelang mit den Registranten (wie Straube & Co.). Vieles bei Reger lässt sich dann auch nur stereotyp über die Walze machen.