Frage an diejenigen, die gerne tonal freiere Musik spielen: könnt ihr Stücke/Komponisten empfehlen, die technisch nicht ganz so herausfordernd sind? (Also kein A-Niveau...)
Teil meines Sommerprogramms sind zwei kurze Stücke von Jean-Pierre Leguay. Ich finde es faszinierend, welche Unterschiede zu "tonalen" Kompositionen sich beim Üben ergeben. Ich muss viel genauer sein, viel stärker aufpassen, weil es harmonisch nicht "logisch" ist. Gleichzeitig genieße ich die interpretatorische Freiheit.
Ich möchte aus dieser Richtung auf jeden Fall in Zukunft mehr probieren, daher die Frage. Freue mich über Empfehlungen!
Naja, "gern spielen" ist jetzt vielleicht übertrieben, aber ich habe schon viel gehört und ausprobiert. Wenn´s atonal und eher leicht sein soll: So ziemlich alles von Carlotta Ferrari
Ansonsten bietet sich für modernes, freies und atonales Spiel die Improvisation geradezu an, da gibt´s keine "falschen" Töne und alles ist erlaubt!
Nicht mehr ganz neu, aber immer noch eine Fundgrube: Jehan Alain. Die 3 Danses und das Intermezzo sind natürlich schwer, der Rest geht eigentlich.
John Cage: Souvenier...eigentlich ziemlich tonal, aber man hört sehr gut, dass es Musik des 20. Jh. ist. Von ihm könne man auch die Harmonies of Maine empfehlen, da entfällt die Arbeit auf den Registranten.
Jean Guillou: Pièces furtives
Petr Eben: Gloria und Momenti d'organo
Juan Allende-Blin: Choral de caracola (lang, aber nicht wirklich schwer)
Nichts gegen John Cage, Jean Guillou, Petr Eben und Juan Allende-Blin als Komponisten - aber ist das wirklich "zeitgenössische Musik"?? John Cage lebte 1912-1992. Jean Guillou lebte 1930-2019. Petr Eben lebte 1929-2007. Juan Allende-Blin ist geboren 1928 und wäre jetzt 97 Jahre alt, wenn er wirklich noch leben sollte. Für heutige junge Musiker im Alter von ca. 30 Jahren (also geboren um 1995) ist das die Generation ihres Großvaters oder (bei Cage) sogar Urgroßvaters! Und das soll "zeitgenössisch" sein? Das ist ja wohl ein Witz!
Du magst mit deinem Einwurf aus deiner Perspektive recht haben - allein ich fühle mich von Axel vollständig verstanden und habe mehrere sehr konkrete Vorschläge erhalten.
Der Einwurf, die Genannten seien alle zu alt für das Adjektiv, hilft mir dagegen eher nicht weiter.
Mir ist schon klar, dass dieses Wort schwierig ist (ich hatte auch "modern" und "atonal" erwogen, aber auch diese treffen es nicht vollständig und könnten diskutiert werden.) Es ist allerdings auch subjektiv, denn wer heute 70 ist, empfindet wohl anderes als (noch) zeitgenössisch als jemand, der 20 ist...
Gerne dürfen weitere konkrete Werktitel genannt werden!
Ich tu mich schwer mit dem Begriff "atonal" in diesem Zusammenhang. Viele der genannten Stücke würde ich eher als "freitonal" bezeichnen, bei Alain basiert doch viel auf Kirchentonarten. Atonal im ursprünglichen, abwertend gedachten Sinn, assoziiere ich mit Schönberg oder Alban Berg. Die Musik von Petr Eben, dem ich vor Jahren mal registrieren durfte, ist auch immer mit tonalen Zentren.
Wenn es wirklich ganz frei sein soll, müsste man eher Richtung Kagel rrrrrrr oder Schnebels Mo-Ped für Orgel und Motorrad schauen. Eben die Avantgarde.