Ihr lieben Forenmitglieder, in den letzten Tagen ließ ich mein musikalisches Leben noch einmal Revue passieren. Als ca. 9jahriger (1972) erhielt ich in einem Konservatorium Klavierunterricht. Meine Lehrerin war ein gestrenges „Fräulein“. Abgesehen davon, dass viele Unterrichtsmethoden heute nicht mehr zugelassen wären (Rohrstock auf die Finger etc.) war es eine Zeit, in der eher die Freude an der Musik genommen, allerdings auch die Grundlagen für das Spiel gelegt wurden. Trotz intensivem Üben blieb mir das Klavier fremd. Ich saß vor dem Flügel und spielte Noten. – Ein unbefriedigendes Gefühl. Mit ca. 13 Jahren erhielt ich den ersten Orgelunterricht durch einen Kantor. Mit 14 Jahren begleitete ich dann in einer kleinen Dorfkirche regelmäßig die sonntäglichen Gottesdienste. Auch schenkten mir meine lieben Eltern in dieser Zeit eine Ahlborn Orgel (2 Manuale, Vollpedal), so dass ich zum Üben nicht mehr in die, im Winter ungeheizte, Kirche musste. Duch meinen Lebensweg nach dem Abitur durfte ich einige Jahre als Abteiorganist an einer wundervollen barocken Orgel dienen. (Ja, ich benutze bewusst das Wort „dienen“. Diesem majestätischen Instrument konnte man nur „dienen“. Hier begann ich dann auch zu erleben, wie man mit einem Instrument verschmelzen kann. Nach geraumer Zeit des Spielens begann ich, während jeder Stunde am Spieltisch zu fühlen, wie die Orgel von mir Besitz ergriff. Der kleine Organist wurde „eins“ mit der Königin. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Ich verstand für mich, Dass die Orgel der „Körper“, der Organist „Geist und Seele“ ist. Beides kann, um Vollständigkeit zu erfahren, nicht getrennt existieren. Ich hatte dann während meiner Studien die Gelegenheit mein Orgelspiel zu vervollkommnen. (Wobei es für mich immer klar war, dass Musik immer ein Hobby, nie ein Beruf werden würde!) Durch mein weiteres berufliches Leben geriet dann die Orgel weit in den Hintergrund. Seit einem Monat, nach dem ich nun wieder ein Instrument mein Eigen nennen darf, merke ich wieder, wie sich dieses Gefühl, mit einem Instrument zu verschmelzen, wieder einstellt. Unbeschreiblich schön! - Wie erlebt ihr Euch beim Spiel? Welche Emotionen treiben Euch an? Vielleicht mögt ihr ja mal was dazu sagen…
Hallo Rüdiger, danke für deinen schönen Beitrag ! Ich glaube, ich kann sehr gut verstehen, was du meinst, auch ich habe in den nunmehr 22 Jahren meiner Organistentätigkeit in der Atzgersdorfer Pfarrkirche eine gewisse "Beziehung" zu meiner Dienstorgel entwickelt, wenngleich ich seit einem - übrigens seit genau einem ! - Jahr zuhause fast noch schönere und vor allem vielfältigere Orgelklänge habe als in meiner Kirche.