Die Harmonien der Fughette sind garantiert nicht alle barock und der große Bach ist in meinen Augen und Ohren auch kein typischer Barockkomponist, denn er war seiner Zeit weit voraus, z.b. in BWV 715 (Allein Gott in der Höh´ sei Ehr) verwendet er schon fast romantisch anmutende Harmonien.
Nachdem die Orgel von Lipiny sogar für mich schon fast zu grundtönig ist, verträgt die Fughette auf dieser Orgel für meinen Geschmack keine zusätzlichen Streicher oder Grundstimmen. Ein polyphones Stück - egal ob romantisch oder nicht - sollte immer noch eine gewisse Klarheit und Transparenz bewahren, finde ich. Und als Komponist erlaube ich mir auch, meine eigenen Stücke so zu nennen, zu registrieren und zu spielen, wie ich will.
Von diesem Van Oeckelen-Gratis-Set wußte ich noch gar nichts, das scheint ja ein echter Geheimtip zu sein, ich kanns´s gar nicht erwarten, das morgen Abend auszuprobieren, danke für den Tip !
Diese ganzen Einteilungen sind doch post festem entstanden! Da so strikt zu trennen ist Unsinn. Natürlich haben die (großen) Komponisten "vorgegriffen" (auch das kann man so nur aus der Retrospektive formulieren), sonst hätts ja keine Veränderung gegeben. Aber trotzdem ist Bach tief in dem, was wir heute musikhistorisch Barock nennen, verankert.
Ich finds heute immer etwas müßig, von "barock" oder "romantisch" oder was auch immer zu sprechen, wenn das Werk in heutiger Zeit entstanden ist. Ja, klar, man kann "im Stil von..." sagen. Aber das muss dann ja nicht 100 Prozent an damalige Regeln gebunden sein.
Nach so vielen Plenumstücken ist es wieder mal Zeit für was Sanftes, leises: Dieses schöne, romantische Adagio, das ich gelegentlich zur Kommunion spiele, ist so unbekannt, dass man nicht mal den Komponisten kennt und das ist für Musik der Romantik ziemlich untypisch. Es ist aus diesem Notenalbum: Caecilia - 100 Kompositionen für Orgel (Breitkopf&Härtel/Herausgeber: Carl Schweich) Für dieses Stück kann ich mir kein passenderes Sampleset vorstellen als jenes der Volkmann-Orgel von Lipiny.
Dieses feierliche Präludium gehört auch zu meinen Lieblingsstücken, ich pflege es als Postludium zur Schubert-Messe zu spielen. Ich finde das durchaus passend, denn Schubert schätzte Simon Sechter sehr, 1828 gab Sechter dem bereits todkranken Schubert eine Unterrichtsstunde in Kontrapunkt.
Ich habe das Stück bereits mit verschiedenen Samplesets gespielt, war aber fast immer unzufrieden, weil der Klang für meinen Geschmack nie so richtig zur Musik passte. Erst das dankenswerterweise von Harmonist empfohlene Sampleset der niederländisch-romantischen Van Oeckelen-Orgel von Oude Pekela wurde diesem Stück klanglich gerecht. (Nur beim Hall habe ich etwas nachgeholfen und für diese Aufnahme das Hauptwerk-Hall-Preset "Church 1" verwendet.)
Österreichische Frühromantik, gespielt mit dem Sampleset Cracow, St. John Cantius (von Piotr Grabowski), einer modernen Orgel, die sich klanglich an französisch-romantischen Vorbildern orientiert, deshalb auch die französischen Registernamen: