Zitat von MAT im Beitrag #7Sowie ich das mitbekomme, spielt Lingualpfeife keine Literatur, sondern nur Improvisationen.
Wenn man nicht jede Woche 38 Stunden Vollzeit üben kann, dann hat man wohl auch keine andere Chance als Improvisation. Ich bin aber sicher, dass er auch Literatur spielt, nur eben nicht bei Youtube teilt. Zum einen kommen bei so was immer dumme Kommentare von jemanden, der irgendwo was auszusetzen hat und zum anderen ist es vom Urheberrecht sicherer keine Literatur zu spielen.
38 Stunden Vollzeit nur zum Üben kommt mir aber sehr viel vor ! Da müsste man schon ziemlich konzertreif spielen. Wenn ich richtig rechne, bringe ich es - seit ich Hauptwerk habe und mir das Üben deshalb mehr Spaß macht - im Durchschnitt auf vielleicht 15 bis allenfalls 20 Wochenstunden, mehr aber kaum, ich spiele eigentlich recht viel Literatur oder Eigenkompositionen, weil ich mich dabei sicherer fühle als beim Improvisieren, wo man ja nie genau weiß, was dabei herauskommt. "Dumme Kommentare" ? Ich glaube, da muss man "drüber stehen". Leute, die wirklich nur unqualifiziert meckern und keine eigenen Musikaufnahmen liefern, können es in der Regel nicht besser. (Und wenn jemand meint, dass Kritik auch eine Kunst ist, dann ziehe ich doch die schönen Künste vor. )
Urheberrechtlich kann man nur dann Probleme bekommen, wenn man Literatur von Komponisten spielt, die noch keine 70 Jahre tot sind und die Rechteinhaber für Einspielungen eine Lizenz zur Bedingung machen. Aber es gab und gibt auch Leute, die ihre Kompositionen freigiebig und sogar gratis zu Verfügung stellen, siehe Gaël Liardon.
Zitat von Romanus im Beitrag #1138 Stunden Vollzeit nur zum Üben kommt mir aber sehr viel vor ! Da müsste man schon ziemlich konzertreif spielen.
Natürlich etwas überdramatisiert. Aber wenn ich einmal schaue eine Normale Woche: Montag Friedensgeber, Mittwoch Orgelmusik zur Marktzeit, Samstag zwei katholische Gottesdienste, Sonntag 2-4 Gottesdienste und irgendwo in der Woche noch eine Taufe, Hochzeit oder Beerdigung... Wenn ich das alles mit Literatur abdecken würde, ich würde ja nur noch mich von Woche zu Woche irgendwie schleppen. Wir haben hier drei Pfarrer die in 8 Orten unterwegs sind Sonntag und jeder Ort hat eine eigene Liederauswahl und so weiter. Mit dem Orgelbuch zum Gotteslob stehe ich ohnehin auf dem Kriegsfuß, ich mag den Aufbau nicht und die Sätze empfinde ich teilweise als grenzwertig zu lesen und zu spielen. Das Orgelbuch zum Ev. Gesangsbuch ist auch so eine Sache. Von einfachen Sätzen die man direkt vom Blatt spielen kann, bis hin zu Sätze wo ich schon so einige A-Kirchenmusiker nahe der Verzweiflung erlebt habe...
Bei uns in der evangelischen Kirche spiele ich gerne am Anfang ein Präludium von Carl August Kern und auch mal ein Nachspiel von ihm. In den katholischen Gemeinden ist Literaturspiel am Anfang beim Einzug eher doof, da man nie weiß wie lange es denn dauert. Mal dauert es gefühlt 15 Minuten und man bekommt Langweile bei der dreißigsten Wiederholung der Kadenz und einem gehen nach genau so vielen Rhythmen langsam die Ideen aus, oder man hat die ersten drei Töne gespielt und sie schauen schon ungeduldig, weil sie endlich anfangen wollen und scheinbar einen Rekorversuch beim Einzug aufgestellt haben. Wenn ich da gerade mitten in der Literatur bin oder am Ende, dann ist es eher schlecht.
Naja wenn ich mal Unterwegs bin, dann ist es alles einfacher. Da kann ich mich hinsetzen meine drei Reger, meine fünf Bäche und mein zwei Mendelssohn Sonaten spielen. Die Woche darauf spiele ich am anderen Ende der Republik das gleiche einfach noch einmal und dazwischen auch und so weiter nur kann ich ja Zuhause nicht jede Woche das gleiche spielen. Nach spätestens vier Wochen würde es dem letzten aufgefallen sein :)
Zitat von Romanus im Beitrag #11ich spiele eigentlich recht viel Literatur oder Eigenkompositionen, weil ich mich dabei sicherer fühle als beim Improvisieren, wo man ja nie genau weiß, was dabei herauskommt.
Ich Improvisiere lieber, weil es da eben nicht geht, dass man was "falsch" spielt, weil es eben nichts vorgegebenes gibt. Aber ich habe immer die Sorge, dass jemand in dr Gemeinde sitzt, der wirklich was davon versteht und merkt, was ich eigentlich alles falsch mache oder wo ich gegen irgendwelche Regeln spiele, von denen ich selbst nichts verstehe... für meine Dorfgemeinden reichts allemal und auch wenn ich unseren Kantor in Saalfeld vertreten habe, hats noch keinen gestört.
Zitat von Die größte Pfeife im Beitrag #13Aber ich habe immer die Sorge, dass jemand in dr Gemeinde sitzt, der wirklich was davon versteht und merkt, was ich eigentlich alles falsch mache oder wo ich gegen irgendwelche Regeln spiele, von denen ich selbst nichts verstehe...
So etwas ist in der Praxis aber eher selten. Natürlich hört man selbst auch bei anderen mal einen falschen Ton und ja ich gestehe mich da auch drüber zu freuen. Aber jetzt nicht im negativen Sinne, sondern wenn oben der Konzertorganist sitzt und einen falschen Ton spielt, dann habe ich als Laienspieler doch auch das Recht mal einen falschen Ton zu spielen. Wenn wirklich jemand etwas sagt und selbst die Fähigkeiten hätte es besser zu machen, dann sollte man diese Person einfach fragen, warum sie sich nicht anbietet es besser zu machen.
Unser Kantor der wirklich Profi ist hat einmal eines meiner Lieblingsstücke gespielt und da habe ich einige Patzer gehört. Weil ich dieses Stück über Monate selbst geübt habe und jede Note persönlich kennengelernt habe. Daher habe ich es gut mitbekommen. Die Stücke davor oder danach waren in meinen Augen perfekt, vermutlich waren da aber genau so viele Patzer drinnen, nur ohne die Noten und genaues Wissen über das Stück höre ich diese einfach nicht und die Gemeinde hat in der Regel keinerlei Ahnung und man kann ihr vieles als Musik verkaufen.
Zitat von Die größte Pfeife im Beitrag #13Ich Improvisiere lieber, weil es da eben nicht geht, dass man was "falsch" spielt, weil es eben nichts vorgegebenes gibt.
Stimmt, bei einer Improvisation gibt es keine falschen Töne, weil keine Noten. Aber mitunter schleichen sich dabei Töne ein, die falsch klingen und vom Publikum auch in dieser Weise wahrgenommen werden und sowas ist mir peinlich. Man kann natürlich auch "modern" im Sinne von grobdissonant und atonal improvisieren, da fällt es dann überhaupt nicht auf, wenn man einen oder mehrere Töne nicht trifft. Aber das ist nicht meins.
Zitat von Spiritus boni im Beitrag #9Ja, auf manches davon freu ich mich schon😊... nur leider von 374 gibt's tatsächlich nichts ausnotiertes...
Oh ja, gibt es doch; allerdings nichts, was man für umsonst im Web findet. Ich liste mal auf: A) leicht bis mittelschwer: Walter Hofmann, Vorspiele zu Liedern aus dem neuen Gotteslob, Bd. 1 S. 81; dasselbe in Bd. 2 zu GL 485, Musik Edition Récit 2013 Dieter Blum, 3 Concerto, Vorspiel und Präludium zu GL 485, in: Orgelstücke zum Gotteslob, Alte Ausgabe Bd. 3 (leider vergriffen)
B) mittelschwer bis schwer: Dieter König, Vorspiel und Begleitsatz zu 485/374, in: Oekumenisches Orgelbuch Bd. 2, S. 432, BA 11236 Wolfram Rehfeldt, Vorspiel und Begleitsatz zu 485, in: Orgelbuch der Domorganisten S. 232, BA 11271
Dann die "Fundgrube" Martin Bieri, Ricercare, Breitkopf: Dieser listet in Buch und CD über 20 Bearbeitungen zu GL 485 auf.
Man ist also keineswegs auf das Imitieren von Lingualpfeife angewiesen.
Zitat von Romanus im Beitrag #15Man kann natürlich auch "modern" im Sinne von grobdissonant und atonal improvisieren, da fällt es dann überhaupt nicht auf
Die Ausrede habe ich schon gehabt. Stück an einem Teil total falsch gespielt. Das war dann eben eine atonale Variation 😅
Aber im Ernst, ich habe mich schon mit atonalen Stücken befasst. Das ist ein Gebiet was noch viel komplexer ist als normale Improvisation. Es ist so möglich total tolle Dinge zu machen, es kann aber auch gewaltig schief gehen. Du hast eben nur dein Gefühl beim Spielen.