Eine Interpretation von vielen. Ich erfuhr von Hindemiths Orgelsonaten seinerzeit erstmals durch meinen Orgellehrer. Noten habe ich zwar alle, habe sie aber nie selbst ausprobiert .
Das erinnert mich an 2004, ein für mich bewegtes Jahr, in dem ich nicht weniger als 2x den bzw. die OrgellehrerIn gewechselt habe:
Das 1. Mal, weil ich mich erdreistet hatte, meiner Orgellehrerin auf "politisch nicht ganz korrekte" Weise zu sagen, dass ich es für sinnfrei halte, dass sie während der Rückkehr von einer mehrtägigen Orgelexkursion spontan den Landeplatz geändert hat, sodass (nicht nur) meine Mutter (die damals kein Handy hatte) am falschen Bahnhof vergeblich gewartet hat und die Musikpädagogin sich nach meinem ehrlichen Feedback schwerst beleidigt zeigte und mich daraufhin verstieß.
Mein (1.) neuer Orgellehrer war gegenüber der Orgelmusik der Moderne sehr aufgeschlossen. Als ich mich von seinem Vorschlag, ein Stück von Hindemith einzustudieren, wenig begeistert zeigte, meinte er: "Hindemith ist feine Musik !" Mag ja sein, dass er Recht hatte und mir einfach nur das Verständnis dafür fehlt. Allerdings bezweifle ich sehr, dass sich durch das Einstudieren eines solchen Stückes meine Aversion gegen disharmonische Klänge in eine Vorliebe verwandelt hätte. Nachdem ich darauf entgegnete, dass es so viele schöne Orgelstücke gibt, die ich noch nicht im Repertoire habe und gern einlernen würde, gab auch er mich zur Adoption frei.
Mein 2. neuer Orgellehrer war ein sehr verständnisvoller, älterer Herr, der meine Abneigung gegen herbe Dissonanzen respektierte, wenn nicht sogar teilte. Ich habe jedenfalls in seinen Orgel-Klassenabenden nie einen Hindemith oder etwas Vergleichbares gehört, was (nicht nur) ich nicht als Mangel empfand. 😎
Ihr könnt mich gern erzkonservativ nennen, aber für mich muss Musik eben "schön" und für harmonie-liebende Ohren verständlich sein. Aber jedem das Seine !
Ich finde zumindest die beiden ersten Sonaten ganz wundervoll und die zweite ist wirklich sehr zugänglich. Mit der 3. bin ich nie so richtig warm geworden. Das kann auch an mir liegen. Die monumentale erste steht noch auf meiner bucket list.
Von den drei Sonaten gefällt mir die erste am besten. Da bin auch gut ausgerüstet ...
nur wird das in diesem Leben nichts mehr werden . Mein ehemaliger Orgellehrer erzählte einst, dass er seinerzeit zu seinen Orgellehrer (Lehrndorfer) ging mit dem Wunsch, die Sonate lernen zu wollen. Später wurde sie dann fester Bestandteil seines Repertoires.
Weil man kennt seine Grenzen. Wenn man da schon große Probleme mit wesentlich kürzeren und viel leichteren Stücken hatte .., und dann auch noch das hier
Zitat von Romanus im Beitrag #2Ihr könnt mich gern erzkonservativ nennen, aber für mich muss Musik eben "schön" und für harmonie-liebende Ohren verständlich sein.
Also mein Orgellehrer, selbst Schüler von Kurt Bossler, sagte einmal, um meiner aufkommender Skepsis an der Moderne zu entgegnen, dass Bach und Mozart zu ihrer Zeit auch modern waren und damit in der Kritik der das Althergebrachte Bewahrenden standen. Zugestanden höre ich auch keine Orchesterwerke von Strawinsky oder Hindemith, ich finde die modernen aber da interessant, wo sie ihre Klangvorstellungen auf den im Vergleich zum Orchester recht übersichtlichen Klangerzeuger Orgel sublimieren. Mir ist im Gottesdienst das Choralvorspiel ein wichtiges Anliegen, und da finde ich die modernen Komponisten, die mal Einflüsse von Jazz, Blues und Folklore mitbringen, oder einfach mal nach Vierne klingen, viel interssanter als meinentwegen Pachelbel. Grade in diesem kurzen und damit leicht erträglichen Format geht Moderne Musik wunderbar. Wenn Romanus beim schön klingenden bleibt, ist dann bei Schumann/Schubert Schluss mit lustig? Aber dann fehlt ja die komplette Deutsche und Französische Orgelsymphonik. Das kann man nicht machen.
«Da sind wir nimmermehr einerlei Meinung», sprach er; «wir Presbyterianer halten die Orgel für des Teufels Dudelsack, womit er den Ernst der Betrachtung in Schlummer wiegt, so wie der Tanz die guten Vorsätze betäubt.»
Zitat von Romanus im Beitrag #2Ihr könnt mich gern erzkonservativ nennen, aber für mich muss Musik eben "schön" und für harmonie-liebende Ohren verständlich sein.
Also mein Orgellehrer, selbst Schüler von Kurt Bossler, sagte einmal, um meiner aufkommender Skepsis an der Moderne zu entgegnen, dass Bach und Mozart zu ihrer Zeit auch modern waren und damit in der Kritik der das Althergebrachte Bewahrenden standen.
Das stimmt, trotzdem empfinde ich Bach und Mozart als feine, verständliche Musik und nicht mit "Modernen" wie z.b. Hermann Nitsch zu vergleichen.
Zitat von hintersatz im Beitrag #7 Mir ist im Gottesdienst das Choralvorspiel ein wichtiges Anliegen, und da finde ich die modernen Komponisten, die mal Einflüsse von Jazz, Blues und Folklore mitbringen, oder einfach mal nach Vierne klingen, viel interssanter als meinentwegen Pachelbel. Grade in diesem kurzen und damit leicht erträglichen Format geht Moderne Musik wunderbar. Wenn Romanus beim schön klingenden bleibt, ist dann bei Schumann/Schubert Schluss mit lustig? Aber dann fehlt ja die komplette Deutsche und Französische Orgelsymphonik. Das kann man nicht machen.
Da kannst du beruhigt sein, bei Schubert ist keineswegs Schluss, z.b. zu Schubert´s "Deutscher Messe" (GL Österreich-Teil Nr. 711) bemühe ich mich, möglichst im Schubert-Stil zu präludieren. Gemäßigte Moderne finde ich zu modernen GL-Liedern durchaus passend, allerdings würde ich nicht zu "Lobe den Herren" ein musikalisches Schüttbild a la Hermann Nitsch präludieren. Ich finde, Vorspiel und Choral sollten idealerweise stilistisch zusammenpassen und eine harmonische Einheit bilden. Vierne gehört übrigens zu den Komponisten, die ich gerade noch hören kann, sein Etoile du soir (Abendstern) ist für mich eines der stimmungsvollsten Tongemälde der Spätromantik, das ich nicht mit Hindemith & Co. in einen Topf werfen würde.
Nein. Hermann Nitsch ist kein Musiker, sondern ein "Maler" gewesen, unlängst verstorben, hat mWn auch an der Akademie der Bildenden Künste in Wien unterrichtet und wurde durch seine "Schüttbilder" (Tierblut wird aus Kübeln über den Leinwand gegossen - fertig ist das Kunstwerk!) "berühmt". Insofern finde ich die Anführungszeichen beim "Maler" richtig und sie sind absichtlich gewählt.
Romanus vergleicht hier Malen mit Musik, was verwirren kann, aber anderseits sehr bildhaft ist, was seine Meinung über "moderne Musik" angeht.
Womit ich als Komponist - und somit Schreiber zwangsweise zeitgenössischer Werke 😉 - natürlich nicht ganz konform gehen kann, aber das gehört auf ein anderes Blatt.