Egal, in welches Musikerforum man hineinliest, immer wieder kommt das Thema Lampenfieber vor.
Was auch immer sehr ähnlich zu sein scheint, ist der Druck, den die Musiker selbst , ihre Lehrer oder Familie ausüben.
Natürlich kommt es sehr darauf an, welche Ansprüche man an sich selbst stellt und ob man in einer normalen stressfreien Übesituation den eigenen Ansprüchen genügen kann.

Für jene, die trotz nahezu perfektem Spiel im stillen Kämmerlein (bzw. in der leeren Kirche) dann sonntags wieder mit Herzklopfen und nassgeschwitzten Händen an der Orgel sitzen, hier ein paar Tipps, die gerne ergänzt werden dürfen!

1. Gute Vorbereitung = nur noch halbe Nervosität:
🎵Wenn du beim Üben mitsingst, werden dir die Atempausen, die die Gemeinde braucht, deutlicher.
🎵Manchmal hilft vielleicht, das Stück aufzunehmen (ganz unkompliziert, einfach nur am Smartphon, etc.,) um das eigene Spiel besser beurteilen zu können
🎵Den Rat des Orgellehrers oder auch eines Gemeindemitglieds zu beherzigen oder zumindest zu überdenken ("Du spielst zu schnell, wir müssen doch auch mal Luft holen!" ), kann nicht schaden.
Trotzdem: Nicht verunsichern lassen!
🎵Wenn dann noch alle Noten in der richtigen Reihenfolge bereitliegen, und du rechtzeitig an der Orgel sitzt, fällt schon mal etwas Stress ab.

2. Ist der Priester einer von jener Sorte, die ewig lang nach dem Glockenläuten erst in der Sakristei auftaucht und sich dann erst gemächlich umkleiden,... Dann wächst natürlich auch die Nervosität des Organisten. Ich habe für diesen Fall meditative Stücke an der Orgel liegen (improvisieren geht natürlich auch) - damit kann ich sowohl mich selber als auch die Leute beruhigen.
!! Auf keinen Fall sollte man in dieser Zeit zum hundertsten Mal ein gut eingeübtes Stück ansehen und sich dann plötzlich fragen, welchen Fingersatz man denn da eigentlich immer nimmt. Wenn das Stück "sitzt" und in den Fingern ist, kann die Frage nach dem Fingersatz richtiggehend die Geläufigkeit blockieren!

3.Ein kleines Handtuch für zu arge Schweißhände kann besonders im Sommer nicht schaden.

4. Natürlich stelle auch ich an mich den Anspruch, die freien Stücke zum Ein- und Auszug, bzw. Sub communione den Noten nach originalgetreu wiederzugeben. Manchmal ist aber schlichtweg die Zeit zum Üben zu kurz. Dann kann es schon auch mal sein, dass ich es etwas vereinfache oder kürze (aber auch diese Optionen sollte man wenigstens einmal vorher probieren...!)

5. Eine vorherige gute Absprache mit dem Zelebranten wirkt auch meist nervenberuhigend - übrigens beiderseits!

6. Sollte mal etwas nicht wie geplant klappen: Ruhe bewahren! Nicht abrupt die Hände von den Tasten nehmen und den letzten Akkord irgendwo in der Luft hängen lassen, weil man merkt, dass man zu früh begonnen hat zu spielen: Man kann zb die Intonation des Schlussliedes auch als kleines Zwischenspiel stehen lassen, wenn der Priester seine Dankesworte oder ähnliches vergessen hat. Soviel Zeit muss sein😇

7.Natürlich tut man bereits bei der Vorbereitung sein Bestes. Wenn man dann an der Orgel sitzt und der Gottesdienst beginnt, dann heisst es aber nur noch:
🎵Es soll gut klingen, egal was in den Noten steht, denn die Leute unten kennen die Noten nicht.
🎵Besonders bei Begleitung des Gemeindegesangs: weiterspielen, auch wenn ein Patzer passiert ist- sonst hängt der Gesang in der Luft! (Also, dann würde es wirklich peinlich😎...)
Der Patzer ist passe`- Jetzt nach vorne schauen! -(Sonst sind weitere Stolperer vorprogrammiert!)
Erfahrungsgemäß kann sich an einen Fehler, über den einfach hinweggespielt wurde, nachher niemand mehr erinnern😉!

🎵Und falls jemand meckert, darf er den nächsten Orgeldienst gerne übernehmen😁😇

Hallo

macht es eigentlich einen Unterschied beim Lampenfieber, ob du bei einer Messe spielst oder ein Konzert gibst?
Ich hätte noch einen Tipp Nr. 8: Lernen und Üben, an jeder x-beliebigen Stelle des Notentextes anfangen zu spielen. Dies erfordert je nach Stück viel Zeit.

Tipp Nr 8 ist sehr gut - wenn man es auch vermeiden sollte, mittendrin wieder anfangen zu müssen 😉...

Anfangs war ich furchtbar nervös, bin aber auch ins kalte Wasser gestoßen worden: "Heute (!) musst Du alles spielen, ich muss den Mesner vertreten".

Mittlerweile hab ich kapiert, dass die meisten meiner Unsicherheiten unten nicht mal bemerkt werden.
Seither nehm ichs lockerer und es klappt auch viel besser.
Nervös bin ich bei Gottesdiensten nicht mehr.
Auch mit zusätzlicher Verantwortung für den Chor machts einfach Spass und keinen Stress. Selbst als der Heimatbischof unseres Pfarrers zu Besuch kam - da war einfach eine gute Stimmung.

Bei Konzerten nervt mich vor allem die Moderation.
Abhilfe: der Text stammt aus meiner eigenen Feder, ich kenne jedes Wort und weiß genau, wann ich drankomme (so habe ich wieder "meine Stichworte" , wie im Gottesdienst)... und der Moderator ist froh, wenn ihm wer die Arbeit abnimmt und er nur runterlesen braucht... 😇

Und man glaubt nicht, wie hilfreich es ist, auf den eigenen Atem zu achten.

Bei schwierigen Passagen kanns manchmal sein, dass ich unbewusst den Atem anhalte (ob das jetzt nur gut geht?) - der Patzer folgt dann, wenn die Passage vorbei und die Luft weg ist😂😂

Sehr schön zusammengefasst!