Das wohl bekannteste Portrait Johann Pachelbel´s trägt die Jahreszahl 1748, doch in diesem Jahr war Pachelbel bereits mehr als 40 Jahre tot. Wie kommt Pachelbel eigentlich zu dieser unpassenden Jahreszahl ? 🤔
Wurde das Portrait im Jahr 1748 posthum gemalt ? Das wäre nicht weiter ungewöhnlich, denn beim bekanntesten Mozart-Portrait verhält es sich auch so. Doch warum fand der Maler das Entstehungsjahr seines Werkes so wichtig ?
Oder aber zeigt das Portrait nicht DEN Komponisten Pachelbel, sondern einen Nachfahren, der 1748 portraitiert wurde und wurde das Bild fälschlicherweise unter Nichtbeachtung der Jahreszahl dem Barockkomponisten zugeordnet ? Bei nährerer Betrachtung ist der Name "Johan Christoph Pachelbel" nicht exakt so geschrieben wie man ihn sonst kennt.
Wer weiß Näheres darüber und kann das Rätsel der "falschen"(?) Jahreszahl lösen ?
Wir hatten heute hier eine interessante, kleine Diskussion zu genau diesem Thema und ich würde dieser Frage gern auf den Grund gehen. Gibt es Quellen, die diese Fragen eindeutig beantworten ? Wer weiß Näheres darüber ?
Nun, die kleine Diskussion ist verschwunden ebenso wie das umstrittene Bild. Allerdings ist das jetzige Bild in der Galerie auch nicht besser. Was kann man denn konkret sagen? (Ja, mit KI Hilfe)
Es gibt kein authentisches Porträt oder Gemälde von Johann Pachelbel, das mit Sicherheit ihn darstellt. Wie bei vielen Komponisten aus seiner Zeit (17. Jahrhundert) sind keine zeitgenössischen Darstellungen überliefert. Die meisten Bilder, die ihn angeblich zeigen, sind künstlerische Interpretationen oder Fantasiedarstellungen, die lange nach seinem Tod entstanden sind.
Die Verwechslung oder Fehlzuweisung von Porträts historischer Persönlichkeiten wie Johann Pachelbel kann mehrere Gründe haben, die häufig mit historischen, sozialen und technologischen Faktoren zusammenhängen:
1. Fehlende originale Darstellungen • Pachelbel lebte im 17. Jahrhundert, und es war nicht üblich, dass Komponisten oder Musiker Porträts von sich anfertigen ließen, es sei denn, sie waren sehr bekannt oder hatten wohlhabende Förderer. • Ohne ein zeitgenössisches Bild wird später oft nachträglich ein "geeignetes" Porträt eines anderen Menschen verwendet, um die Lücke zu füllen.
2. Missverständnisse durch Namensgleichheit • Der Name "Pachelbel" war nicht einzigartig, und es gab möglicherweise andere Personen mit diesem Namen, die im selben Zeitraum lebten. Ein Porträt eines solchen Namensvetters könnte versehentlich Johann Pachelbel zugeordnet worden sein.
3. Sensationsgier und kommerzielle Interessen • Bilder und Darstellungen von historischen Persönlichkeiten sind populär, und viele Menschen wollen ein Gesicht mit einem Namen verbinden. Historiker oder Verlage, die keine verlässlichen Quellen haben, greifen deshalb manchmal auf Fantasiedarstellungen zurück, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. • Oberflächliche Recherchen oder der Wunsch, "etwas zeigen" zu können, führen oft dazu, dass Bilder falsch zugeordnet werden.
4. Technologische und wissenschaftliche Defizite in der Vergangenheit • Früher waren Quellenkritik und wissenschaftliche Überprüfungen nicht so verbreitet wie heute. Ein einmal gemachtes Missverständnis konnte sich leicht über Druckwerke oder populäre Medien verbreiten. • Die genaue Datierung oder Identifikation von Bildern war ohne heutige Methoden (z. B. forensische Analysen oder digitale Recherchen) oft schwierig.
5. Mangelnde Aufmerksamkeit auf Details • Viele Menschen überprüfen nicht, ob die Jahreszahlen oder der Name auf einem Porträt mit den bekannten Lebensdaten übereinstimmen. Ein Porträt, das "nach Pachelbel aussieht", reicht oft aus, um es als authentisch darzustellen. Wie man dem begegnen kann • Kritisches Hinterfragen: Bilder immer auf ihren Ursprung und Kontext überprüfen, besonders bei historischen Persönlichkeiten. • Bildquellen prüfen: Nur Darstellungen verwenden, die klar belegt sind. • Bildunterschriften anpassen: Statt ein Bild eindeutig als "Johann Pachelbel" zu bezeichnen, kann man sagen: "Eine künstlerische Darstellung, die möglicherweise Pachelbel zeigt."
Diese Problematik zeigt, wie wichtig historische Genauigkeit ist, besonders in einer Zeit, in der Informationen leicht zugänglich sind, aber nicht immer geprüft werden.
Und dann kann die KI auch Pachelbels am Fließband produzieren, kleine Auswahl
Dass das aktuelle Pachelbel-Bild in unserer Komponisten-Galerie wahrscheinlich KI-generiert ist, habe ich mir schon gedacht, allerdings wusste ich es nicht genau, zumindest ergab die reverse Bildersuche bei Google keinen anderen Namen, wie ich das bei anderen angeblichen Komponistenportraits schon erlebt habe. Von den meisten bekannten Komponisten gibt es ja Portraits und Pachelbel war durchaus erfolgreich. Viele Liebhaber klassischer Musik wünschen sich "ein Gesicht zur Musik". Nehmen wir z.B. das bekannteste Mozart-Portrait, es wurde 1819 von Barbara Krafft gemalt "in Anlehnung an das Familiengemälde von 1780", es ist also auch nicht wirklich "authentisch", aber es ist das schönste und beliebteste Mozart-Portrait, man assoziiert es einfach mit dem Komponisten und seiner Musik. Irgendwann mal vor ein paar Jahren gab es da eine Art "Forschung" einer Mozart-Biographin, die dem wahren Aussehen des Komponisten nachgespürt hat, das "Ergebnis" kann man hier nachlesen. Die Mozart-Forscherin wollte quasi beweisen, dass Mozart in Wirklichkeit viel hässlicher war als auf dem von den Mozartkugeln und vielen LPs und CDs her bekannten Portrait. Und wem nützt das was ? Soll man das Bild auf den Mozartkugeln und CDs jetzt auch hässlicher machen, sodass den Leuten der Appetit auf die Mozartkugeln - oder noch schlimmer - die Lust auf die Musik vergeht ?
Und wie authentisch sind die anderen Komponistenportraits wirklich ? Auch dem bekanntesten Beethoven-Portrait sagt man nach, dass es idealisiert ist. Das ist eben das Problem bei historischen oder historisierenden Darstellungen, wenn die dargestellten Personen zu einer Zeit gelebt haben, in der es noch keine Fotos gab, kann man nie genau sagen, ob die betreffenden Leute wirklich so ausgesehen haben. Und selbst Fotos können stark täuschen, das weiß jeder, der schon einige Erfahrungen im Internet-Dating gesammelt hat. Da wird gern "gephotoshopped", um bei Tinder mehr Matches zu bekommen. Bei Stars und Promis, bei denen gutes Aussehen "Pflicht" ist, verhält es ich ebenso.
Die Komponisten-Galerie dieses Forums kann deshalb keinen Anspruch auf Authentizität erheben, sie ist auch nicht unbedingt todernst zu nehmen und dient auch ein bisschen der Unterhaltung. Ich fand dieses "Pachelbel-Portrait" einfach witzig und sympathisch und verwende es zugegebenermaßen auch für meine YT-Videos.
Es gibt inzwischen übrigens mehrere davon, z.b. hier oder hier eine Art Jugendbildnis. Sie alle ähneln einander und sind möglicherweise auch KI-generiert, vielleicht sogar in Anlehnung an das oben erwähnte, "bekannte" Bild mit der rätselhafen Jahreszahl. Die von dir generierten sehen aber ganz anders aus.
11.12.2024 15:32 (zuletzt bearbeitet: 11.12.2024 15:40)
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