Prolog

Von der Schulzeit an, und erst recht Studium, war ich immer mit der Elektrotechnik befasst (später im Berufsleben verschob sich der Schwerpunkt mehr in Richtung Software), so dass der Bau einer Dr. Böhm Orgel seinerzeit kein Problem war. Trotzdem war es ein Abenteuer. Mancher unbedarfte Zeitgenosse hatte aber Probleme mit dem Selbstbau, die Werbung versprach den Laien etwas zu viel. Mit der Technik hatte ich keine Probleme, mit dem Spielen lernen schon, wie an anderer Stelle schon erwähnt wurde. Ich bekam so aber ein tiefes Verständnis in jede Funktion analoger elektronischer Orgeln (speziell natürlich die Dr. Böhm nT-Modelle), ja auch der späteren digitalen Sakralorgeln, wo manches gleich, manches ähnlich und einiges natürlich neu war. Aber die Digitaltechnik an sich konnte mich auch nicht schrecken.

Die Sakralorgeln waren natürlich nicht selbst gebaut, dennoch kam es bei den diversen aufgetretenen technischen Problemen früher oder später zu einem Punkt, wo ich auch da selbst Hand angelegt habe – aus Interesse und – der Kundendienst hatte in der Garantiezeit natürlich immer das erste Wort – weil es mir irgendwann als effizienter erschien. Ich hatte mir vorsorglich und aus allgemeinem Interesse immer alle technischen Unterlagen beschafft, so dass zwei Johannus Generationen (JH97, T8000) für mich wenig Geheimnisse haben und auch neuere Modelle nicht völlig ein Buch mit sieben Siegeln sind. Hinzu kam natürlich ein häufiger persönlicher Kontakt mit Johannus direkt wie seinerzeit mit der Dr. Böhm Filiale.

Es folgen demnächst Abschnitte zu drei Orgeln, wo – ohne zu technisch zu werden – etwas zu Selbstbau und Selbsthilfe im Detail dargelegt wird.

1. Dr. Böhm DnT/C Selbstbauorgel

Die DnT/C war die kompakte Variante (mit ein paar Kompromissen) der DnT, einer 2 manualigen, sakraltauglichen Vollorgel. Gebaut 1976, ein paar Erweiterungen später. Der Klang war sehr brillant und stellte die meisten Konkurrenz - Fertigorgeln in den Schatten. 10-chörigrige Manuale, 6-chöriges Pedal, über 50 Register (die natürlich nicht mit denen modernerer Orgeln vergleichbar sind). Als Bausatz erträglicher Preis - hier zunächst ca. 3300 DM, mit späteren Ergänzungen ca. 4000 DM. Mit den größeren Modellen und mehr Erweiterungen ging auch deutlich mehr.

Spieltisch der DnT/C mit ein paar Ergänzungsbausätzen:



Lautsprecher, Verstärker und Spiralhall im Unterteil:



Innenleben: hochgeklappte Klangformung, Manual mit Tastenkontakten und Hüllkurvenplatine



Innenleben: Tongenerator, diverse Effektbaugruppen:



Zum Arbeitsaufwand ein paar Zahlen:

Dies Tastaturen hatten pro Taste 11 (?) Einzelteile, so dass dieser Bereich allein über 1200 Einzelteile umfasst, noch aufwendiger waren die Tastenkontakte, je Taste eine Platine, 10 Kontaktdrähte, 10 Widerstände, die auch mit dem Generator verdrahtet und verlötet werden mussten, d. h. 20 Lötstellen pro Taste. Das kommt vereinfacht für Manual- und Pedalkontakte auf rund 2500 Teile und Kleinteile und über 2500 Lötstellen. Und wir haben noch nicht über Klangformung, Generator, Verstärker, Hall, Effektgruppen und allgemeine Verkabelung geredet. 5000 Lötstellen gesamt ist eine vorsichtige Schätzung. Ja, es war schon ein Abenteuer.

Probleme? Kaum, zwei ICs kaputt von neu, 4 oder 5 Verdrahtungsfehler bei den Tastenkontakten, leicht zu finden und zu korrigieren.

Bei den aktuellen Fotos drängt sich der Verdacht auf, die Orgel läuft heutzutage noch? Mit rechteckigen/sägezahnlichen Grüßen

Die Fotos sind rund 20 Jahre alt. Frühe 4 MP Digital Kamera. Aber die Orgel gibt es tatsächlich noch, wenn schon ein paar Jahre nicht mehr in Betrieb genommen und leicht eingestaubt. Könnte mit mehr oder weniger großem Aufwand reaktiviert werden.

Zitat von Romanus im Beitrag #6

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Wurden bei der Kompaktversion hier wg. der optionalen Zugriegel aus Platzgründen Manualtasten eingespart ?

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C-c1 im Pedal reicht ja erstmal für das übliche Sakralgut.

Mir reichte damals natürlich ein 25-Tasten Pedal, kämpfte ich doch mit sehr elementaren Problemen. Bach hatte ich nur BWV 639 probiert, und die Epidemische BWV 565 Toccata.

Folgendes Buch für Interessierte ggf. für kleines Geld (nur antiquarisch):