Der schräge, amerikanische Star-Organist - die Bezeichnung "Popstar an der Orgel" wird ihm eher gerecht - Cameron Carpenter benutzt seit 2014 für seine Auftritte eine 5-manualige Digitalorgel des Herstellers Marshall&Ogletree mit über 200 klingenden Registern, die eigens für ihn konzipiert und gebaut wurde: Cameron Carpenter´s International Touring Organ
Carpenter mag ja technisch noch so brillant sein, aber seine Bach-Interpretation trifft meinen Geschmack genausowenig wie der Klang, den er hier seiner Orgel entlockt. Ich mag´s ja eher stilgerecht und das in jeder Hinsicht, das ist natürlich wie immer Geschmacksache.
Das Thema ist zwar schon etwas älter, aber ich teile deine Meinung. Und nicht nur bei Bach, sondern auch bei dem, was er selber komponiert. Seine Orgel klingt meiner Meinung nach mehr wie ein riesiges Harmonium. Und noch weniger kann ich ihn leiden, seit er in einem Interview irgendwo auf Youtube gesagt hat, dass europäische Orgeln im Vergleich zu "seinen" amerikanischen ziemlich armselig seien, was ich überhaupt nicht verstehen kann, genauso wenig, dass er sich für über 1 Mio Euro so eine riesige Quetschkommode bauen lässt.
Ich habe CC einst in der reformierten Kirche in Uster (Kanton Zürich) im Konzert erlebt. Die Kirche selbst verfügt über eine grosse Goll-Orgel aus dem Jahr 1963 mit stattlichen 61 Registern.
Einen Teil spielte er auf der Gollorgel und wechselte circa nach der Hälfte des Programmes an seine eigene Orgel, welche beim Altar aufgestellt war. Das Programm war meines Erachtens von der Idee her nicht schlecht zusammengestellt, aber hauptsächlich auf Virtuosität und schnelle Tempi ausgerichtet. Gestaltung fand wenig Platz. Die grosse Gollorgel klang auf alle Fälle immens besser als die "Reiseorgel".
Der Konzerabend war im Ganzen absolut i.O., würde mich aber nicht ein zweites mal zu CC locken:-)
Zitat von Die größte Pfeife im Beitrag #2Und noch weniger kann ich ihn leiden, seit er in einem Interview irgendwo auf Youtube gesagt hat, dass europäische Orgeln im Vergleich zu "seinen" amerikanischen ziemlich armselig seien ...
Von diesem Interview wusste ich gar nicht. Damit kann er wohl nur die Größe und Registerzahl der Orgeln gemeint haben, also Quantität und keinesfalls die Qualität. Mir war schon immer die (nicht NUR klangliche) Schönheit einer Orgel viel wichtiger als die reine Größe !
Zitat von Die größte Pfeife im Beitrag #2Das Thema ist zwar schon etwas älter, aber ich teile deine Meinung.
Bei uns ist es übrigens absolut okay und sogar erwünscht, ältere Themen zu "reanimieren", ich werde nie verstehen, warum das in vielen anderen Foren so verpönt ist !
CC war nicht der erste Organist mit einer Touring Orgel. Der Amerikaner Virgil Fox ging schon in den 1970er Jahren zunächst mit einer Rodgers, dann mit einer großen Allen auf Reisen.
Zitat von Romanus im Beitrag #1Der schräge, Berliner Star-Organist.
Pardon. Aber die Stiefel sind schon geil.
Zitat von Romanus im Beitrag #1Damit kann er wohl nur die Größe und Registerzahl der Orgeln gemeint haben, also Quantität und keinesfalls die Qualität.
Doch kann er. Qualität im Orgelbau entsteht ja nicht dadurch, dass man deutsch oder amerikanisch baut, sondern unter anderem dadurch, dass man viel Geld investiert. Und das ist in USA vielleicht eher möglich als hierzulande.
There is exactly one more chip in ya digital pipe organ working against you as you would expect to be.
Zitat von Romanus im Beitrag #1Der schräge, Berliner Star-Organist.
Pardon. Aber die Stiefel sind schon geil.
"Berliner" Star-Organist ? Achtung, dieses Zitat wurde gentechnisch verändert !
Zitat von Romanus im Beitrag #1Damit kann er wohl nur die Größe und Registerzahl der Orgeln gemeint haben, also Quantität und keinesfalls die Qualität.
Zitat von hintersatz im Beitrag #8 Doch kann er. Qualität im Orgelbau entsteht ja nicht dadurch, dass man deutsch oder amerikanisch baut, sondern unter anderem dadurch, dass man viel Geld investiert. Und das ist in USA vielleicht eher möglich als hierzulande.
Ich glaube, Geld ist im Orgelbau nicht alles. Mit viel Geld kann man riesige Orgeln mit unzähligen Registern bauen, aber Quantität ist nicht Qualität. Tradition und Orgelbau-Geschichte kann man nicht kaufen. Jahrhunderte alte, historische Orgeln (und das hört man sehr wohl auch klanglich) sucht man in Amerika vergeblich. Wenn man z.b. "älteste Orgel Amerikas" googlet, kommt überhaupt kein Ergebnis. Warum wohl ? Sowas hat in Amerika keine Bedeutung, es interessiert dort kaum jemanden. Dort muss alles vor allem riesengroß sein. Und das hört und sieht man auch an CCs Orgel, sie ist eben typisch amerikanisch, sie klingt (für meine Ohren) nicht schön, sie ist einfach nur groß. Ich glaube, CC interessiert es nicht mal, ob eine Orgel barock oder romantisch intoniert ist, vermutlich kennt er die stilistischen Unterschiede auch gar nicht, deshalb spielt er z.b. auch Bach`s h-Moll-Präludium und Fuge mit Registercrescendo und weiß die Werte europäischer Orgeln auch nicht zu schätzen. In Europa hingegen wurden und werden wertvolle, historische Orgeln erhalten und gepflegt und das hört man auch an den ganz allgemein mehr um Authentizität bemühten Interpretationen.
Na ja, das in in Amerika keine gotisch Orgel geben kann, versteht sich von selbst. Die Einwanderer aus Europa brachten die Tradition mit oder ließen sie bewusst hinter sich. Die Orgellandschaft in Amerika ist sehr vielfältig, es gibt nicht nur symphonische Riesenorgeln.
CC erscheint als meist glitzernder Paradiesvogel mit eigenwilligem Musikstil. Man sollte jedoch vorsichtig sein mit Annahmen zu seinem musikalischen und orgeltechnischen und historischen Kenntnisstand. Sein Weg in der Musik ist für ihn der richtige. Andere mögen in einer Art Historismus erstarren.