Hallo liebe Mitforisten,
Der Aufbau meiner neuen Dienstorgel, von der ich bereits berichtete, macht Fortschritte. Ich hänge einfach mal ein paar Bilder an.

Hmm, ich hatte natürlich noch weitere Bilder angehängt, wo die geblieben sind weiß ich leider nicht.

Nächster Versuch.

Nachschlag.

Mir gefällt, daß das Fenster nicht zentriert, sondern auf der linken Seite der Empore ist, so daß die Orgel daneben gut Platz hat, ohne es zu verdecken. Und rechts an der Seitenwand gleich noch ein großes Fenster. Ein tagsüber heller, freundlicher Ort für die Musik.

Die Disposition wurde allerdings etwas verändert. Sie lautet jetzt wie folgt:
Hauptwerk:
Prinzipal 8´
Rohrflöte 8´
Prinzipal 4´
Flöte 4´
Octave 2' (Vorabzug aus Mixtur)
Mixtur 4f.

Nebenwerk:
Gedackt 8´
Prinzipal 4´
Quinte 2 2/3' (Vorabzug aus Sesquialter)
Oktave 2´
Sesquialter 2f.
Dulzian 8´

Pedal:
Subbaß 16´
Prinzipal 8´
Octavbass 4'
Fagott 16´

Tremulant durchs ganze Werk, Normalkoppeln
Stimmung: Frischknecht III

Der Aufbau, bzw. die Intonation ist zur Zeit in vollem Gange. Nach mehrfachen coronabedingten Verschiebungen soll die Orgel am 16.10.22 in Dienst genommen werden. Um 11:00 Uhr gibt es einen Festgottesdienst, den ich an der Orgel bestreite, nachmittags um 17:00 Uhr ein Orgelkonzert mit dem Weseler Domkantor Ansgar Schlei, anschließend Empfang.

Mir gefiel das Fehlen des 2Fuß im HW auch nicht. Aber diese Lösung ist, glaube ich, ganz gut. Auch der Ersatz des Scharff im Nebenwerk durch eine Sesquialtera mit Vorabzug der Quinte birgt viele Vorteile, zumal das Scharff wirklich superscharf war. :-) Die Schalmei 4' im Pedal fand ich nicht so schlecht, ist aber im Vergleich zu einer Octave in gleicher Lage nicht so vielfältig einsetzbar. Das gab den Ausschlag zum Austausch. Letztendlich ist der Kauf einer Gebrauchtorgel immer irgendwo mit Kompromissen behaftet. Ich denke aber, dass wir damit das bestmögliche herausgeholt haben.

Kurz zur Geschichte der Orgel:
Es ist bereits der zweite Umzug dieser Orgel. 1952 von Willem van Leeuwen erbaut, stand sie zunächst einmanualig in einer kleinen Kapelle in Enschede. Als die Gemeinde wuchs und sich eine viel größere Kirche baute, zog die Orgel 1962 zum ersten Mal um und wurde dabei auf die heutige Größe erweitert. Schön finde ich in diesem Zusammenhang, dass wir den Auftrag für den zweiten Umzug an die Nachfolgefirma des Erbauers, Pels en van Leeuwen, vergeben konnten. So bleibt doch alles in der Familie.

Sonstige Überlegungen:
Wir haben viele Diskussionen um die Stimmung der Orgel geführt. Ich wollte unbedingt weg von der gleichschwebenden Langeweile. Mitteltönig hätte ich natürlich geliebt, war aber aufgrund der damit verbundenen Einschränkungen nicht durchsetzbar. Der Orgelsachverständige stand einer wohltemperierten Stimmung aufgeschlossen gegenüber, machte aber die Einschränkung, dass das Pfeifenwerk weder verkürzt noch angelängt werden dürfe. Nach einigem hin- u. her und verschiedenen Beratungen sind wir dann auf Frischknecht III gekommen. Egon Frischknecht ist ein Schweizer Musiktheoretiker, der verschiedene Stimmungen für verschiedene Orgeltypen entwickelt hat. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt und er hat seine Stimmung III empfohlen, da auf der Orgel am besten Musik der Renaissance und des Barock darstellbar sind. Letzte Woche wurde der Prinzipal 8 probehalber danach gestimmt, ich fand das sehr ansprechend und habe den Auftrag zur entsprechenden Stimmlegung für die ganze Orgel gegeben. Die gängigen Tonarten werden betont, die entfernteren erfahren eine gewisse Spannung, bleiben aber nutzbar.
Seit Beginn des Projektes Ende 2019 habe ich jetzt ca. 1.000 Mails verfasst, ungezählte Kilometer verfahren, interessante und aufreibende Gespräche geführt, das Presbyterium nicht begeistert, weil Kirchenmusik bisher kein Thema war, aber immerhin auf meine Seite gezogen. Wir wollen versuchen, auch im kommenden Jahr Konzerte mit und rund um die Orgel anzubieten, allerdings müssen wir erstmal feststellen, wie die Resonanz darauf ist.

Und wenn wir dann die Orgel fertig haben, wird die Kirche im Winter geschlossen, weil das Heizen zu teuer ist, und ich darf die Gottesdienste an einem grauenhaften Piano begleiten. Und bevor Fragen und Empfehlungen kommen: Nein, das Presbyterium wird ganz sicher kein Geld für etwas Digitales ausgeben. :-( Ich habe das Limit voll ausgereizt.

Abschließend kann ich nur sagen: So ein Orgelprojekt macht unheimlich viel Arbeit, es kostet Einsatz und Nerven, macht aber auch genau so viel Freude.

So, am vergangenen Sonntag konnten wir die Orgel feierlich mit Gottesdienst und Konzert in Dienst nehmen. Die starke Anteilnahme der Gemeinde hat mich besonders gefreut.