In der Hoffnung, dass wenigstens Fronleichnam (abgesehen von der mit Kirchenchor geplanten Maiandacht unser nächstgelegener Chor-Einsatz) "normal" stattfinden kann, bin ich auf der Suche nach einem 3-4stimmigen Lied mit möglichst 4 Strophen (für die 4 Altäre). - Ideen herzlich willkommen, aber ich beginne dafür kein eigenes Thema, weil das ja ein a capella gesungenes Lied sein soll und folglich hier nicht her passt.

Aber ich habe mich da irgendwo an der Uni Salzburg festgelesen und in einer Arbeit zum Thema Fronleichnam einen interessanten Satz gefunden:
"Angesichts menschlicher Gedächtnisschwäche, Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit ist die Eucharistiefeier wichtig als Gedächtnis des Christusereignisses (...)"

Auf die Passion bezogen, würde das dann heißen: Man muss es den Leuten öfter vorlesen, damit wenigstens ein bissl was hängen bleibt, meinen halt die Katholiken.....

Ob die Evangelischen ein besseres Gedächtnis haben oder ob da einfach ohne Rücksicht auf Gedächtnisverluste der zugegebermassen logischere Ablauf
durchgezogen wird, das lass ich mal dahingestellt...

Vielleicht liegt darin ja die Antwort auf Deine Frage...

Das finde ich lustig! Mich hat das auch immer verstört, genau so wie du es beschreibst. Warum stirbt er zweimal? Die Antwort ist so einfach und banal das es weh tut!

Am Palmsonntag sind viel mehr Leute in der Kirche, damit die auch die Passion hören wird sie auch dort gelesen!!! 😨🤦🏻‍♂️🤣

Darum ist der Palmsonntag derartig skurril. Festlicher Einzug, Hosanna Palmwedel, juhu 🥳... 15 min später 😬

Und bei uns, sofern unser Ortsfest grad stattfindet (alle 2 Jahre am Palmsonntag), auch noch im Festzelt neben brutzelnden Würsteln....
Ein Tag, an dem ich alle zwei Jahre frei hab. Passion im Festzelt passt nicht...

Am Karfreitag wird immer die Johannes-Passion gelesen, am Palmsonntag den drei Lesejahren entsprechend eine der drei anderen.
Es ist am Palmsonntag eine Einstimmung auf das Geschehen der beginnenden Heiligen Woche.

Mich hat die Abfolge des Ritus der heiligen Woche nie gestört. Denn - und das halte ich für entscheidend - werden in der Liturgie nicht historische Ereignisse als solche gefeiert, sondern Glaubensinhalte vermittelt. In diesem Zusammenhang ist ein Vergleich der heutigen liturgischen Ordnung mit derjenigen vor 1962 interessant. Ich habe die alte Liturgie als Ministrant noch selbst erlebt. Da waren die vier Passionsberichte auf Palmsonntag (Matthäus), Kardienstag (Markus), Karmittwoch (Lukas) und Karfreitag (Johannes) verteilt. Davon erhielt sich nur die Ordnung für den Karfreitag; im Zuge der Einführung von drei Lesejahr-Zyklen ergab sich dann die Möglichkeit (Notwendigkeit?), die Passionsberichte der drei Synoptiker auf den Palmsonntag zu legen.

Die Verteilung nach der alten Ordnung hat uns eine wahre Fülle von Vertonungen der Leidensgeschichte beschert, die von der Gregorianik/Frührenaissance bis in die Neuzeit entstanden sind und für den Gottedienst gedacht sind. Beispiel dafür: Guerrero, Victoria, Attaignant, Byrd, Lasso, J. Meiland. Auch im lutherischen Bereich muss sich die alte Leseordnung noch lange gehalten haben; wie wären sonst die drei Passionsvertonungen von Schütz zu erklären? Im lutherischen Sachsen wurde die Matthäus-Passion bereits am Sonntag Judica, die Lukas-Passion an Palmarum und die Johannes-Passion an Karfreitag gesungen. Beispiel für deutschsprachige Passionsmusiken aus dem lutherischen Bereich: Peranda, Scandello, Resinarius, Lechner, Distler, Micheelsen, K. Thomas, Mauersberger, Hessenberg. Im Anschluss an die Liturgiereform des II. Vaticanums entstanden auch deutschsprachige Passionen für die kath. Liturgie wie z.B. von H. Schroeder und H. Paulmichl; die letztgenannte habe ich selbst mal in Breisach zur Aufführung gebracht.

Rein orgeltechnisch:
An welchem andern Tag im Jahr hat man derart viele (thematisch berechtigte) Gelegenheiten, die Orgel als stimmungsmalendes Instrument eigentlich voll auszureizen??

ich setze organistische Schwerpunkte am 2. Weihnachtstag (weil HeiligAbend und der 1. Weihnachtstag überwiegend chorisch geprägt sind); dieser Gottesdienst ist oft besser besucht als am 1. Weihnachtstag, der seine Anziehungskraft durch den HeiligAbend verloren hat.

und hier in Deutschland am Deutschen Orgeltag, der im Zusammenhang mit dem Tag des offenen Denkmals jedes Jahr am 2. Sonntag im September stattfindet
https://www.orgeltag.de/

Orgelmusik ist übrigens für mich mehr als Stimmungsmalerei, sondern Bestandteil des Verkündigung. In dieser Beziehung bin ich ganz Lutheraner.

Ich glaube, da hab ich mich jetzt missverständlich ausgedrückt.

Ich meinte: in keinem anderen Gottesdienst ist so eine grosse Bandbreite von Jubel bis Tod spürbar und (nicht nur, aber auch musikalisch) gestaltbar.

Klar, jeden Gottesdienst zwischen Gloria und Agnus dei - aber nicht so deutlich und vor allem nicht in einem solchen "Stimmungsgefälle".

Womit ich bei der Stimmung bin.
Ich habe "Stimmungsmalerei" nicht negativ gesehen.
Du sagst, die Musik ist Teil der Verkündigung.
Stimme zu.

Aber wie verkündigt die Musik??
Eben.
Wenn die Melodie und auch die Registrierung nicht zum Liedtext passt, so wie wenn zb der Gesichtsausdruck nicht zum Gespräch passt, dann funktioniert das mit der Verkündigung m. E. auch nicht...

Ach ja, und meine Frage sollte eigentlich besser heissen:
Bei welchem anderen Gottesdienst im Jahr - Konzerte und Orgeltage natürlich ausgenommen.

2.Weihnachtstag: Schwerpunkte natürlich. Ich meinte allerdings die Spanne von Jubel bis Trauer. Und letztere wirst du hoffentlich zu Weihnachten weglassen😉🙃
(Agnus dei... Klar. Aber nach meinem Gefühl passt eher Schubert - Text, statt Haydn....)

Ich glaube, Dich jetzt richtig zu verstehen: Dir geht es um die Bandbreite zwischen Trauer/Schmerz und Freude/Jubel oder umgekehrt im gleichen Gottesdienst. Und da hast Du völlig recht: es gibt keinen anderen als den Palmsonntag, und da auch nur, wenn wir Organisten uns über die römische Regelung hinwegsetzen, nach der in der österlichen Bußzeit (ausgenommen der Lätare-Sonntag und der Beginn des Gründonnerstag) Instrumentalmusik nur zur Begleitung des Gesanges gestattet ist. Auch für den Palmsonntag kennt diese Reglung keine Ausnahme. Ich wäre froh, wenn man diesen alten Zopf endlich abschneiden würde, indem man das Instrumentalverbot auf den Karfreitag beschränkt oder ganz aufhebt.
Bei uns halten wir es so, dass zum Einzug der Palmsonntagsprozession in die Kirche festliches Orgelspiel erklingt als Vorspiel zu GL 280 (da gibt es mehrere Choralvorspiele zu; evgl. ist die Melodie mit dem Text "Herz und Mund vereint zusammen" bekannt). Zu Gabenbereitung und Kommunion dann Passionsliteratur; Stiller Auszug wie an den anderen Sonntagen der Passionszeit auch.