Während ich von einem Organistenmangel, von dem man gelegentlich liest, noch rein gar nichts bemerkt habe - wenn ich ausnahmsweise mal eine Organistenvertretung brauche, finde ich diese schon allein über Facebook in Minutenschnelle ! - scheinen mir KantorInnen zur Zeit echte Mangelware zu sein, zumindest in meiner Pfarre. Das KantorInnen-Team meiner Pfarre verordnet sich seit ein paar Jahren immer selbst - angeblich aus Urlaubsgründen - eine lange Sommerpause, die sich über beide Sommer-Ferienmonate erstreckt, lediglich das Hochamt Mariä Himmelfahrt wurde mit einem Kantor besetzt.
Ich bin eigentlich kein Freund von musikalischen Konserven im Gottesdienst, wirklich nicht, aber wenn man 2 Monate lang als notdürftigen Ersatz für die liturgisch nicht unbedeutenden Psalmen Liedstrophen spielt oder - noch viel schlimmer - gesprochene (!) Psalmen mitanhören muss und es gerademal schafft, dass noch irgendwer (im Notfall der Zelebrant selbst, aber auch nicht alle sind dazu bereit) den Halleluja-Kehrvers (ohne Zwischentext) singt, dann beginnt man schon, über so etwas nachzudenken. 🤔 Technisch möglich wäre es ja allemal.
Hoffentlich bleibt uns die Verbreitung solch liturgischen Fehlgebrauchs - Tonaufzeichnungen abzuspielen - erspart. Dann doch lieber gesprochene Psalmtexte.
Warum singt ihr nicht?? In Ungarn gehört es zur Aufgabe eines Organisten, die Gemeinde nicht nur mit der Begleitung, sondern auch mit der eigenen Stimme zu führen! Wer das nicht konnte, hat zu meiner Zeit kein Diplom bekommen...
Als sehr willkommene Nebenwirkung übrigens begleitet man dann so, dass man dazu singen kann... 😁
Mehrere Gründe: Der liturgische Platz des Psalmisten (Kantors) ist der Altarraum (Ambo oder neben dem Ambo). In den seltensten Fällen befindet sich der Orgelspieltisch an der eigentlich vorgesehenen Stelle in der Nähe zum Altarraum. Also müsste der Organist von der Empore aus singen. Geht auch nur bei freistehenden Spieltischen, die nach vorne ausgerichtet sind. Sind sie aber mit Blickrichtung des Organisten zur Orgel aufgestellt oder hat man eine direkt an die Orgel angebaute Spielnische (wie in meiner Kirche), versteht man den singenden Organisten unten nicht oder schlecht oder man muss sich (wie ich das mache) umdrehen und die Kantorenverse unbegleitet lassen. Also Mikrofon und Lautsprecheranlage: bloß das nicht. Ich habe leider zu oft schlechte Erfahrungen mit der Technik gemacht. Oder noch schlimmer, wie ich es leider in polnischen Kirchen des öfteren erlebt habe: Der Kantor-Organist brüllt auch die Gemeindelieder in die Lautsprecheranlage, die so laut eingestellt ist, dass sie den Gemeindegsang übertönt. Hoffentlich ist das bei Euch in Ungarn nicht so!
Ich nutze das Mikro nur für die Kantoren- und Vorsängerverse, die Gemeindelieder singe ich nie mit. Was spricht dagegen? Ein Laienkantor am Ambo sieht vielleicht liturgisch ganz schön aus, ich habe es allerdings selten so erlebt, dass es wirklich etwas taugte. Nachher dachte ich immer, hättest du nur schnell selbst gesungen und ich kann wirklich nicht besonders singen.
Psalmen werden bei uns nur sehr selten gesungen. Wenn, dann steht die Kantorin bei mir oben, sodass wir Blickkontakt haben.
Das Halleluja wird von unten vorgesungen, wenn gerade die "richtige" Lektorin eingeteilt ist. Ansonsten ergibt es sich meist einfach so, dass beim Halleluja das erste Mal außer mir niemand singt, beim zweiten Mal alle. In der Filialkirche hört man mich auch sogar😂.
Unser PAss. liebt Wechselgesänge und singt selbst vor beim WoGo - ohne Blickkontakt anfangs eine Herausforderung, aber mittlerweile geht's.
Mikro haben wir keines oben. Wir habens mal mit dem Funkmikro versucht, hatten aber andauernd Rückkopplungen durch die oberen LS.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
OrganistIn, LektorIn und KantorIn sind eigene Dienste. Die sollten eigentlich von unterschiedlichen Leuten geleistet werden (innerhalb eines GDes).
Das ein/e OrganistIn auch Psalm singt, würde in keiner der Kirchen funktionieren, in denen ich aktiv bin. Orgel zu weit weg, Spieltisch in die "falsche" Richtung.
Was die Gesangskünste der KantorInnen betrifft: ich glaube, dass wir heutzutage viel zu hohe Ansprüche haben. Singen ist aus dem Alltag verschwunden, andererseits sind wir dauernd von professionell gemachten Aufnahmen umgeben (die grade im Unterhaltungsbereich auch noch heftig bearbeitet werden). Das heißt, potenzielle SängerInnen in der Kirche haben einerseits zu wenig Übung, andererseits haben die Zuhörer hohe Ansprüche. Da traun sich viele, die eigentlich eine angenehme Stimme haben, nicht wirklich. Oder wenn, dann maximal im Kirchenchor (soweit noch vorhanden), weil sie dort ja nicht solistisch singen müssen.
Ich glaube, heute muss eine Gemeinde sehr viel Energie in die Leitung und Betreuung der Kantorendienste stecken, das ist kein Selbstläufer mehr.
Nein, bei uns in Ungarn ist es gar nicht so, daß wir die Gemeindelieder ins Mikrofon "brüllen". Wie stellst du dich uns vor?!
Bei uns führt der Organist den Gemeindegesang. Punkt. Und er kann das, weil er das gelernt hat. Einen "extra Kantor" habe ich, bevor ich nach Österreich gekommen bin, nie gesehen.
Ich wüßte auch nicht, dass dies in der katholischen Kirche liturgische vorgesehen wäre. Das dürfte eventuell eine "Eigenart" im deutschen Sprachraum sein?
ZitatBei uns führt der Organist den Gemeindegesang. Punkt.
Bei uns auch. Aber als OrganistIn, nicht als SängerIn. Das ist ja genau das, was liturgisches Orgelspiel zu einem großen Teil ausmacht. So spielen, dass man eine Gemeinde nicht begleitet, sondern führt.
Mit dem Gesang der Psalmen hat das aber nichts zu tun.