Zitat

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2.Weihnachtstag: Schwerpunkte natürlich. Ich meinte allerdings die Spanne von Jubel bis Trauer. Und letztere wirst du hoffentlich zu Weihnachten weglassen😉🙃

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Randbemerkung: es gibt Weihnachtslieder, die durchaus schon einen Ausblick auf den Kreuzestod und das Leiden der Passion geben bzw. den Bogen von Geburt zu Tod spannen. Zugegeben, nicht viele, aber die Trauer kann durchaus auch zu Weihnachten schon Platz haben. (Ich weiß, das ist jetzt ziemlich OT...)

GL 236 "Es kommt ein Schiff geladen" steht schon genau an der richtigen Stelle im Gotteslob: Nach dem letzten Adventsgesang und vor "Vom Himmel hoch". Es kann im gesamten Weihnachtsfestkreis gesungen werden.

Für mich sind die Strophen 4-6 als Eröffnungsgesang zum 2. Weihnachtstag geradezu ideal. Denn sie charakterisieren die Haltung des ersten Martyrers Stephanus. In diesem Text ist die ganze Spannweite von Freude und Leid vertreten.

Das hat eigentlich damit zu tun, daß die Liturgie die Begrenzung von Raum und Zeit insofern überwindet, als in der Gegenwart Gottes Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig präsent sind. Daher auch: "Heute ist uns Christus geboren", oder am Gründonnerstag: "Denn am Abend, da er ausgeliefert wurde, und das ist heute, nahm er ...". Dieses Denken ist in der byzantinischen Liturgie viel deutlicher erhalten. Da ist in der Gegenwart Gottes die ganze Zeit präsent. Selbst die Zukunft wird als bereits jetzt geschehen aufgezählt - und das bei jeder Eucharistiefeier:
"Eingedenk also dieses
heilbringenden Gebotes und all dessen,
was für uns geschehen ist, des Kreuzes,
des Grabes, der Auferstehung am
dritten Tage, der Auffahrt in die
Himmel, des Sitzens zur Rechten und
der zweiten und herrlichen
Wiederkunft ..."
In diesem Denken, kann problemlos der Tod Jesu am Palmsonntag vergegenwärtigt werden und am Karfreitag wieder, ohne dass das Gründonnerstagsereignis dazwischen "stört". Zudem ist das Gründonnerstagsereignis ja sowieso in jeder Messe, also auch am Palmsonntag vorhanden: "Denn am Abend, da er ausgeliefert wurde, nahm er ...". Liturgisch verschränkt sich also vieles, was historisch hintereinander kommt. Aber das spielt in einer solchen Auffassung keine Rolle. In der Proskomidie der byzantinischen Liturgien wird beispielsweise zuerst der Tod Jesu vergegenwärtigt und dann erst seine Geburt.
Gegenüber der Orthodoxie ist im Westen diese Art zu denken im Laufe der Jahrhunderte schwächer geworden, weil wir immer rationaler geworden, mehr mit Erinnerung, als mit Vergegenwärtigung etwas anfangen können. Weil dieses liturgische "Heute" nur noch zweimal im Jahr explizit vorkommt, ist das Wissen um die Bedeutung ziemlich verdunstet. Es wundert mich nicht, daß auch viele Priester dazu nichts mehr wissen.
Nachtrag: Es gibt noch ein kleines Relikt dieses Denkens. In Bethlehem darf das ganze Jahr über die Weihnachtsmesse zelebriert werden. Dieses Privileg ist bei Pilgergruppen sehr beliebt. Da ist das ganze Jahr über immer in irgendeiner Kirche Weihnachten.