Ein weiteres Beispiel von meinen Instrumenten. Keine Orgel, aber auch mit Tasten. Es handelt sich um einen Studiologic Sledge Synthesizer, frühes Exemplar aus 2013, durch Firmware Updates aber auf dem neuesten Stand.
Es ist nicht der renommierteste, wertigste, komplizierteste oder teuerste Synth, aber einer der vielseitigsten und oft unterschätzten. Er ist zwar rein digital, hat aber die Funktionen und die Handhabung eines klassischen Analogsynthesizers. Oft werden Synthesizer nur für Soundspielerein eingesetzt. Damit kann man aber auch richtig Musik machen. Volle 5 Oktaven, anschlagdynamisch, Aftertouch, 24fache Polyphonie, Split- und Layerfunktion, Oszillatoren eintellbar zwischen 1' und 64' usw. Könnte man sehr viel zu schreiben.
Bei YT gibt es zahllose Soundbeispiele, leider viel Schrott dabei. (Eigene Beispiele kann ich derzeit nicht liefern)
Synthesizer sind faszinierende Instrumente, in ihrer Klangvielfalt sogar den Orgeln überlegen. Ich hatte in meiner Jugend in den frühen 90ern eine "Synthesizer-Phase", in der ich aufgehört hatte, Orgel zu üben, um stattdessen nur mit Synthesizern Musik zu machen. Allerdings hatte ich leider nie einen mit deinem Studiologic vergleichbaren Synthesizer. Stattdessen begnügte ich mich mit einem Korg X3 und einem Ensoniq EPS 16+, die ich übrigens immer noch habe und die sogar noch funktionieren.
Ich glaube, wenn Bach einen Synthesizer gehabt hätte, wäre er begeistert gewesen ! Seine zeitlos-geniale Musik eignet sich auch gut für Synthesizer-Interpretationen. Ein paar kleine Beispiele, die ich für gelungen halte: Badinerie h-Moll BWV1067/7 Fuge g-Moll BWV 578
Bach wird immer gerne genommen. Legendär "Switched on Bach" usw. von W. Carlos. Allerdings mit den rein analogen und rein monophonen Modular Moog eine Heidenarbeit der Programmierung/Umprogrammierung und Einzelstimmenaufnahmen. Lichtjahre von Live Musik entfernt (Kein einziger Track auf YT verfügbar).
Mit modernen Poly Synths geht das viel leichter und auch live.
Der Sledge kostet weniger als 1000 Euros. Der in dem Beispiel weiter oben gezeigte Sequential Prophet 10 ist wertiger, aber längst nicht so vielseitig, kostet aber rund das vierfache.
Also "in der Klangvielfalt der Orgel überlegen" ist definitiv falsch. Das ist leider der alte Fehler.
"Ich habe einen Synthesizer mit 2000 Klangfarben!"
Und ich eine Orgel mit 44 Registern, ohne die Sonderregister.
Da ich alle, keine, ein Paar etc. Register ziehen kann, und alle (!) Kombinationen legal sind, muss hier von einem binären System ausgegangen sein.
Das heißt: Ich habe 44 Registern mit... Moment... 17 Billiarden (und ein paar Zerquetschten mehr) Klangfarben! (Habe es von meinem Rechnerknecht berechnen lassen)
Wenn ich jede mögliche Farbe nur 1 Sekunde lang spielen würde, müsste ich mehrere Millionen Jahre alt werden - und nicht essen, trinken, schlafen, aufs Klo gehen... 😀 Nur, damit ich alle möglichen Farben EIN MAL gehört habe.
Mit jedem weiteren Register verdoppeln sich die Möglichkeiten!
Und diese Farben stehen sofort, gleichzeitig, immer zur Verfügung!
Klar, ich kann "ausgefallenere Farben" mit dem Synthesizer produzieren, aber ob es sein muss, und so toll ist?
Gerade in der elektronischen Musik hieß es am Anfang im letzten Jahrhundert vollmundig: "die Möglichkeiten sind unendlich!". Und was kam?
Im klassischen Bereich ist der Klang der zeitgenössischen elektroakustischen Musik beängstigend ähnlich... Und das bei den unendlichen Möglichkeiten!
Man hört sofort: "Synthesizer".
Und zwischen diesem mittlerweile altbekannten und abgedroschen "Synthesizer - Klang" und dem Klang der Orgel entscheide ich mich - Vorsicht, Outing! - für... Moment mal... Die Orgel. 😁
Zitat von jenoe im Beitrag #6Also "in der Klangvielfalt der Orgel überlegen" ist definitiv falsch. Das ist leider der alte Fehler.
"Ich habe einen Synthesizer mit 2000 Klangfarben!"
Und ich eine Orgel mit 44 Registern, ohne die Sonderregister. ... Das heißt: Ich habe 44 Registern mit... Moment... 17 Billiarden (und ein paar Zerquetschten mehr) Klangfarben! (Habe es von meinem Rechnerknecht berechnen lassen)
Bei "Synthesizern" muss man unterscheiden zwischen 1. solchen, die nur vorprgrogrammierte Klang-Presets beinhalten, die man eventuell variieren kann und 2. Synthesizern im engeren Sinn, also jenen, bei denen jeder einzelne Parameter getrennt einstellbar ist, mit denen (wenn man damit umzugehen versteht) tatsächlich unendlich viele und auch immer neue Klänge generiert werden können.
Erstere sind v.a. bei AmateurmusikerInnen sehr beliebt, weil man damit ziemlich unkompliziert mit vielen, sehr unterschiedlichen Klängen spielen kann, ohne großes Backgroundwissen über Parameter wie Attack, Decay, Release ... und verschiedene Wellenformen wie Sägezahn, Sinus, Dreieck, Rechteck ... Dafür sind mit letzteren praktisch alle Arten von Klängen möglich und nicht "nur" Orgelklänge.
Wir alle hier sind Organisten und Orgelliebhaber und sind uns wohl einig, dass Orgeln etwas ganz Wunderbares, faszinierendes sind. Es mag einem Organisten in der Seele wehtun, zuzugeben, dass es noch andere Instrumente gibt, die der Orgel auf irgendeinem Gebiet überlegen sind. Natürlich kann man aus größeren Orgeln mit 30+ Registern sehr viele verschiedene Klangkombinationen herausholen, doch das Ergebnis sind immer "nur" Orgelklänge oder bei manchen Digitalorgeln auch sog. Orchestrals, also digital gespeicherte Klänge von anderen Instrumenten, doch letzteres ist eher untypisch für Kirchenorgeln und unmöglich für Pfeifenorgeln.
Ein programmierbarer Synthesizer hingegen kann praktisch alle beliebigen Klänge generieren. Natürlich wird in der elektronischen Musik nicht die ganze mögliche Vielfalt ausgereizt, das ist auch gar nicht möglich, denn es soll ja auch für menschliche Ohren "schön" klingen und nicht alle mit einem Synthesizer möglichen Klänge sind für menschliche Ohren angenehm.
Ich spreche dabei selbstverständlich NUR von der Klangvielfalt, nicht von der Klangschönheit !
Kirchenorgel-Forum
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21.04.2022 20:37
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