Guten Tag! Ich spiele am Palmsonntag konzertant das "Livre d'orgue" (1973/4) von Jacques Charpentier (1933 - 2017). Plant noch jemand eine Aufführung oder hat jemand dieses Werk schon einmal gespielt oder erinnert sich jemand an eine Aufführung? Das genaue Studium der Noten zeigte beim "Nachzählen" der dodekaphonen Strukturen einige Fehler in der Notenausgabe (1979) auf, die beim Vergleich mit der von JC selbst eingespielten Aufnahme (1977) als solche bestätigt wurden.
beim 1. flüchtigen Überfliegen (ohne die Jahreszahlen zu beachten) dachte ich schon, du meinst Jean-Jacques Beauvarlet-Charpentier. Erst beim Lesen der Jahreszahlen wurde mir klar, dass es auch einen modernen Charpentier gibt bzw. gab. 🤦♂️ Besteht hier eine Verwandtschaft mit den beiden historischen Charpentiers (Wikipedia schweigt darüber) oder ist es einfach ein häufiger Name ?
Mit der Einspielung des Komponisten meinst du also diese ? Wenn ja, dann bezieht sich "(1973)" wohl auf die Zeit der Komposition, wenn dem Uploader kein Fehler unterlaufen ist.
Zugegeben, das ist nicht wirklich "meine Musik", trotzdem will ich versuchen, deine Frage einigermaßen qualifiziert zu beantworten:
Eines gleich vorweg, ich habe es weder gespielt noch einer Aufführung gelauscht.
Wenn die von dir erwähnte Notenedition die einzige ist, die es gibt, bleibt dir nur die Einspielung des Komponisten selbst als höchster Maßstab, wobei zu beachten ist, dass Komponisten auch gern mal ihre eigenen Werke "frei" spielen, weil sie ja keiner Quelle "verpflichtet" sind.
Du kannst das Werk nun entweder streng nach der Notenausgabe spielen und diese auch im Konzertprogramm angeben, oder versuchen, anhand der Einspielung herauszuhören, was der Komponist genau anders spielt und bei jenen Stellen, an denen die Abweichung für dich "offensichtlich" ist, das spielen, was du hörst, vorausgesetzt, du bist dir sicher, dass du es richtig heraushörst.
Letzteres ist natürlich der anspruchsvollere und schwierigere Weg, aber der einzig "wahre", wenn du es authentisch spielen willst !
Charpentier, engl. Carpenter, dt. Zimmermann ist nicht ganz so häufig wie Müller, Meier, Schulze, Schmidt, aber nichtsdestotrotz ein "Allerweltsname".
Geschrieben wurde das Werk 1973 im Auftrag einer Gesellschaft aus Metz. Die Einspielung durch den Komponisten erfolgte 1977 (ich weiß nicht, ob er auch die Uraufführung bestritten hat). Herausgegeben wurde es dann 1979 bei Leduc. Das Notenstudium brachte Fehler in den Zwölftonreihen zu Tage, das Abhören der Aufnahme bestätigte, dass es sich um notengrafische Fehler handelt. Somit ist mit der doppelten Analyse der Notentext überstimmt.
Lustige "Anekdote" am Rande: ich habe erst gerade die Fantasie in g-Moll von J. S. Bach (BWV 542) einstudiert. "Erst jetzt", da ich die Fuge vor über 15 Jahren das erste Mal erlernte...
Darin befindet sich am Ende des 19. Taktes ein überbundener, also über den Taktstrich zu Takt 20 gehaltener "Wahnsinns-Akkord", welcher über den gehaltenen Orgelpunkt kleines d gleichzeitig einen eingestrichenen Cis, und einen ebensolchen Es beinhaltet.
Romanus müsste ihn auf jeden Fall als "Grobdissonanz" qualifizieren... Ob bei ihm deshalb das ganze Stück in Ungnade fällt...?
Wobei ehrlicherweise erwähnt werden soll, dass die g-Moll Fantasia mit Sicherheit zu den am Weitesten vorauszeigenden und harmonisch komplexesten Stücken Bachs gehört.
Da gibt es viele Komponisten sogar der Romantik, einige Jahrhunderte später also, die in ihrem gesamten Werk diese harmonische Komplexität noch nicht einmal im Ansatz erreicht haben.
Es ist nicht jeder der große Bach, leider Gottes... 😉
Zitat von jenoe im Beitrag #6Darin befindet sich am Ende des 19. Taktes ein überbundener, also über den Taktstrich zu Takt 20 gehaltener "Wahnsinns-Akkord", welcher über den gehaltenen Orgelpunkt kleines d gleichzeitig einen eingestrichenen Cis, und einen ebensolchen Es beinhaltet.
Romanus müsste ihn auf jeden Fall als "Grobdissonanz" qualifizieren... Ob bei ihm deshalb das ganze Stück in Ungnade fällt...?
Nein, ganz sicher nicht, denn ein Musikstück bleibt ja immer dasselbe und ändert sich auch nicht und kann deshalb bei mir gar nicht "in Ungnade fallen"! Und ein Stück, das mich irgendwann beeindruckt und inspiriert hat, was auf Bachs Fantasie und Fuge in g-Moll mehr als zutrifft, ist schon allein durch die Inspiration, die es mir zumindest irgendwann mal gegeben hat, bereits zu einem Teil meines Lebens und Empfindens geworden. Außerdem ist die besagte Stelle in meinen Ohren keine Grobdissonanz, sie klingt für mich gar nicht unangenehm, weil sich alles perfekt zu einem tonalen und genialen Stück zusammenfügt.
Zitat von jenoe im Beitrag #6Wobei ehrlicherweise erwähnt werden soll, dass die g-Moll Fantasia mit Sicherheit zu den am Weitesten vorauszeigenden und harmonisch komplexesten Stücken Bachs gehört.
Da gibt es viele Komponisten sogar der Romantik, einige Jahrhunderte später also, die in ihrem gesamten Werk diese harmonische Komplexität noch nicht einmal im Ansatz erreicht haben.
Da stimme ich dir absolut zu ! 👍
Zitat von jenoe im Beitrag #6Es ist nicht jeder der große Bach, leider Gottes... 😉
Darüber könnte man unendlich philosophieren, wenn es nur noch lauter große Bäche gäbe, dann gäbe es zwar keine Putins, aber wer sagt, dass sich die dann alle vertragen würden ?
Übrigens denke ich gerade darüber nach, ob das nicht schon wieder ein neues Thema ist, das einen eigenen Thread verdient. 🤔
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22.02.2024 07:32
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