Wenn man sich die Interpretationen von Marc-Antoine Charpentiers bekanntestem Stück, dem Prelude aus seinem Te Deum anhört, zeichnen sich 2 "Lager" ab:

Die einen spielen die 1/8-Noten so, wie sie in den Noten stehen, eben als solche: Jonathan Scott / Kathedrale von Madrid

Andere spielen die jeweils erste Achtel punktiert und die 2. als 1/16-Note: Lyndon Hills / Preston Minster

Natürlich habe ich mir auch die Original-Noten heruntergeladen und festgestellt, dass der Komponist ganz normale 1/8 geschrieben hat. 🧐

Das erinnert mich übrigens an eine Szene aus der Bach-Filmbiographie (1984) mit Ulrich Thein in der Titelrolle, in welcher ein Orchester eine französische Ouverture mit punktierten Noten spielt, um dem Franzosen und "Bach-Herausforderer" Louis Marchand eine Ehre zu erweisen und letzterer dies mit den Worten beanstandet:
"Wenn der Komponist hier punktierte Noten gewünscht hätte, dann hätte er sie auch so geschrieben."
Ich neige dazu, mich dem anzuschließen.

So viel ich weiß, bedeutet "französische Punktierung" lediglich von Überpunktierung der punktiert notierten Noten, aber nicht punktierte Interpretation "normaler" 1/8-Noten.

Wie denkt ihr darüber ?

Dass Louis Marchand dies wirklich gesagt hat, ist natürlich kaum historisch belegbar und darf bezweifelt werden.
Bei einem Spielfilm dieser Länge sind immer viele Szenen gestellt nach dem Motto "So könnte es gewesen sein", weil eine alleinige Collage von historisch belegbaren Begebenheiten vermutlich zu wenig Stoff für eine mehrstündige Filmbiographie hergeben würde.

Zitat von Ebi im Beitrag #2

---

Ich habe jedenfalls gelernt, dass man sehr wohl die 3/16- zu 1/16-Noten spielen kann in französischer Barockliteratur, auch wenn es als gleiche Viertelnoten dasteht. Es hört sich dadurch leichter, beschwingter, fast fröhlicher an.

---

Zitat von Insulaner im Beitrag #6

---

Wie wäre es mit diesem Wikipedia-Artikel
oder auch auf englisch gleich mit Musik dazu

---