Da denkt man als KirchenmusikerIn natürlich auch an die Orgeln. Klar, nicht jede Kirche hat eine erhaltenswerte, aber der Trend ist ja eindeutig und wird sich wohl noch verstärken. Traurige Aussichten!
Mir macht bereits die demographische Entwicklung bzw. das krasse zahlenmäßige Missverhältnis
Anzahl der Taufen/Jahr : Anzahl der Sterbefälle/Jahr
Sorgen. Vor allem dann, wenn die Anzahl der Taufen/Jahr rund bloß 1/3 oder 1/4 der Anzahl der Sterbefälle/Jahr betragen. Wo sind wir statistisch betrachtet dann in 10 oder in 20 Jahren? Andererseits gibt es in Österreich derzeit noch keine Kirchenschließungen wie jetzt bereits in Deutschland.
Keine Kirchenschließungen ... Hm...Naja... Aber dank weniger Messbesucher und der tollen Erfindung der Pfarrverbände wird unsere Filialkirche und somit auch die Orgel in Zukunft vermutlich benachteiligt ... Was sich wiederum auf die Zahl der Kirchgänger auswirkt und die Zahl der GD wieder verringern wird.....
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Nun ,das es in Österreich auch so schlimm einschlägt hätte ich jetzt nicht gedacht. War ich doch im Tirol Urlaub immer so begeistert von den so vollen Kirchen ,zum Sonntagsgottesdienst und von der Andacht der Besucher. Hätte ich so nicht kommen sehen. In meiner Heimat ,also im Osten Deutschlands ,oder besser in der finstersten Diaspora, ist das leider nicht viel anders und mit anzunehmender Sicherheit noch viel schlimmer. Hier finden ganze Generation nicht mehr den Weg in die Kirchen und das Durchschnittsalter der letzten gläubigen Generation liegt über der 60!! Hatten wir vor Corona noch 10 Messdiener findet heute keiner mehr den Weg in die Sakristei. Letzten Sonntag habe ich ,unter geschätzten 120 Kirchgängern, ein einziges Kind gefunden so das ich eure Sorge um die Zukunft der Kirche und damit auch um die Kirchenmusik teile. Komischerweise wird aber auch von höhere Stelle nicht dagegen gewirkt bzw. nach Lösungen des Problems gesucht. Mir scheint das man sich damit abgefunden hat und basta. Nach uns die Sintflut! An den Kirchen, samt Orgeln ,wird nur noch das nötigste gemacht, Orgelneubauten gibt es meines Wissens nach so gut wie keine usw. Auch die Geistlichen scheinen ,mit der derzeitigen Situation ,überfordert und mir tat unser Pfarrer ,während der gestrigen Vorabendmesse zum Palmsonntag schon fast leid als er für 11 Gottesdienstbesucher (in einer Kirche mit mehr als 200 Plätzen) nach der Palmweihe noch auf "Prozessionstour" schritt. Wie schon vorhin erwähnt war zb. auch diese Kirche vor Corona rappelvoll -und daran gestorben ist meines Wissens auch keiner. Irgendwas ist mit den Menschen in den letzten Jahren passiert ,das sie sich so sehr von Gott und der Kirche abgewendet haben !!!
Mit den vor mir zitierten Geburten- und Sterbestatistiken, wo die jährlichen Taufen rund 1/4 oder 1/3 der jährlichen Sterbefälle betragen, hatte ich eine typische Industriegemeinde im südlichen NÖ vor Augen. Möglicherweise ist dieses Missverhältnis in "Landgemeinden" nicht ganz so schlimm.
Von der Schließung der Arsenalkirche habe ich ehrlich gesagt erst heute durch Filis Beitrag erfahren, das ist natürlich traurig, aber aus meiner Sicht in Wien eher ein Einzelfall.
Ich spiele zwar nur in einer sehr restaurierungsbedürftigen(!) Vorstadtpfarrkirche im 23. Wiener Bezirk, aber die ist wirklich überraschend gut besucht, von allen Generationen, auch von Jugendlichen und Kindern und das schreibe ich nicht nur meinem Orgelspiel und dem Charisma des Pfarrers zu. Ich habe eher den - selbstverständlich subjektiven ! - Eindruck, dass die Kirchenbesucher sehr wohl da wären, aber das Geld für die Instandhaltung der Kirchen fehlt bzw. nicht zur Verfügung gestellt wird.
Und wenn ich mir die Facebook-Gruppe "Orgelvertretungen Wien und Umbebung" so anschaue, sind Organisten im Großraum Wien durchaus gefragt. Oder ist Wien (noch ?) eine Art "Hochburg des Christentums" ? Das kann ich mir - wenn ich mir die Zusammensetzung der Bevölkerung und die Verteilung der Religionen so ansehe - eigentlich gar nicht vorstellen.
Natürlich vertraue ich auf die Richtigkeit der Informationen im oben verlinkten Zeitungsartikel, aber ich persönlich habe das ehrlich gesagt noch nie so hautnah mitbekommen, warum auch immer.
Ich denke, das ist eine Entwicklung, die gerade erst richtig ins Rollen kommt. Der Schwund an Gläubigen kommt wohl langsam an eine kritische Schwelle, ab der man es spürt. Auch finanziell.
Ich hab von einer zweiten Gemeinde gehört, die "ihre" Kirche nicht mehr halten konnte (finanziell) und jetzt mit einer anderen Gemeinde eine Kirche teilt. Da weiß ich aber zu wenig Sicheres, daher nenn ich sie nicht.
Laut Wikipedia wurden zwischen 2010 und 2022 8 Kirchen an andere Konfessionen übergeben. Bei der Dichte an Kirchen in Teilen Wiens kommt da in nächster Zeit sicher noch was. Leider.
Kirchenorgel-Forum
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23.03.2024 22:06
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