Der Untertitel des Forums ist ökumenisch nicht barrierefrei! Orgel wird auch in evangelischen Gottesdiensten gespielt, die sich nicht als "heilige Messe" bezeichnen. Oder ist dies ein dezidiert katholisches Forum? Die Abläufe sind sicher anders und manche liturgischen Punkte differieren in den musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten, aber gegenseitige Befruchtung ist ja das musikalisch wirklich Spannende! Leider ist der normale evangelische Gottesdienst hier im pietistisch geprägten Schwarzwald (abgesehen von wenigen Gemeinden, die in der Tradition der Alpirsbacher oder Kirchberger evangelische Messe feiern) musikalisch sehr dünn. Vorspiel/Nachspiel und fünf Lieder... und wenn zusätzliche Musik, dann natürlich bitte mit einer poppigen Kirchenband!
Ah, Shit ! Hab´s gerade gesehen, wird gleich korrigiert ! Ehrlich gesagt habe ich auch gar nicht gewußt, dass evangelische Gottesdienste nicht als "heilige Messen" bezeichnet werden, wieder was gelernt !
Ich bezeichne mich als ökumenischer Kirchenmusiker und habe mich sehr gefreut, an Ostern den ersten virtuellen-ökumenischen-Festgottesdienst spielen zu dürfen, denn ich habe immer das Problem an den Festtagen mich nicht teilen zu können und in beiden Gemeinden zeitgleich spielen zu sollen. Es ist zwar ein katholischer Gottesdienst gewesen, aber wir haben extra auch evangelische Lieder gespielt und die Liedernummern wurden für beide Gesangbücher angezeigt. In der evangelischen Kirche unterscheiden wir in Hauptgottesdienste mit Abendmahl und Hauptgottesdienste ohne Abendmahl. Letzte Woche habe ich im Gottesdienst mit Aufnahme das Agnus Dei GL 208 gespielt und das hat einen kleinen rhythmischen Unterschied zur evangelischen Fassung. Nach dem Spiel war ich ganz neugierig auf die Aufnahme, weil ich schon befürchtete, dass ich die ev. Fassung gespielt hätte. Hab ich nicht, Glück gehabt.
Und hier im pietistisch geprägten Schwarzwald gibts oft noch die (Un-)sitte des "Abendmahl im Anschluss". Während des Orgel-Nachspiels geht die Gemeinde meist schon laut quatschend nach draußen und die ~20%, die zum Abendmahl wollen, kommen in die vorderen Reihen. Dann gibt es das Vorspiel zum Abendmalsgottesdienst und 20 Minuten später können auch diese Besucher beim zweiten Nachspiel zum Fleckentratsch vor die Kirchentüre aufschließen. Ich habe für eine Aufführung der "Deutschen Messe" von Schubert im Gottesdienst mit dem örtlichen Chor mal angefragt, ob man das Abendmahl ausnahmsweise intergriert feiern könnte. Das wurde vom Gemeinderat rundweg und kathegorisch abgelehnt! Wahrscheinlich hat schon der Begriff "Messe" hier die intellektuellen Rolläden runter rasseln lassen... A propos "laut quatschend": ich kenne eine Gemeinde, wo der Spieltisch genau zwischen den Emporenabgängen steht. Wenn es an Weihnachten oder bei der Konfirmation Stau auf der Treppe gibt, ist man von beiden Seiten vom Gequatsche umringt, und hört kaum mehr seine Orgel! Ich wurde sogar schon während des Spiels von vorbei gehenden Kirchenbesuchern angesprochen 😖
Das ist ja interessant. Das werde ich unserem Pfarrer mal erzählen, der heute das Corona-Problem mit der Kommunionausteilung angesprochen hat. Vielleicht sollten wir auch eine Kommunionausteilung nach dem Gottesdienst parallel zum Kirchenkaffee draußen vor der Tür anbieten, dann würde sich das Problem der Ansteckungsgefahr wohl ganz von selber lösen, denn dann würden sich vielleicht auch ganz viele für die Kekse vor der Tür entscheiden. Meine Mutter erzählte immer von der "Vorbeigehmess" aus ihrer Kindheit. Alle Männer waren immer auf der Empore, damit sie während der Predigt unbemerkt durch die Türe im Kirchturm hinaus ins Wirtshaus gehen konnten und zum Segen waren sie dann wieder da. Meine Orgelkarriere begann ich in einem Seniorenheim auf einer elektronischen Orgel, die an Weihnachten immer sehr abrupt im Nachspiel abbrach, weil der Mesner den gemeinsamen Stecker mit der Christbaumbeleuchtung zog. (Vielleicht kommt daher meine Aversion gegen elektronische Orgeln?)