Ich kenne zwei Varianten: Die gesteckte, alle Liednummern sind daher von Beginn an sichtbar. Die elektrische Anzeige, es wird jeweils nur die Nummer des nächsten Liedes angezeigt.
Und da sind mir jetzt im Sommer einige OrganistInnen unangenehm aufgefallen, indem sie die Nummer so knapp vor dem Einsatz anzeigten, dass etliche (besonders ältere) Messbesucher fast die ganze erste Strophe mit Suchen verbracht und damit verpasst haben.
Sofern eure Anzeige ebenfalls elektronisch ist: wie handhabt ihr das? Wann schaltet ihr um bzw. an?
Ich persönlich finde die gesteckte Variante sehr viel angenehmer...
Ja der Liedanzeiger: das könnte ein abendfüllendes Thema werden. Hier scheint es zumindest in der Region, in der ich tätig bin (Erzdiözese Freiburg und Landeskirche Baden) eine deutliche interkonfessionelle Differenz zu geben. Während die Evangelischen recht konservativ an ihren Stecktafeln festhalten, findet man diese in katholischen Kirchen so gut wie nicht mehr.. Woran das liegt, weiß ich nicht. Vielleicht daran, dass die Katholiken bei einer musikalisch voll ausgebauten Messe bis zu 10 Nummern benötigen, während man im ev. Predigtgottesdienst meist mit 5-6 Nummern auskommt. (Oder an der mangelhaften Vorbereitung mancher Priester, denen erst in der Sakristei einfällt, was heute gesungen werden soll, oder an dem höheren Zeitaufwand für die Vorbereitung durch kath. Mesner im Vergleich zu ev. Kirchendienern). Die Stecktafel zwingt dazu, die Liedauswahl rechtzeitig zu treffen, das ist ihr Vorteil. Der elektrische Liedanzeiger hat immerhin den Vorteil, dass neben den Liednummern auch Buchstaben angezeigt werden können (gebraucht für Liedanhänge oder gemeindeliche Liederbücher außerhalb der offiziellen Editionen). Wenn der Tastengeber gut eingerichtet ist, kann man - ohne während des Spiells nachprogrammieren zu müssen - mehrere Strophen auch mit Unterbrechungen anzeigen. Einen ganzen Gottesdienst vorprogrammieren kann man auch, wenn man dafür rechtzeitig da ist. Jetzt aber zum Hauptproblem: In Deutschland gibt es m.W. vier oder fünf Hersteller von solchen Anlagen, die bei der Bedienung des Tastengebers ihre eigene Suppe kochen und sich nicht auf einen einheitlichen Standard geeinigt haben. Dies führt dazu, dass ich bei Aushilfen außerhalb meines dienstlichen Hauptorts manchmal mehr Zeit für das Testen des Liedanzeigers als für das Vertrautmachen mit der Orgel aufwenden muss. Sehr lästig ist das. Zur eigentlichen Ausgangsfrage: Ich schalte die Liednummer etwa 5-10 Sekunden vor Beginn des Vorspiels ein. Je kürzer das Vorspiel, um so mehr Zeit für den Liedanzeiger! Das wird zwischen Kyrie und Gloria manchmal nicht einzuhalten sein. Beim Sanctus-Lied werden bei uns die angehenden Priester dahingehend instruiert, dass sie zwischen Gabengebet und Präfation eine kurze Pause einhalten, damit die Leute nicht nach dem Lied suchen, während die Präfation gesungen wird.
Ich versuche möglichst das aktuelle Lied und ein weiteres Lied anzuzeigen. Das geht meistens, wenn man keine Strophen angeben muss. Dann sind also das Kyrie und das Gloria bzw. Gabenbereitung und Sanktus bereits sichtbar. Geht das nicht, suche ich Liednummern heraus, die relativ nah und daher schnell blätterbar hintereinander im Buch sind. Ich mag die Tafeln auch lieber. Die Fehlerquellen sind geringer, der Kirchebesucher nicht abgelenkt, der Organist nicht zusätzlich belastet und ich mag es selber gerne, wenn ich am Beginn des Gottesdienstes im Kirchenschiff als Teilnehmer bereits weiß, was ich singen darf und ob eins meiner Lieblingslieder dabei ist, auf das ich mich dann freuen kann.
Ich kenne tatsächlich auch keine ev. Gemeinde mit elektronischer Liedanzeige. Da braucht man aber oft auch mehr Platz für z. B. Strophe 1-3, 6,7 +15, das überfordert jedes Gerät.
Im katholischen Bereich muss man eben sagen: Es gibt viel mehr Messen und Andachten, oder es gab sie zumindest. Wenn man am Sonntagmorgen 3 im Abstand von 1,5 Stunden hat, jeweils mit aderem Zelebranten und anderen Liedwünschen, dann hat der Küster ein Problem. Dass die Dinger gelegentlich Pannen verursachen, ist keine Frage. Ich zeige immer an, wenn das Lied dran ist und versuche das Vorspiel so zu dosieren, dass man eine gute Chance hat, das im Gesangbuch zu finden. Zwischen Kyrie und Gloria ist es natürlich von Vorteil, wenn das Gerät einen Speicher hat und man nicht neu eintippen muss, sondern einfach weiter schalten kann. Zu früh ist eigentlich nix, weil die Leute anfangen zu blättern. Kommt immer darauf an, ob ich den Pfarrer mag. Eine schlechte Predigt lässt sich durch Anzeige eines Credoliedes gut kürzen. Das hat in Köln J. Zimmermann gelegentlich praktiziert.
Auch ich bin ein Fan der guten alten Liedtafel: Einmal aufgesteckt und dann "is a Ruh", wie man auf Wienerisch zu sagen pflegt. Funktioniert immer, ganz ohne technische Probleme !
Unser Pfarrer, immer sehr offen für die unnötigsten technischen Innovationen, führte bereits vor mindestens einem Jahrzehnt den elektronischen Liedanzeiger ein, ein kleines Kästchen im Format eines größeren Taschenrechners, mit dem man die Liednummern per Funk auf ein Display rechts vom Altarraum übertragen kann, mit Betonung auf "kann", denn die Technik hat in der Praxis schon oft versagt. Doch wenn das passiert, wird bei uns nicht einfach auf die noch vorhandene Nummerntafel zurückgegriffen, denn so einen "Rückschritt" lehnt unser fortschrittlicher Pfarrer strikt ab, dann muss eben der Zelebrant vor jedem Gemeindegesang sagen "Wir singen jetzt Nr. ...", sehr fortschrittlich !
Ich habe dieses Ding von Anfang an gehasst ! Jetzt kann man sich als Organist nicht mehr auf das Spielen konzentrieren, sondern hat nun auch noch Stress mit der rechtzeitigen Nummerneingabe und Funkübertragung. Das Ding wurde unzählige Male repariert, bis eines Tages das neuere Modell da war, das zumindest etwas professioneller aussieht:
Das Tragikomische daran: Die nächste Generation des Liedanzeigers funktioniert keineswegs besser als die alte, ganz im Gegenteil: Der Funk ist deutlich schwächer geworden, während man beim alten Gerät noch - im Fall des Vergessens - ganz locker mit der einen Hand das Vorspiel beginnen und mit der anderen noch schnell die Nummer eingeben und Entern konnte, darf beim neuen Gerät kein "Hindernis" zwischen der Fernbedienung und dem Display sein, man muss also jedesmal mit gestreckten Armen die Fernbedienung über Notenpult und Brüstungspositiv hinweg in Richtung Display halten und erst dann die Entertaste drücken. Ganz schön stressig und nervig, aber Hauptsache "fortschrittlich" ! Gott sei Dank haben wir einen äußerst hilfsbereiten Mesner, der mir diese Lästigkeit gern abnimmt, doch das ist eben nur einer von mehreren MesnerInnen, also habe ich immer noch oft genug selbst "Nummerndienst". Meine technischen Kenntnisse reichen gerade aus, um in beiden Zeilen verschiedene Liednummern korrekt einzugeben, aber das noch fortschrittlichere Programmieren aller Liednummern eines Gottesdienstes war mir bis jetzt zu mühsam, denn dazu müsste ich erstmal die Bedienungsanleitung studieren und das will ich mir ehrlich gesagt nicht antun.
So kommt es halt immer wieder - z.b. auch heute wieder einmal - vor, dass ich auf das Aktualisieren der Liednummer vergesse, bevorzugt vor dem Danklied, vielleicht aufgrund der größeren Pause ? Wenn man für etwas eher Lästiges sehr viel Zeit hat, schiebt man es gern vor sich her und vergisst dann am Ende ganz darauf, so sorry, menschliches Versagen. Besonders spannend wird es dann, wenn ich - wie heute - eine Melodie intoniere, zu der es 2 oder mehrere Liedtexte gibt, dann bilden sich beim Gemeindegesang 2 oder mehrere "Textgruppen". Doch das gehört dann eher zum Thema Organistenpannen.
Also das war mal ein Service! Der heutige Pfarrer brachte mir persönlich zur Orgel hinauf - fertig programmiert und mit guter Erklärung! Wow!
Aber ansonsten mag ich die Dinger nicht (obwohl ich das selbst schon mal initiieren wollte, dass wir einen kaufen - nach der Testansicht war das Thema hinfällig und ich war froh, dass eh niemand dafür Geld ausgeben wollte😂)
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat Im katholischen Bereich muss man eben sagen: Es gibt viel mehr Messen und Andachten, oder es gab sie zumindest. Wenn man am Sonntagmorgen 3 im Abstand von 1,5 Stunden hat, jeweils mit aderem Zelebranten und anderen Liedwünschen, dann hat der Küster ein Problem.
Spannend, wie unterschiedlich die Gegebenheiten sind.
In keiner Pfarre, in der ich aktiv bin, werden die Lieder vom Pfarrer gewählt. In zwei erledigen das entweder Kirchenmusiker oder ein dafür zuständiges Team, meist im Monatsrhythmus.
In der dritten legt die Organistin dem Pfarrer den Liedplan zur Sichtung vor, ebenfalls sicher 14 Tage im Voraus.
Manchmal gibt es einzelne Sonderwünsche eines Pfarrers, das wird aber vorher kommuniziert. Und betrifft selten mehr als ein Lied.
Und dieser Liedplan gilt dann für alle Messen des jeweiligen Sonntags (inklusive Vorabendmesse). Unabhängig davon, ob es Priesterwechsel gibt.
Also muss man den Liedplan bloß am Samstag stecken und am Sonntag nach der letzten Messe wieder runternehmen.
Spontane Liedwahl kenn ich nur von früher, aus meiner Herkunftspfarre. Da hat der Pfarrer einfach das nächste Lied angestimmt. Allerdings gabs da für Gemeindegesang (Volksgesang genannt) auch weder Orgelbegleitung noch Liederbuch. Da wurde ein bestimmtes Repertoire auswendig gesungen. Später gabs immerhin Textzettel, weil immer weniger Menschen die Lieder auswendig konnten, aber sonst...
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20.08.2022 20:01 (zuletzt bearbeitet: 20.08.2022 20:18)
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Jetzt kann man sich als Organist nicht mehr auf das Spielen konzentrieren, sondern hat nun auch noch Stress mit der rechtzeitigen Nummerneingabe und Funkübertragung. 
Doch das gehört dann eher zum Thema 
