Genauso wie bei Romanus klingt meine Erfahrung mit der Fernbedienung. Solang als ich keine "feste" Kirche hatte, habe ich KollegInnen in Wienraum vertretet. Jede Kirche eine Geschichte! Einmal ist mir das System abgestürzt und bis zum Credo hat die Gemeinde das Lied raten müssen (halb so schlimm, Gloria war bekannt und für Psalm und Halleluja hat der Kantor bzw. der Pfarrer die Melodie vorgesungen). Während der Predigt habe ich das System neugestartet und dann hat funktioniert.
Wo ich jetzt spiele gibt es eine altmodische aber feine Tafel. Die Lieder sind vom Ministrant vorgeschlagen und ich bleibe für Sonderwünsche des Priesters flexibel. Sehr entspannter!
In Italien war es... anders. Der Pfarrer hat die Lieder 5 Min. vor dem Beginn der Morgenmesse entschieden, keine Tafel keinen Schirm, er war gegen solche "protestantischen" Angewohnheiten, eine Nonne oder der Pfarrer hat jedes Mal am Mikrofon gesagt - wir singen jetzt das Lied Nr. X Seite Y -, während des Abendmahls wurde bei uns gesungen (der Organist darf lediglich beim Auszug etwas spielen, sonst nur Begleitung der Lieder) und das Gesangsbuch hatte nur den Text der Lieder (die Melodie ist eh bekannt, oder?).
Für den der technisch verspielt ist und zudem einiges an Kleingeld übrig hat, gibt es allerlei schöne Sachen: vielzeilig, optional App gesteuert (Tablet, WiFi direct) und nicht so ganz billig
Ich setze den Liednummernanzeiger bewusst ein. So kann es vorkommen, dass ich erst ein längeres, vielleicht meditatives Vorspiel spiele, oder abwarte, bis der Liturg mit der jeweiligen Handlung fertig ist und begleite solange leise - bis ich dann finde, darf die Gemeinde "erwachen" und nach dem Gesangbuch greifen. Dann drücke ich auf "E" wie "Einsetzen" und der Liedanzeiger flammt überall auf in der Kirche. Dann darf Unruhe entstehen, weil alle nach dem Gesangbuch greifen - und dann wird auch mein Vorspiel stufenweise lauter, bis mit den letzten Töne das Pedal in Begleitlautstärke hinzu kommt und auch die letzten von den Kirchenbänken hochreist. Dann sind alle eingestimmt auf "jetzt geht´s los".
Und ansonsten schalte ich den z.B. mit den letzten verhallenden Worten z.B. des Lektors ein und lasse die Vorspielzeit, um die Seite aufzuschlagen. Und wenn ich z.B. beim Sanctus direkt und ohne Vorspiel loslegen will, dann lasse ich die Liedanzeiger schon früh während der Präfation aufleuchten, dann wissen auch alle, dass es ohne Vorspiel losgeht.
Vor einem Gottesdienst, also noch vor dem Einzug, ist es manchmal laut in der Kirche, weil sich noch unterhalten wird. Etwa eine Minute vor dem Einzug schlage ich dann schon mal das Lied an, und dann wird es auch ruhig in der Kirche.
So setze ich also den Liedanzeiger auch bewusst zur atmosphärischen Steuerung ein. Das würde mir fehlen, wenn´s Klapptafeln wären oder die Gemeinde einen "Liederzettel" hat.
Es ist immer eine Gradwanderung - was den günstigsten Zeitpunkt des Einschaltens betrifft:
"Lasset uns blättern" .... wird durch das Einschalten einer neuen Liednummer bewirkt, was jeglicher andächtigen Stille im Kirchenraum abträglich sein kann. Daher soll das Einschalten so gewählt, dass einerseits - genug Zeit zum Aufschlagen der richtigen Nummer bleibt, - dies sollte aber nicht zu früh erfolgen, da man ansonsten die Kirchenbesucher zu früh bzw. vorzeitig vom aktuellen liturgischen Geschehen ablenkt.
Kirchenorgel-Forum
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22.08.2022 09:10
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