Die meisten kennen Karl Richter nur als eigenwilligen Bach-Interpreten des 20. Jahrhunderts, dessen Aufnahmen mittlerweile schon als historisch gelten können, doch der sächsische Pfarrerssohn hatte noch viel mehr drauf, gerade seine Reger-Interpretationen sind nicht nur mindestens genauso genial, mich begeistern sie sogar viel mehr als seine Bäche.
Tja, puh...Also ich oute mich als Richter-Enkelschüler und eindeutig als NICHT-Fan. Ist das wirklich schön? Die neobarocken Registrierungen, wo dann Reger eher wie Buxtehude klingt (in "Wachet auf" z.B.), die an den leichteren Stellen überzogenen Tempi (besonders in op. 135b)? Die Überartikulation und dann wieder das Fehlen sinnvoller Phrasierungen? Versteht man die Musik wirklich? (Die falschen Töne seien ihm bei den Live-Aufnahmen gerne verziehen.) Was man allerdings bei diesen mehr urwüchsig-temperamentvollen als fein austarierten Aufnahmen nachvollziehen kann: Offenbar waren die Leute spontan mitgerissen und begeistert. Das teilt sich bei den Studioaufnahmen für mich oft nicht so recht mit.