Zitat von Romanus im Beitrag #1

---

Muss man das Stück eigentlich mit Pedal spielen ? So wie es aussieht, ist es auch rein manualiter bequem spielbar.

---

Um meine schnelle, etwas polemische Antwort zu erläutern:

Keller bringt eine völlig korrumpierte Ausgabe, die bestenfalls als Kaminanzünder taugt.
Auf einer italienischen Orgel ist das so gar nicht darstellbar mit einer Oktave meinst angehängtem Pedal. F. kann das so nicht gedacht und gespielt haben. Das gibt ein klangliches Problem mit dem herumbollernden Subbass, den man an hiesigen Orgel standardmäßig hinzuzieht, aber auch ein spieltechnisches. Ich bin überzeugt, dass es anders, schwerfälliger klingt, wenn man mit Pedal spielt. Eine Generation Herausgeber, die meinte, alles verändern und korrigieren zu müssen! Wenn man auch nur einen Funken Interesse daran hat, F. einigermaßen gerecht zu werden, entfällt diese Option.

Also da taugt Gouin mehr. Die Taktstriche sind trotzdem schlecht gesetzt. Mit C ist hier offensichtlich kein 4/4 gemeint, sondern ein 4/2. Hat man öfter bei F. Wenn man hier anfängt Viertel zu zählen, wird die Musik eng, es klingt sofort nach Buchhalter statt Musiker. Leider legt Gouin das durchaus nah. Auch hier frage ich mich: Warum? Der Originaldruck ist schön und eindeutig.

Ich spiele aus alter Gewohnheit aus Pidoux (Bärenreiter, auch bei IMSLP). Das entspricht weitgehend dem Original, bis auf die Balkungen, die an moderne Orthografie angeglichen sind, leider. Wenn man davon ausgeht, dass in den Balkungen eine Botschaft enthalten ist, ist das suboptimal. Es gibt eine textreue Ausgabe bei Suvini-Zerboni und eine neuere Bärenreiter.

Ansonsten: große Musik.

Lesenswert: https://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A3730...ment/ATT-0/?L=1

Hmm, der "Hinno" war hier schon 3x Thema ...???

Vorweg: ich benutzte immer die hie erwähnte Pidoux/Bärenrteiter Ausgabe. Aber wer es gerne als Originalquelle sehen und vergleichen möchte:

https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b90100403/f14.item

Hier wurde das Stück schon mal vorgestellt:

Girolamo Frescobaldi: Hinno Ave Maris Stella - zwei unterschiedliche Versionen

Hier mein Satz nach Pidoux (läßt sich dank des MuseScore Files beliebig umgestalten)

Girolamo Frescobaldi (1583-1643): Hinno Ave Maris Stella (PDF+MuseScore)

Zu allem Überfluss noch eine "Einspielung" (#1)

Johannus Rembrandt 375 - Registrierungsbeispiele

Das war erst mitteltönig, habe ich aber neu aufgenommen. Versehentlich nicht die Stimmung, die ich wollte. Hört man, welche Stimmung das ist?

Klar ist natürlich, dass alte italienische Orgelmusik i. d. R. manualiter auszuführen ist. Wie schon geschrieben, ist das durch die Bauart der Orgeln schon vorgegeben. Wer das Stück nun auf einer modernen Orgel spielt und sich nicht zu den Puristen der historischen Aufführungspraxis zählt, kann natürlich das Pedal nutzen, um sich grifftechnisch weite und unbequeme Stellen zu erleichtern. Selbstverständlich sollte dann das Pedal nur angehängt werden.

Ist Dir das bei F. häufiger begegnet, dass man es nicht greifen kann? Ich habe längst nicht alles von ihm gespielt, aber mir fällt kaum eine Stelle ein. Wie er sich die Pedalverwendung vorstellt, kann man gut im 2. Buch der Toccaten nachsehen.
Ganz anders bei Correa de Arauxo oder Froberger, wo es öfters vorkommt, dass der Komponist mit einer kurzen Oktave rechnet. Das kann ich tatsächlich nur mit Hilfe des Pedals spielen.

Danke!

Dito!