Wenn man in verschiedenen Pfarren spielt, merkt man gewisse kleine Unterschiede, die für Hoppalas sorgen können. Und manchmal kommen die Unterschiede auch innerhalb einer Pfarre vor, wenn es mehrere Zelebranten gibt, die es jeweils etwas anders haben wollen. So oder so sind das potentielle Stolpersteine für AushilfsorganistInnen.
Aus meiner Praxis kenn ich bislang folgende:
- Einzug Pfarre A: Kurze Intonation, dann folgt noch während des Einzugs vom Pfarrer das Eröffnungslied, er singt gehend mit. Pfarre B: Organist/in spielt Einzug, erst wenn der Pfarrer am Altar ist, folgt das Eröffnungslied.
- Halleluja Pfarre A: wird nicht nur vor dem Evangeliumslesung gesungen, sondern auch danach (dann allerdings nur Gemeinde und ohne Intonation). Pfarre B: singt den Ruf nur vor der Lesung. (In beiden gibt es allerdings Kantoren, die auch einen Evangeliumsvers singen.)
- Gabenbereitung Pfarre A: Es werden die Strophen des Gabenliedes gesungen und aus. Pfarre B: reichen die Strophen zeitlich nicht (manche Gabenlieder haben ja nur 2 Strophen), muss die/der Organist/in improvisieren bzw. ein Postludium anhängen, bis der Pfarrer mit der Händewaschung fertig ist.
Sanctus - Pfarre A: kurze Intonation (gegebenenfalls nur Kadenz), dann Gesang. - Pfarre B: direkter Gesang, null Intonation, nicht mal ein einzelner Akkord.
- Kommunion Pfarre A: Egal, ob Impro oder Literaturstück, es entscheidet die/der Organist/in, wann es aus ist und ob es nahtlos ins Danklied übergeht oder ob vor dem Lied kurz Stille herrscht. Pfarre B: nachdem auch der Pfarrer kommuniziert hat, muss unbedingt eine Stille eintreten. Erst, wenn sich der Pfarrer auf den Sessel gesetzt hat, sollte das Danklied folgen.
Was kennt ihr noch so an kleinen Variationen? Welche Überraschungen habt ihr schon erlebt?
Gloria: A: ohne Ankündigung. kurze Intonation, Lied B: mit Ankündigung. Kurze Intonation, Lied C: gesungenes "Gloria in excelsis deo" des Zelebranten, meist in der falschen Tonart erwischt... Daher ganz kurze Pause , dann erst wie gewohnt Intonation und Lied
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
B: Zel. bleibt während dem gesamten(!) Postludium vor dem Hochaltar stehen und geht erst danach in die Sakristei.
C: ganz, ganz kurzes Postludium von nur einigen Takten, denn der Zel.hat nur 5-7 Schritte in die Sakristei und die Leute wollen schon endlich ihre Fleißaufgabe aufsagen: Jesus, dir leb ich, Jesus dir sterb ich....
B war beim ersten Mal sehr interessant...ich sehe nicht hinunter und gehe nach Gehör. Diesmal fast atemlose Stille während des Postludiums, statt dem üblichen Lärm, den die Messbesucher veranstalten, wenn sie hinausgehen. Ich spiele, eh schon länger als sonst, fertig, schaue hinunter und der Zel.steht immer noch da....
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Wobei hoffentlich die Infos bzgl. Psalm bzw. vorhandenem oder nicht vorhandenem Kantor bekanntgegeben werden?
Kleinere Unterschiede sind oft deshalb gefährlich, weil sie für die Gemeinde jeweils so selbstverständlich sind, dass niemand daran denkt, sie dem Gastorganisten zu sagen. Ich hab schon Organisten zurück auf die Orgelbank hechten gesehen, als der Kantor nach dem Evangelium nochmals das Halleluja anfing... 🤣
Kantor bzw Kantorin, sofern anwesend, entstammt unserem Kirchenchor, den ich leite - da sprechen wir uns natürlich ab. Normal haben wir eh keinen Kantor.
Weitere Unterschiede wären, ob das Vater unser gesungen wird, und nach welcher Melodie. Mit unserem jetzigen Pfarrvikar hab ich eine klare Lösung getroffen: Singt einer der beiden Chöre (Kinder oder Erwachsene), dann wird das Vater unser gesungen, und zwar nach der bewährten Moroder-Melodie. Kommt ausnahmsweise unser Altpfarrer, wird GL 589,2 a capella gesungen.
Das Agnus dei wird in einer meiner Kirchen nur an Hochfesten gesungen.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Man wundert sich, welche Sonder-Bräuche sich inzwischen eingeschlichen haben: Irgendein Loblied statt des Glorias; eine der beiden nicht-evangelischen Lesungen ausgelassen; dritte Strophe des Eröffnungsliedes anstelle des Psalms; gesprochenes Agnus Dei oder, wenn gesungen, dann ein Friedenslied; das Schunkel-Vaterunser GL 779 als das "normale"... Auch: Ob eine/ Kantor/in kommt, steht erst drei Minuten vor Beginn der Feier fest. - Wirkt man als Vertretungs-Organist mit, kann man kaum etwas dagegen sagen. Seufz!
Ja, der Kantorenmangel treibt mit seinen "Alternativen" oft seltsame Blüten, Liedstrophen anstatt eines Antwortpsalmes sind da wohl die einfachste und gebräuchlichste "Lösung", bei meinem früheren Pfarrer gab es bisweilen sogar anstatt des Rufes vor dem Evangelium eine Liedstrophe, was ich ziemlich notdürftig finde, denn ein kurzes Halleluja sollte im Notfall auch der Zelebrant selbst hinbekommen.
Bei unserem aktuellen Pfarrer gab es z.b. eine Zeit lang (bevor unsere Kantorenriege erneuert werden konnte) gesprochene Psalmen (teilweise auf Wunsch des Pfarrers mit leiser Orgeluntermalung).
Unser betagter und nichtsdestotrotz sangesfreudiger Aushilfsparrer pflegt eine Art "Mittelding" aus gesungenem und gesprochenem Psalm:
Er singt den Kehrvers selbst (so gut er eben kann), danach kommt die Gemeindeantwort, aber die Psalmstrophen werden von Lektoren vorgelesen und der Kehrvers wird nach jeder Strophe (von der Gemeinde) wiederholt.
Die Gottesdienste mit ihm sind überhaupt etwas gewöhnungsbedürftig, denn:
Leider beginnt er nach dem Vorspiel zum Kyrie oder Antworpsalm (sofern ihm die Melodie geläufig ist) sehr abrupt und ohne jede Pause mit dem Vorsänger-Teil, sodass der Organist kaum Zeit für einen Manualwechsel (geschweige zum Umregistrieren) hat. 😡
Das Gegenteil kommt allerdings auch gelegentlich vor: Der Organist legt nach dem Vorspiel einen leisen Begleitakkord hin, wartet, aber dem Zelebranten will die Melodie nicht einfallen, manchmal klappt es dann schließlich nach nochmaligem Vorspiel der Melodie beim 2. oder 3. Anlauf.
Außerdem meint er, die Messintention (von Kirchenbesuchern bestellte und bezahlte Widmung) unbedingt VOR dem Gabenbereitungslied unterbringen zu müssen, sodass man als Organist vor jeder Messe in den Pfarrmitteilungen nachschauen sollte, ob es bei der betreffenden Messe eine Intention gibt oder nicht, denn deren Unkenntnis kann zu peinlichen "Zwischenfällen" führen:
Fall A: Der Organist denkt nicht daran und beginnt wie (von anderen Zelebranten) gewohnt das Vorspiel zum Gabenbereitungslied und der Zelebrant quatscht nach ein paar Sekunden ganz ungeniert in das Vorspiel hinein.
Fall B: Der Organist (der leider in der Hitze des Gefechts darauf vergessen hat, sich vorher darüber zu informieren) wartet vorsichtig, ob noch was kommt, aber es bleibt still und nach ca. 1 Minute beginnt er schließlich mit dem Gabenbereitungs-Vorspiel. Manchmal kommt es in solchen Fällen auch vor, dass der Zelebrant zunächst die Intention vergisst und (in Anerkennung des geduldigen Wartens des Organisten) erst NACH dem Gabenbereitungslied die Intention verkündet.
Fall C: Der Organist war diesmal so schlau, sich vorher zu informieren, wartet geduldig, aber der Zelebrant hat leider darauf vergessen und es bleibt still. Der Organist ruft in Richtung Altar laut "Bitte die Intention !" und der Zelebrant (der die Intention glatt vergessen hat) folgt schließlich verspätet der Aufforderung.
Die Intention kommt bei uns nach den Fürbitten. (An welcher Stelle der Messe wäre es denn korrekt?)
A capella (psalm oder auch Vater unser) muss jemand anstimmen. Wenns der Pfarrer nicht tut und kein Kantor da ist.... Nein, sorry, aber den Job häng ich mir nicht auch noch um🤣😅. Klar sing ich mit, auch das Halleluja oder Agnus dei etc endet oft in einem von mir Vorgesungenen"Gemeindegesang".... Aber ich hab kein Micro oben, und a capella sing ich auch nicht so gern...vor allem im Winter nicht 🤪...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Kirchenorgel-Forum
»
Liturgie
»
Gottesdienste und liturgische Themen
»
Der kleine, feine Unterschied...
Thema drucken
13.01.2024 19:44
Antworten
