Eine Frage, die mich bereits seit längerem beschäftigt: Welche (religiöse) Grundeinstellung sollte ein Organist für die Gottesdienstbegleitung mitbringen?

Wenn ich einen Gottesdienst während der Mittagspause zB im Stephansdom kurz besuche, konnte ich oftmals feststellen, dass der Organist - sogar für fast alle Gottesdienstbesucher erkennbar - fast immer den Platz an der Orgel während der Predigt verlassen hat. Dies dokumentiert mE zumindest ein gewisses Desinteresse an der Predigt, wenn nicht sogar auch am gottesdienstlichen Geschehen. Noch problematischer ist es, dass dies sämtliche Gottesdienstbesucher in den vorderen Sitzreihen des Stephansdomes sehen können, steht ja die vordere Riegerin im Westchor und der Generalspieltisch der neuen Riesenorgel auch im vorderen Bereich des Domes.

Nun wird auch ganz allgemein kolportiert, dass sich A-Kirchenmusik-Studenten während ihres Studiums oft sehr wenig - auch aus einem gewissen Übedruck heraus - an Sonntagen in die liturgische Praxis einbringen. Dies mit der Folge, dass sie oft einen geringen Bezug zur Praxis der Liturgie haben. Der Organistenmangel in Wien ist auch in diesem Umstand zumindest zu einem gewissen Grad begründet.

Es ist ebenso sehr oft zu beobachten, dass Kirchenmusiker nicht aktiv am liturgischen Geschehen teilnehmen: zB keine erkennbare Teilnahme an der aktuellen Liturgie beim Vater unser und anderen Gebeten etc.. Mag sein, dass dies nicht der erste Gottesdienst war, den der Kirchenmusiker an diesem Tag zu begleiten hatte, doch macht seine Nichtteilnahme am liturgischen Geschehen für die Besucher einen fahlen Eindruck.

Sehr oft ist die (für andere Kirchenbesucher erkennbare) Nichtteilnahme des Kirchenmusikers am liturgischen Geschehen auch das auch in dem Umstand begründet, man interessiert sich bestenfalls für (konzertante) Orgelmusik, Musik des liturgischen Gebrauches scheint nicht wirklich interessant zu sein. Ich habe dies jetzt bewusst etwas provokant formuliert, um damit eine allgemeine Diskussion über dieses Thema anzuregen.

Mich hätte daher die Frage interessiert,
- welche religiöse Grundeinstellung sollte der Kirchenmusiker in der Praxis einbringen,
- wie sollte er sich Eurer Meinung nach im Gottesdienst verhalten,
- sollte der Kirchenmusiker aktiv an den Gebeten etc. teilnehmen?

JJBB1

Zitat von Romanus im Beitrag #2

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Ich bin mir so sicher, dass wir darüber hier schon mal sehr angeregt diskutiert haben, finde den Thread jetzt aber leider nicht mehr. 🤔
Es gab da ein paar wirklich sehr pointierte, treffende Postings, schade, aber vielleicht ist jemand anderer besser im Umgang mit der Suchmaschine.
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Nein, nein, nein!

Ich lasse mich nicht mehr provozieren.

😝

Nachdem ich noch nicht so lange in diesem Forum bin, kenne ich die seinerzeitige Diskussion zu diesem Thema nicht. Deshalb habe ich dieses Thema angeregt.

JJBB1

Also ich mache es so, dass ich vom Spieltisch i.d.R. alle Gebete mitspreche und dies auch über das neben dem Spieltisch stehende Mikro laut und deutlich in den Kirchenraum übertragen wird. Meine Beobachtung: Die Gemeinde antwortet deutlich lauter als ohne "Sprachhilfe" durch den Organisten. Gleiches gilt bei wenig GD-Besuchern beim Eingangslied. Ich singe laut und kräftig mit und wecke damit die Gemeinde zu kräftigerem Gesang auf. Dies wird auch meist richtig verstanden.
Gruss
HJG

Ich kann das, wenn ich an der Orgel oder im Kirchenraum sitze, nur ertragen, wenn die Lautsprecheranlage nicht zu kräftig eingestellt ist. Denn sonst hört man vom Gemeindegesang nichts mehr, wenn der Organist diesen "überbrüllt". Das habe ich leider auf einr Orgelreise nach Polen erlebt, wo fast jeder Organist sein Mikrofon neben der Spielanlage stehen hat. Auch auf Youtube-Aufnahmen aus polnischen Kirchen erlbt man das des öfteren - für mich in negativer Weise -.
Ich singe selbst Gemeindegesänge i.d.R. nicht mit, weil mich das ablenkt von der Aufmerksamkeit auf eigene Spiel und das Hören der Gemeinde.

Also die Rolle der Vorbeterinnen haben stillschweigend unten ein paar Chordamen übernommen.
Vor- und Mitsingen ist natürlich selbstverständlich, vor allem bei unbekannten Liedern.
Klar lässt die Aufmerksamkeit etwas nach,wenn man zwei Messen hintereinander mit dem selben Priester in zwei verschiedenen Kirchen am Plan hat...
Mitbeten grundsätzlich ja- aber zuweilen kanns vorkommen, dass mich der Terminstress plagt, so kanns schon sein, dass ich während der 2.Predigt des Tages das nächste Chorprogramm skizziere oder für die Erstkommunionskinder etwas zurechtlege....immerhin, alles grundsätzlich zum Thema passend😇😇

Zeitunglesen oder Sockenstricken wären ein No-go🤣🤣!!!

Spiel ich "sichtbar" für die Gemeinde, dann stehe ich natürlich auch auf, wenn die Gemeinde steht.
Knien finde ich übertrieben- wer keine Kniebank hat, darf ja stattdessen stehen.

Grundsätzlich : aktiv dabei sein erwünscht, aus dem Herzen heraus. Aber ich bin nicht als Animateur da.