Zitat von Axel im Beitrag #10Was jetzt die Cembali angeht, muss man nun einfach sagen, diese Kisten von Neupert, Ammer oder Sperrhake klingen einfach nicht gut und spielen sich nicht gut. Wenn jetzt jemand das Gegenteil behauptet und sagt, ich höre das umgekehrt, dann ist das einfach so. Immerhin bekommt man dann doch recht günstig das Trauminstrument für's Wohnzimmer. Hat doch auch was.
Erst heute ist es mir aufgefallen: Neupert gibt es ja immer noch. Deshalb meine Frage: Gilt deine Kritik auch für aktuelle Neupert-Fabrikate oder nur für jene aus der Karl Richter-Ära ?
Neupert baut natürlich inzwischen keine Eierschneider mehr, sondern nach historischen Vorbildern. Ich hab aber keine Ahnung wie die klingen. Jean Rondeau spielt mal auf einem was von Pancrace Royer, das klang in meinen Ohren ganz gut. Ansonsten gibt es ja inzwischen einige hervorragende Cembalobauer im In- und Ausland und ebensolche Cembalisten. Richter und Leonhardt sind für mich schon sehr weit weg. Mein derzeitiger Favourit am Cembalohimmel ist ganz eindeutig Marco Mencoboni. Es gibt auf yt viel von ihm zu hören. Die genutzten Instrumente sind natürlich oberste Liga. Ganz oben rangieren da bei mir die Aufnahmen italienischer Werke der Renaissance auf den dazu passenden Cembali. Ein unvergleichlicher Sound, der jeden Eierschneider aus den 50ziger bis 70ziger Jahren aus dem Plattenschrank ins Archiv verbannt.
Also klar: Neupert baut inzwischen nach historischen Vorbildern. Trotzdem hat er immer noch die alten Rasteninstrumente (vulgo: Panzer) gelistet. Die packt kein Cembalist und inzwischen eigentlich auch kein Cembalobauer mehr mit der Kneifzange an. Damit macht er sich unter Cembalisten eigentlich keinen guten Namen.
Die alten Dinger sind halt aus der Vorstellung entstanden, dass ein barockes Cembalo nicht funktioniert haben kann und man das verbessern muss. Das ist natürlich Quatsch und die Ergebnisse sind unglaublich schwere Instrumente, die sich mehr wie ein Klavier spielen und matt und dünn klingen.
Die neueren von Neupert sind schon okay, aber es gibt eben auch andere tolle Cembalobauer. Und Neupert ist fast doppelt so teuer wie die Konkurrenz.
Zitat von Axel im Beitrag #18Also klar: Neupert baut inzwischen nach historischen Vorbildern. Trotzdem hat er immer noch die alten Rasteninstrumente (vulgo: Panzer) gelistet. Die packt kein Cembalist und inzwischen eigentlich auch kein Cembalobauer mehr mit der Kneifzange an. Damit macht er sich unter Cembalisten eigentlich keinen guten Namen.
Die alten Dinger sind halt aus der Vorstellung entstanden, dass ein barockes Cembalo nicht funktioniert haben kann und man das verbessern muss. Das ist natürlich Quatsch und die Ergebnisse sind unglaublich schwere Instrumente, die sich mehr wie ein Klavier spielen und matt und dünn klingen.
Dass sie "dünn" klingen, könnte man mit demselben Recht mindestens genausogut von neobarocken Orgeln aus der Richter-Ära behaupten. Aber es gibt Leute, die genau darauf stehen, z.b. die Intonateure von Kisselbach, von denen die serienmäßigen Intonations-Styles meiner Concerto stammen, bzw. viele Kisselbach-Kunden, habe ich mir sagen lassen, was selbstverständlich deren gutes Recht ist. "Matt" trifft für meine Ohren und mein Empfinden eher auf einen allein gespielten 8-Fuß in einer der "historischen Aufführungspraxis" entsprechenden Aufnahme von Vivaldis Winter zu, da fehlt mir einfach was ... Aus welcher Vorstellung auch immer die Neupert-"Panzer" entstanden sind, was soll ich machen, wenn ich gerade diesen Klang einfach mag ? Mir einreden, dass er schlecht ist ? Musikgenuss ist für mich nicht unbedingt das, was Experten gut finden, sondern einzig und allein das, was ich gern höre. Kann ja sein, dass ich durch das Hören alter Aufnahmen in diese Richtung geprägt wurde und niemand kann mir erzählen, dass diese Interpretationen einfach nur "schlecht" sind, nicht mal, wenn er/sie ProfessorIn wäre. Das ist vielleicht der größte Vorteil, wenn man "nur" Hobbymusiker ist: Ich muss mir bei niemandem einen "guten Namen machen" und erlaube mir das Recht auf meinen individuellen Geschmack, gut möglich also, dass ich der 1. (Hobby-)Cembalist sein werde, der einen Neupert-"Panzer" sogar ohne Kneifzange anfasst. 😎 Seit ich die gute, alte Johannus an die Pfarre Atzgersdorf verborgt habe, ist ja in meinem Wohnzimmer ein Platz frei geworden.
Und wer weiß, was die Experten in 40-50 Jahren sagen werden ? Vielleicht das genaue Gegenteil. Ich sage nur: Musikgenuss und Geschmack sind für mich zeitlos.
Na klar, es ist Dir völlig unbenommen den Klang dieser Rastencembali zu mögen, damit bist Du ja nicht ganz allein. Es sind allerdings nicht die Klänge, die Bach oder Vivaldi in den Ohren hatten.
Da sei jedem sein Geschmack gegönnt. Meine erste Goldberg Aufnahme war auch Richter und manches hat tatsächlich viel drive.
Es steht halt eine völlig andere Ästhetik dahinter. Ein Grund, warum die Cembalisten Richter auch nicht als einen der "ihren" sehen. Einerseits ist das eine Repertoirefrage. Zum Cembalisten gehört eben auch Frescobaldi oder Froberger.
Und dann kann man ja mal vergleichen:
Richter mit der Aria
Das ist sehr exakt gespielt, aber eben auch ein bisschen tot. Wenn ich böse wäre: deutscher Kirchenbeamter. Der einzelne 8' klingt dumpf und muffig, halt nach Lederplektrum. Das gab es nur in sehr späten französischen Cembali als zusätzliches Register ("peau de buffe"). Historisch ist dieser Klang eben nicht.
Eine der möglichen Alternativen, übrigens auch kein ganz unumstrittener Interpret, hier finde ich es sehr schön:
Man hört schon beim ersten Anschlag, dass es aus klanglichen Gründen ganz leicht asynchron ist. Hier sind die Verzierungen viel freier und durch deutliches Überlegato entsteht der Effekt, den man dann beim Klavier mit dem Pedal erzeugt. Tja, und dieses Register hat deutlich mehr Brillanz und Süße.
Ganz klar: Wenn man dieses schöne Stück spielt, dann ist ein altes Neupert sicher eine gute Wahl:
Kirchenorgel-Forum
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05.03.2024 10:25
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