Ich möchte euch hier mal gerne eine Frage stellen zu den Tastaturen an euren Orgeln: Habt ihr gern die übliche Farbgebung (wie beim Klavier) oder bevorzugt ihr die inverse Gestaltung, so wie sie bei den Cembali anzutreffen ist? Oder ist es euch einerlei? Was sind eure Gründe für die jeweilige Präferenz?
Eigentlich gefallen mir invertierte Holztasten (wie in der Headline dieses Forums) am besten. Ich finde, das sieht einfach stilvoll, edel und kultig aus.
Diese hier oben abgebildeten Tasten sind übrigens das 3. Manual meiner 24 Jahre alten Johannus Prestige 300. (Gesamt-Aufnahme: Siehe Bildergalerie) Ich habe diese Orgel vor etwas mehr als 13 Jahren als Ebay-Schnäppchen erstanden, d.h. ich musste für diese UHT-Klaviaturen, die auch ein sehr authentisches Spielgefühl vermitteln, keinen nennenswerten Aufpreis bezahlen und genau das ist auch der springende Punkt: Ich würde diese Klaviaturen bei einem Orgel-Neukauf nicht extra ordern, weil ich ca. 1000 EU pro Manual schlicht und einfach zu teuer finde !
Deshalb habe ich bei meiner 5 1/2 Jahre alten Gloria Concerto 234 nur die serienmäßigen Tastaturen, die ich übrigens auch sehr gut finde, weil sie ebenfalls Druckpunkt-Klaviaturen sind, wenn auch nur mit Kunststoff-Tasten und außerdem den höchsten Tastenwiderstand haben, den ich je bei einer serienmäßigen Digitalorgel erlebt habe. Ich sehe das als großen Vorteil zum Üben, denn dadurch werden die Finger auch auf Kraft trainiert und versagen nicht gleich bei 1/16-Läufen an einer mechanischen Pfeifenorgel mit Manualkoppeln !
Als Cembalist muss ich hier deutlich Einspruch einlegen. Dort gibt es traditionell nämlich verschiedene Varianten. Grob gesagt Deutschland und Frankreich unten schwarz oben hell. Italien unten Buchs (gelb) oben dunkel. Flämisch unten Knochen (weiß) oben dunkel. Also die Ruckers sehen daher schon ziemlich nach "moderem Klavier" aus. Mir gefällt das Italienische mit einem schön glatt gehobelten Buchs am besten. Das ist auch von der Haptik sehr angenehm und vor allem viel besser als Kunststoff, der sich oft rutschig oder aber klebrig anfühlt. Das ist mein italienischer Selbstbau (während des Baus und noch ohne die Arkaden unter den Tasten). Ich finde die Klaviatur immer noch schön zu sehen und vor allem angenehm zu spielen und ich mag auch die originalen Obertasten im Format "flach und breit". Die Truhe bekommt genau das gleiche Layout, aber ohne die Streifen, das war eine üble Fummelei. Behandelt ist das ganze nach dem Hobeln nur mit feinstem Schmirgelpapier für den Glanz (Micromesh bis 12000) und mit reinem Mohnöl, für ein bisschen Schutz. Das heißt, die Tasten können noch Atmen...
Danke für die ausführliche Information zum Thema Cembali und ihre Tastaturen: Man lernt nie aus. Gilt deine Präferenz auch für Pfeifenorgel-Tastaturen?
Ich spiele, was da ist, aber billiges Plastik ist eklig! Mittlerweile gibt es auch Plastikbeläge die haptisch besser sind, aber über einen schönen Holzbelag egal welcher Farbe geht nichts. Nur gepflegt muss die Tastatur sein, wenn sich schwarze Ränder bilden, wird auch Holz eklig. Das war wahrscheinlich der Grund für die inversen Tastaturen. Im Barock war waschen ja nicht so populär und die Klaviaturen müssen ganz schön verdreckt gewesen sein 🤮! (Entschuldigung für den Smiley, ich musste es einfach tun). By the way: Nichts für Corona-Zeiten, aber in der Restaurationsabteilung des Germanischen Nationalmuseums bekam ich mal die "enzymatische Reinigung" für empfindlichen (Lack-)Flächen vorgeführt. Mit Spucke benetzen und mit einem Tuch (Tempo/Küchentuch) vorsichtig abreiben! Die Enzyme im Speichel lösen auch diese Belege perfekt an und machen sie ganz einfach abwischbar...
Ich mag die inversen Tastaturen lieber. Fragt mich nicht warum, das ist Gefühlssache. Vielleicht hängts aber auch mit dem Material zusammen... Hm... Ich hab noch nie inverse Plastiktastaturen gesehen - gibt's die überhaupt?
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von Spiritus boni im Beitrag #6Ich hab noch nie inverse Plastiktastaturen gesehen - gibt's die überhaupt?
Ja, allerdings, wenn ich es auch bei Kirchenorgeln bzw. Sakralorgeln noch nie gesehen habe. Siehe Hammond-Orgel ! Bei den klassischen Hammonds ist die unterste Oktav invertiert, diese Oktav beinhaltet allerdings keine Töne, sondern Presets, also eingespeicherte Registrierungen.
Mir gefallen eigentlich alle Tastaturen, die möglichst wenig weiß sind. Ich finde, es sieht edler aus. Wahrscheinlich bin ich aber auch einfach nur vorgeprägt, denn ich habe vermutlich die meiste Zeit meines Lebens an Orgeln mit schwarzen Untertasten geübt. Und meine Lieblingsorgel - sie ist leider nicht von Edenhofer, allerdings wurde sie von ihm umgebaut - hat nach ihrer Restaurierung eine ähnliche Tastatur erhalten wie Osterpfeife uns gezeigt hat.
Zur Pflege und Desinfektion wurde ich heute auf folgende Hinweise eines niederbayerischen Orgelbauers aufmerksam gemacht, bei denen ich denke, dass sie euch auch interessieren: Pflege von Tastaturen
Mir ist es eigentlich egal, welche Farbe die Klaviaturen haben. Mein italienisches Cembalo hat, wie das Vorbild von Grimaldi, allerdings keine Untertasten aus Buchsbaum, sondern mit Bein belegte. Die fühlen sich sehr gut an, sind allerdings auch erstaunlich kalt, so ist zumindest mein Gefühl. Bei meiner Digitalorgel sind die Untertasten schwarz und aus Holz, die Obertasten sind, glaube ich aus Buchs, da bin ich mir allerdings nicht ganz sicher.