Vielleicht eine blöde Frage - aber was ist eigentlich - was das Orgeln betrifft - der Unterschied zwischen katholischem und evangelischem Gottesdienst?
Also abgesehen davon, dass im GL teilweise andere Lieder sind als im EG...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
"den" evangelischen Gottesdienst gibt es nicht. In den lutherischen Gebieten Norddeutschlands ist das die evangelische Messe und wird einem katholischen Organisten eher vertraut vorkommen, im pietistisch geprägten Württemberg geht es aus Sicht der Orgel so: - Vorspiel (kurz, ab 2 Minuten wird die Gemeinde oder der Pfarrer zappelig) - "Einfaches Amen" nach dem Votum - "Ehre sei dem Vater" nach dem Psalm (meist auch in der Fastenzeit die ja ansich von vielen als "katholisch" empfunden wird) - "Dreifaches Amen" nach dem Segen. - Nachspiel bei dem die Gemeinde meist rausgeht oder schon in der Kirche das Schwätzchen beginnt. - Und natürlich fünf Lieder, wobei in vielen Gemeinde vor dem Segen ein festes "Segenslied" wie "Meine Hoffnung und meine Freude" gesungen wird.
Die Lieder unterscheiden sich durch die verschiedenen Traditionen schon noch ziemlich, aber es findet auf beiden Seiten eine Durchmischung statt. Und Luther wird im neuen Gotteslob sogar namentlich erwähnt. Bei "Vom Himmel hoch" stand als Angabe im alten GL nur verschämt "Wittenberg 1535"... Und auf evangelischer Seite wurden auch manche Gräben zugeschüttet, wie etwa die Passage "und wehr des Papst und Türken Mord" entschärft (das ist aber schon länger her).
Hm. Da scheint mir vieles auf den ersten Blick schon anders... Also bei uns gibt's ein kurzes Präludium, gesungen wird Eröffnungslied- Gloria--Zwischengesang/Psalm- Halleluja--zur Gabenbereitung--Sanctus--Agnus dei und ein Danklied, bei Hochfesten das Te deum als Schlusslied. Zur Kommunion gibt's normalerweise was Meditatives nur instrumental und natürlich ein Postludium nach dem Segen, wo auch bei uns dann leider schon gequatscht wird....
Also so ad hoc würd ich mich nicht trauen, "evangelisch zu Orgeln".... 😇
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Das liegt daran, dass hier in Württemberg normalerweise keine evangelische Messe gefeiert wird, obwohl das Formular im Gesangbuch steht, sondern Predigtgottesdienst. Ist eigentlich viel einfacher. Die fünf Lieder werden vom Pfarrer angesagt und die drei liturgischen Stücke passen auf ein A4-Blatt, was auf den meisten Orgelbänken schon bereit liegt... Da muss man die Einsätze natürlich kennen und ich habe schon mehrfach erlebt, wie Organisten ins schleudern kamen, wenn der Pfarrer statt der üblichen Segensformel mit dem dem Stichwort "Frieden" eine freiere Formulierung wählte! In Regionen, wo evangelische Messe gefeiert wird, wäre es wahrscheinlich sogar heikler, konfessionsübergreifend zu spielen, weil da die Details unterschiedlich sein können.
Ja, vermutlich... Ich kam ja anfangs schon im katholischen Gottesdienst ins Schleudern, weil ich unseren neuen Priester mit fremdländischem Akzent nicht verstand und er manches etwas anders sagte (so schien es mir jedenfalls...)...und ich daher meine Stichworte nicht bekam.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von Osterpfeife im Beitrag #4Das liegt daran, dass hier in Württemberg normalerweise keine evangelische Messe gefeiert wird, obwohl das Formular im Gesangbuch steht, sondern Predigtgottesdienst
Moment mal, ich habe mir vor ein paar Monaten von einem Experten sagen lassen, es gibt gar keine evangelischen Messen, sondern nur katholische, Protestanten kennen nur Gottesdienste. Ich habe sogar eigens deshalb die Beschreibung eines Unterforums hier geändert !
Langsam krieg ich einen Knopf im Hirn ;-) Predigtgottesdienst entspricht dann unserem Wortgottesdienst, bzw. Wortgottesfeier, wie es eigentlich korrekt heißt? wo ist dann aber der Unterschied, wenns doch - soweit ich weiß - im Evangelischen sowieso keine Wandlung im katholischen Sinne, sondern ein Abendmahl gibt?? Gibts da irgendwo vernünftige Unterlagen zu den jeweiligen Abläufen?
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Es gibt im evangelischen Bereich sehr wohl die "evangelische Messe", aber eben nicht die "heilige Messe"! Nicht dass diese dann weniger wert wäre, weil sie weniger heilig ist, sie heist nur nicht so, weil das Wort bei uns eh viel seltener verwendet wird, im paulinischen Sinne aber einfach "Christus angehörig" heißt. Für strenge Katholiken ist das tatsächlich keine gültige Messe, weil die ev. Pfarrer ja alle exkommuniziert sind und nicht in der (historisch gesehen sehr dünnen) apostolischen Sukzession stehen. Das war der Knackpunkt... Und ja, Predigtgottesdienst entspricht der katholischen Wortgottesfeier. Die wird ja aber meist nur als Notlösung gesehen, wenn kein Priester da ist, der die Wandlung vollführen kann. Evangelischer Seits kann theoretisch jeder Christ ein gültiges Abendmahl leiten, aber es wird normalerweise auch nur von den Pfarrern gemacht oder speziell ausgebildeten Prädikanten (Laienpredigern). Die Abendmahlsfrage (also letztlich, was man da tatsächlich isst und trinkt) ist ohnehin ökumenisch komplett vermintes Gelände und selbst die Protestanten gerieten darüber mit Luther gegen Zwingli an der Spitze in heftigsten Streit. Das führt hier definitiv zu weit... Schön ist, dass in der Kirchenmusik diese Grenzen kaum eine Rolle spielen und ich Frescobaldi genauso gern spiele wie viele katholische Organisten Bach!
Ah ja, danke für die kleine Einführung. Da müsst ich mich wirklich ordentlich hineinlesen. Ich finds schade, dass (zumindest zu meiner Schulzeit) im Reliunterricht nicht mal Einblick in die evangelischen Grundsätze gegeben wurde, geschweige denn in andere Religionen... Das Orgeln in einer evangelischen Kirche ist für mich eh in weiter Ferne, auch räumlich gesehen, aber interessiert hats mich halt ;-)
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Zitat von Osterpfeife im Beitrag #2Nachspiel bei dem die Gemeinde meist rausgeht oder schon in der Kirche das Schwätzchen beginnt.
...was ich nach all den Jahren immer noch als unheimlich respektlos gegenüber den Organisten empfinde. In unserer kleinen Gemeinde, wo die Orgel relativ zentral im Kirchenraum steht, finden laute Gespräche dann gerne auch schon mal unmittelbar hinter dem Musizierenden statt, was ich sowohl für den geneigten Zuhörer als auch den Organisten als Zumutung empfinde. Ist mir ein Rätsel, wo katholischerseits diese verbreitete Unhöflichkeit herrührt.