Gestern feierte unsere Pfarre ihr Kirchweihfest (Fragt mich nicht, das wievielte es war !) und außerdem die Segnung und Einweihung der neuen "Heiliggeist-Fenster" auf der Orgelempore, über deren "Schönheit" und vor allem stilistische Übereinstimmung mit der 1782 erbauten, frühklassizistischen Pfarrkirche ich hier lieber kein Urteil abgeben will. Wer ein ästhetisches Empfinden hat und etwas von Kunstgeschichte versteht, möge sich selbst sein Urteil bilden. Nachdem ich mit meinem Spiel einigermaßen zufrieden war, will ich euch die Aufzeichnung nicht vorenthalten: Kirchweihfest und Fenstersegnung aus Wien-Atzgersdorf Kleines Detail am Rande: Beim Nachspiel könnt ihr hören, wie der Orgel die Luft ausgeht, ja wirklich, denn ich habe mit Tutti-Registrierung (alle Register gezogen) offensichtlich zu vollgriffig gespielt und damit die Blasebälge an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht, aber hört selbst !
Sehr schön gespielt! (Beginn Musik im Video ab 10:18) Wobei die Qualität der Aufnahme da leider nicht ganz mithalten kann. In den Bänken steht und sitzt man bei Euch in Corona-Zeiten ja ganz schön auf Tuchfühlung! Wir sind hier in Lüneburg seit März eigentlich durchgängig bei 1,5 Meter Abstand + Besetzung nur jeder 2. Reihe.
"1,5 Meter Abstand + Besetzung nur jeder 2. Reihe" ... Und das ist auch vernünftig!!! Was bei uns dzt. abläuft, ist ein Spiel mit dem Feuer... Also bei uns direkt nicht, denn von sovielen Messbesuchern können wir nur träumen, die sind grad mal zu Weihnachten da. Aber im Steffl und anderen Wiener Pfarren... ... Und der nächste lockdown wird hinausgezögert, bis das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist, bis das medizinische Personal an den Grenzen ist, auch wenn noch Intensivbetten frei wären, etc. Etc.... sodass wir am 24.12.wieder zu viert Messe feiern. Wie zu Ostern. Aber wir müssen froh sein, wenn wir dann noch gesund sind...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von MAT im Beitrag #5Eine ausführliche Danksagung am Ende der Messe, nur einer wurde vergessen - der Organist. Schade.
Und die Orgelmusik war m. E. das Beste am ganzen Gottesdienst, auch wenn der Orgel am Ende die Puste ausging. :-) Zu den Fenstern sage ich auch lieber nichts.
Danke für euer Lob ! Die Audio-Qualität der Aufnahme finde ich auch suboptimal, die Orgel klingt in Wirklichkeit unvergleichlich schöner und voller und ich habe sogar den Verdacht, dass sie hier absichtlich leiser gedreht wurde, anders ist es auch kaum zu erklären, dass die Band hier lauter zu hören ist als die Orgel. Da hat sich nämlich tatsächlich mal irgendwer in der Osterzeit beschwert, dass die Orgel beim Livestreem "zu laut" war (als ob nicht jeder für sich selbst zuhause die Lautstärke einstellen könnte !🤣) und beim darauffolgenden Livestreem hat der Tontechniker sie wirklich abgeschwächt, kein Witz ! 😆 Wenn ich mir das so anhöre, empfinde ich in der Aufnahme das gekoppelte Plenum so, wie normalerweise das Positiv allein klingt. Diese Orgel wurde von Gerhard Hradetzky absichtlich mit einem "lebendig atmenden" Orgelwind nach barockem Vorbild konzipiert und wenn man mit gekoppeltem Tutti vollgriffig und mit Doppelpedal spielt, kann man die Blasebälge leicht außer Atem bringen. Wenn ich z.b. Franz Schmidt´s Halleluja-Präludium spiele, darf ich den Schlussakkord nicht zu lange liegen lassen und auch bei Henry Smart´s Orgel-Transkription des Händel-Hallelujas muss ich beim Schlussakkord ein bisschen "Wind sparen" ! György Ligeti´s (1923-2006) Volumina sind auf dieser Orgel definitiv nicht authentisch darstellbar. Es gibt bei YT übrigens einige repräsentativere Klangbeispiele dieser Orgel und nicht nur von mir.
Normalerweise werde ich in meiner Pfarre durchaus gelobt, auch vom Pfarrer, ich weiß auch nicht, was ihn diesmal davon abgehalten hat, entweder der M. Alzheimer hat bereits begonnen oder er betrachtet mein Spiel bereits als "selbstverständlich", oder aber er war unzufrieden, weil das Präludium schon aus war, ehe er noch mit dem Weihrauch fertig war. Sorry, aber einen Bach kann man halt schwer künstlich verlängern und wenn ich die dazugehörige Fuge auch noch gespielt hätte, dann wäre es wieder zu lang gewesen.
Zitat von MAT im Beitrag #8Ziehst Du wirklich alle Register im Tutti?
Bei dieser Orgel schon, denn sie hat ja nur 18 und es ist keine schwebende Stimme dabei.
Sie ist barock bis neobarock intoniert und wenn ich mal etwas vom Stil her Romantisches spiele, das aber gleichzeitig ff sein soll, wie z.b. Franz Schmidt´s Halleluja-Präludium oder auch meine Introduktion und Fuge über "Glorwürdge Königin", dann kann ich ja nur mit einer "dicken" Registrierung einen etwas romantischeren Klang herausholen. Man könnte natürlich auch durch das Weglassen hoher, scharfer Register versuchen, den Klang zu romantisieren, ich kenne Organistenkollegen, die z.b. eine Mendelssohn-Sonate ganz ohne Mixturen spielen, doch dann habe ich ein bisschen Angst, dass die Orgel für ein Postludium zu leise ist, gerade in unserer Pfarre, wo viele Leute die dumme - wenn auch nicht böse gemeinte - Gewohnheit haben, während des Nachspieles in der Kirche laut zu quatschen. Sowas hasse ich, denn ich finde, das ist eine absolute Unsitte von Kirchenbesuchern ! Wenn ich dann das Gefühl habe, zu leise zu sein und mich mit meinem Spiel nicht gegen das Gequatsche "durchsetzen" zu können, nervt mich das.
Ich meine, wenn ich als Kirchenbesucher quatschen will, dann verlasse ich die Kirche und quatsche draussen und wenn ich noch in der Kirche bleiben will, dann bin ich still und störe nicht die Musik durch mein Gequatsche. Aber es gibt wirklich Kirchenbesucher, die anscheinend meinen, mit ihrem Gequatsche "gegen die Orgel ankämpfen" zu müssen und dann habe ich immer das Gefühl, die Orgel ist viel zu leise und hat zu wenig "Power". Ich bin mir sicher, einige von euch kennen dieses Problem.
Also ich kenne das nur zu gut. Spiele ich leise quatschen sie leise, ziehe ich was dazu quatschen sie lauter, damit sie sich noch verstehen. Bei meiner derzeitigen Orgel habe ich leider nicht die Möglichkeit, das Gequake zu übertönen. Aber demnächst.....hahaha.
Nochmal zum Tutti: Wenn ich die Schlussakkorde damit retten könnte, würde ich im Tutti Flöten aller Art weglassen, wenn ich Prinzipale in gleicher Tonhöhe zur Verfügung hätte. Gut, dann klingt es weniger fett, aber vielleicht sind Romantiker auch nicht so geeignet für diese Orgel? Gibt es irgendwo die Dispo?