Heute möchte ich euch die Orgel vorstellen, auf der ich bereits seit über 17 Jahren regelmäßig Messen und gelegentlich Konzerte spiele.
Sie steht in der 1782 erbauten, frühklassizistischen, der hl. Katharina geweihten, katholischen Pfarrkirche in Atzgersdorf, einem Stadtteil des 23. Wiener Bezirkes.
Zur Geschichte der Orgel:
Die um ca. 1750 erbaute Barockorgel, die aus Perchtoldsdorf, genau gesagt aus der unter Joseph II. säkularisierten und anschließend abgetragenen Leonardi-Kirche stammt, wurde der Pfarre Atzgersdorf 1783 geschenkt. Nachdem die ursprünglich einmanualige Orgel für die Atzgersdorfer Kirche zu klein war, wurde sie um ein Brüstungspositiv auf 2 Manuale erweitert und 1784 in der Atzgersdorfer Kirche aufgestellt.
1856 wurde die Orgel von Alois Hörbiger repariert und um 2 Register erweitert.
1917 baute Johann M. Kauffmann die Orgel im spätromantischen Stil völlig um: Die rein mechanischen Schleifladen wurden, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, gegen Kegelladen mit Röhrenpneumatik ausgetauscht und ein neuer, freistehender Spieltisch errichtet. Außerdem wurde das barocke Brüstungspositiv stillgelegt und dessen Pfeifen in das Hauptgehäuse verlagert. Diese Neukonstruktion umfasste 15 Register, verteilt auf 2 Manuale und Pedal.
1988 wurde die Orgel schließlich von Gerhard Hradetzky unter Verwendung des historischen Barockgehäuses und 5 originaler Register in barockem Stil wiederhergestellt, wobei auch das Brüstungspositiv reaktiviert wurde. Auf barocke Intonation, "lebendig atmenden Orgelwind" und originalgetreue, ungleichschwebende Stimmung nach Werckmeister II wurde besonderer Wert gelegt. Die Orgel verfügt seither über 18 klingende Register (eigentlich 16 mit 2 Vorabzügen), 986 Pfeifen, verteilt auf 2 Manuale und Pedal.
Aktuelle Disposition: (Die originalen Barock-Register sind mit * gekennzeichnet.)
I. Hauptwerk C-f3: Prinzipal 8´ Bordun 8´ * Octav 4´ Viola 4´ Quint 2 2/3´ (Vorabzug aus Mixtur) Superoctav 2´ Cornetino 1 3/5´ (ab cis 1) Mixtur 4-fach 1 1/3´
Der Verlust eines Großteils des originalen Pfeifenbestandes, der Laden und der Traktur ist natürlich sehr bedauerlich. Um so schöner, dass man sich an die Rekonstruktion gewagt hat.
Zitat von Romanus im Beitrag #164Eines meiner langjährigsten Lieblingsstücke, das ich schon als 13-jähriger auf meiner damaligen GEM F 20 geübt habe, lange bevor ich meine allererste (analog-)elektronische Kirchenorgel, eine RIHA Classica bekam, heute neu aufgenommen mit dem Freiberg-Sampleset von Sonus Paradisi:
Auch diesmal habe ich eine ältere Aufnahme zum Vergleich, die allerdings NICHT an der Gloria Concerto 234, sondern an meiner Dienstorgel aufgenommen wurde:
Habe dieses Video auch in Organindex zu Atzgersdorf als Klangbeispiel hinzugefügt. Geht das o.k.? Kanntest Du im übrigen noch die Vorgänger-Orgel in Atzgersdorf (1917-1983) und wer hat den Umbau 1917 durchgeführt?
Ja, kannst du gern machen (wenngleich die Aufnahme nicht so toll ist), der Umbau 1917 war von Johann M. Kauffmann, siehe auch hier ! Ich kannte die Kauffmann-Orgel nicht persönlich, nur vom Hörensagen, sie soll ziemlich schlecht gewesen sein.
Zitat von Romanus im Beitrag #166Ja, kannst du gern machen (wenngleich die Aufnahme nicht so toll ist), der Umbau 1917 war von Johann M. Kauffmann, siehe auch hier ! Ich kannte die Kauffmann-Orgel nicht persönlich, nur vom Hörensagen, sie soll ziemlich schlecht gewesen sein.
Pneumatische Orgeln funktionieren meist nur dann einwandfrei, wenn sie regelmäßig gewartet werden - was meist aber - oft auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage der Pfarren - nicht der Fall ist.
Zitat von Romanus im Beitrag #1Heute möchte ich euch die Orgel vorstellen, auf der ich bereits seit über 17 Jahren regelmäßig Messen und gelegentlich Konzerte spiele.
Sie steht in der 1782 erbauten, frühklassizistischen, der hl. Katharina geweihten, katholischen Pfarrkirche in Atzgersdorf, einem Stadtteil des 23. Wiener Bezirkes.
Zur Geschichte der Orgel:
Die um ca. 1750 erbaute Barockorgel, die aus Perchtoldsdorf, genau gesagt aus der unter Joseph II. säkularisierten und anschließend abgetragenen Leonardi-Kirche stammt, wurde der Pfarre Atzgersdorf 1783 geschenkt. Nachdem die ursprünglich einmanualige Orgel für die Atzgersdorfer Kirche zu klein war, wurde sie um ein Brüstungspositiv auf 2 Manuale erweitert und 1784 in der Atzgersdorfer Kirche aufgestellt. ....
Habe gerade die Festschrift zur Orgelweihe der Orgel in Atzgersdorf studiert. Weiß man eigentlich, welcher Orgelbauer diese Orgel seinerzeit ca. 1750 gebaut hat, welcher Orgelbauer diese Orgel um ein Brüstungspositiv 1783 ergänzt hat oder ist mir das entgangen?
Nein, beides weiß man leider nicht. Zumindest habe ich in den Unterlagen (Weiheschrift der Hradetzky-Orgel von 1988) und im Internet nichts darüber gefunden.