Erst jetzt zufällig gefunden, wurde auch erst vor wenigen Tagen veröffentlicht. Meine Orgeleien begannen vor vielen Jahren auch mit einer Böhm Orgel (siehe Galerie). RIP
Zitat von emsig im Beitrag #2...Er hat sicher auf viele von uns einen Einfluß gehabt. ....
Ja, das kann ich bestätigen, allerdings in einem etwas anderen Sinne: Ich bekam mal eine Dr. Böhm-Orgel geschenkt, fand ihren Klang aber nicht so überzeugend. Der Gang in ein Musikhaus, um Noten zu kaufen, zeigte mir, dass es Orgeln gab, die wesentlich mehr nach Pfeifenorgel klangen - und so verschenkte ich die Dr. Böhm-Orgel weiter an ein Kinderheim und kaufte mir meine erste Digitalorgel.
Die große Zeit der Dr. Böhm Orgeln war Ende der 60er bis Anfang der 80er Jahre. Was gab es da für Alternativen? Es waren auch keine reinen "Sakralorgeln", zudem rein analog. Für die damaligen Verhältnisse klangen sie schon recht sakral, wurden oft in Kapellen und auch Kirchen eingesetzt. Das spätere Modelle besser klangen, was ändert das an der historischen Bedeutung?
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #4Die große Zeit der Dr. Böhm Orgeln war Ende der 60er bis Anfang der 80er Jahre. Was gab es da für Alternativen?
Z.b. Wersi, Dr. Böhms schärfste Konkurrenz, die haben das Erfolgskonzept Selbstbau-Orgel nach Strich und Faden kopiert und hatten ebenfalls ihren "Hausorganisten". Was Ady Zehnpfennig alias "Andy Dimes" für Dr. Böhm war, das war Franz Lambert für Wersi. Während sich Zehnpfennig mit der 2-manualigen, vergleichsweise bescheiden aussehenden Professional 2000 begnügte, fand Lambert in der legendären Galaxis seine kongeniale Partnerin.
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #4Es waren auch keine reinen "Sakralorgeln", zudem rein analog.
Es gab durchaus "reine" Sakralorgeln und zwar die nT-Baureihe, wenn man auf die diversen Pop-Erweiterungen wie "Böhmat"&Co verzichtete.
Als ich 13 war, schenkte mir mein Gymnasiums-Sitznachbar, der von meiner Orgel-Begeisterung wusste, einen Dr. Böhm-Hochglanzprospekt, der bei ihm zuhause nur sinnlos herumlag. Nach Lektüre dieser Broschüre war ich jahrelang von dem Gedanken besessen, eine oder mehrere Böhm-Orgeln zu bauen. Ich besorgte mir auch Platten von Ady Zehnpfennig - wenngleich das nicht ganz meine Musikrichtung war - und fand den Klang genial, okay, damals war ich für so ziemlich alle Orgeln leicht zu begeistern. Erst als ich mich über den Wiederverkaufswert selbstgebauter Böhm-Orgeln und deren Defektanfälligkeit informiert hatte, nahm ich davon wieder Abstand.
Als ich im Sommer 2003 bei Ebay die 4-manualige GnT sah, musste ich sie natürlich unbedingt haben und ersteigerte das imposante Stück um ca. 400 Euro. Als ich sie dann hatte, war ich vom Klang - der sich mit dem meiner damaligen Johannus Sweelinck 20 natürlich in keinster Weise messen konnte - ziemlich enttäuscht und verkaufte sie noch im selben Jahr wieder, übrigens sogar mit Gewinn, denn der Käufer war ein echter Böhm-Freak, der bereits mehrere große Dr. Böhm-Orgeln, u.a. die 3-manualige FnT, selbst-restauriert im Top-Zustand zuhause stehen hatte. So wanderte die Böhm zurück in ihre deutsche Heimat und ich war vom Böhm-Virus geheilt.
Die damalige Konkurrenz der Böhm-Orgeln ist mir bestens bekannt, gab es doch intensive Dispute pro/kontra Böhm/Wersi und sonstige zu dieser Zeit. Die Frage bezog sich auf grundsätzliche technologisch Alternativen in dieser Epoche, ist wohl nicht klar geworden.
Das erwähnte Modell Professional 2000 war technologisch sehr bemerkenswert, begeisterte damals vor allem auch orgelinteressierte Studenten der Elektrotechnik.
Der Klang der Böhm-Orgeln (nT, auch noch DS) war stark vom sehr obertonhaltigen Sägezahn-Generator geprägt. Es gab auch viele Möglichkeiten zur Klangverbesserung der Grundkonfiguration: mehrkanaliger Ausbau, mehrere Generatoren, Rotations-Lautsprecher (Leslie-like), Sinus-Zusatzgenerator, Kathedral-Chorus, Phasing-Rotor ... wurde selten umfangreich genutzt, kostete aber auch reichlich extra - aber sehr viele Orgeln blieben auch weit hinter den klanglichen Möglichkeiten zuück.
Aber das ist alles Geschichte, es macht auch wenig Sinn, die historischen analogen Orgeln mit späteren Digitalorgeln zu vergleichen. Es ging hier primär darum, an einen Pionier der elektronischen Orgel in Deutschland zu erinnern, der unlängst im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Selbstverständlich wollte ich die Leistungen und Erfolge des Selbstbau-Orgel-Pioniers in keinster Weise schmälern, aber wenn man mehr als eine Orgel zuhause hat, vergleicht man sie natürlich unwillkürlich, selbst dann, wenn das ein unfairer Vergleich ist und wenn man nicht unbegrenzt Platz zur Verfügung hat, behält man natürlich nur die Orgeln, auf denen man auch wirklich gern spielt. Hätte ich die GnT 20 Jahre früher gehabt, wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen.
Die ersten Digitalorgeln von Wersi und Böhm kamen übrigens bereits in den mittleren 80ern auf den Markt: Ich weiß jetzt nicht genau, wer dabei schneller war: Wersi mit der "Alpha" oder Böhm mit der "Musica Digital"-Baureihe ?
Zitat von Romanus im Beitrag #7Selbstverständlich wollte ich die Leistungen und Erfolge des Selbstbau-Orgel-Pioniers in keinster Weise schmälern...
Hallo Das Gleiche gilt auch für mich: als ich die Dr.Böhm-Orgel geschenkt bekam, war diese schon einige Jahre alt, und die ersten brauchbaren Digitalorgeln waren verfügbar. Zu der Zeit wollte ich das Spiel auf der Pfeifenorgel lernen und nahm diese als Massstab für meine Klangvorstellung. Da hatte die analoge Klangerzeugung einfach das Nachsehen...
Ich muss zugeben, dass ich wahrscheinlich eine Generation zu jung bin, jedenfalls bis vor einigen Jahren noch nie was von Dr. Böhm gehört habe. Wenn ich von Böhm-Orgeln sprach, dann immer von einer gewissen Orgelbau-Anstalt aus Gotha, die viele Orgeln verschandelt und "Orgeln" neugebaut hat. Qualität geht anders, zum Glück ist diese Anstalt inzwischen nicht mehr existent. Gemeinsam haben die beiden Böhms vielleicht, dass ihre Instrumente heute klanglich nicht auf dem besten Stand sind. Nur dass es bei Dr. Böhm daran lag, dass er quasi ein Pionier war, der wirklich was neues entwickelt und damit die Grundlage für was besseres geschaffen hat, und der Orgelbauer Böhm insofern ein Pionier war, als dass er die Grundlage bei vielen Instrumenten weggenommen hat, um etwas schlechteres drauf zu bauen. Aber mit einem Pioniergedanken, typisch neobarock eben...
Die Orgel-Hersteller Böhm und Wersi gibt es übrigens immer noch und sie stellen beide Digitalorgeln bzw. Keyboards her, ich fürchte nur, da ist keine "reine" Kirchenorgel mehr dabei, wie es sie in den 70ern und 80ern noch gab.
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08.02.2023 14:40
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