Hallo zusammen Wie haltet ihr es mit dem Orgelspiel, wenn die bevorstehende Trauerfeier nahen Angehörigen gewidmet ist? Spielt ihr dann trotzdem? Oder erst recht?
Bei mir wars im Oktober... Wir haben uns entschieden, Begräbnis und Seelenmesse an unterschiedlichen Tagen zu machen: In der Friedhofskapelle (bzw. Draussen) habe ich mit dem Chor zwei Lieder gemacht. Und konnte dann mit meiner Familie die Runde zum Grab mitgehen.
Die Seelenmesse hat die Kollegin übernommen, und ich konnte bei meiner Familie unten sein.
Das ist es eigentlich, worum es mir hauptsächlich geht: die räumliche Trennung von der Familie. Das möchte ich grad in so einer Situation vermeiden.
Tja, und wenn es der ausdrückliche Wunsch des oder der Verstorbenen wäre. Oder meiner Familie....dann würd ich eben auch spielen.
Oder wenn keiner einspringt. Dann müsste meine Familie zu mir raufkommen oder mit irgendeinem unten verfügbaren Instrument vorlieb nehmen.
Und wenns eine Freundin, etc. wäre, zu der meine Familie keinen Bezug hat, würd ich vermutlich erst recht spielen...
Will aber an sowas nicht denken.....
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Als meine Mutter im Herbst 2018 verstorben ist, hatte ich genau das vor und hätte es auch durchgezogen. 1. Weil sie selbst sich das vermutlich gewünscht hätte. 2. Weil ich meine eigenen Musikwünsche für diesen Anlass selbst am besten erfüllen kann. (Das soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber wenn nicht gerade jemand wie Peter Planyavsky oder Wolfgang Reisinger gespielt hätte, stimmt es vermutlich.) 3. Weil ich damals sehr wenig Geld hatte und mir so das Organistenhonorar erspart hätte.
Die räumliche Trennung von der Familie wäre auch kein Problem gewesen, weil ich außer meinen 2 Cousinen, die ich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte und zu denen ich daher auch keine enge Bindung habe, keine Familie mehr habe.
Aber ich hatte damals so wenig Geld, der Tod meiner Mutter hatte mich völlig am falschen Fuß erwischt, sodass ich sogar eine meiner 3 Digitalorgeln - eine Ahlborn Praeludium V - verkaufen musste, um nur ein bescheidenes Begräbnis ohne irgendwelche Extras finanzieren zu können. Deshalb habe ich schließlich auf ein Requiem in der Kirche verzichtet. Ich weiß nicht, ob das überall so teuer ist, aber hier in Wien ist sowas wirklich krass überteuert, traurig, aber leider wahr !
Der evangelische Pfarrer der Gemeinde, wo ich auch spiele, ist vorgestern verstorben. Ich weiß noch nicht, ob ich an seiner Beerdigung spiele, ich habe es angeboten, aber möglicherweise wird es eine "stille Beerdigung". Ich habe gut mit ihm zusammengearbeitet und bin sehr betroffen, dass er nicht mehr lebt. Spielen kann ich (auch mit traenenverschleierten Augen) , singen ist da wesentlich schwieriger. Falls der Chor singen darf, werde ich es natürlich trotzdem machen. Für Angehörige habe ich bisher jeden Gottesdienst zu jedem Anlass gespielt, Beerdigungen gab es zum Glück schon etwas länger nicht mehr. Es hat immer Vor- und Nachteile bei einem persönlichen Anlass zu spielen.