An diesem Pfingstsonntag predigte unsere Pfarrerin zur Konfirmation über das bekannte Star-Wars-Zitat "Möge die Macht mit euch sein", sie sagte, es sei ja im weltlichen Sinne auch eine Art Segen usw.
Jedenfalls habe ich dann darauf reagiert, indem ich beim Auszug von Konfirmanden, Gemeindekirchenrat und Pfarrerin in die Improvisation das bekannte "Main Theme" aus Star Wars eingebaut habe. Was den Gottesdienstbesuchern, den Konfirmanden und unserer Vikarin auch gefallen hat und meiner Meinung nach an einem solchen Tag, wo auch viele kirchenfremde Menschen da sind, kein Problem darstellt.
Frau Pfarrerin allerdings mochte es anscheinend nicht so, jedenfalls wollte ich mich wie normal von ihr verabschieden, sie sagte allerdings nur "Wir müssen uns mal darüber unterhalten, was im Gottesdienst gespielt werden darf und was nicht."
Ich finde, man sollte das ganze relativ locker nehmen und z.B. auch die Möglichkeit nutzen, wenn so viele Menschen mal da sind, sie auch für Orgelmusik und damit ein Stück für die Kirche zu begeistern, das will sie anscheinend nicht.
Was sagt ihr dazu?

Ja, lieber Romanus, das mag stimmen. Aber ich bin in diesem Fall ganz bei der Pfarrerin. Ich bin sicherlich als konservativ verschrien, finde aber auf jeden Fall, dass so ein Versuch in der Predigt, die Botschaft des Heiligen Geistes an junge Gläubige einprägsam zu vermitteln, niemanden berechtigt, im schlechtesten Sinne weltliche (Unterhaltungs-) Musik in einem Gottesdienst zu spielen.

Ich finde es sowieso eine Unsitte, Filmmusik, und ganz insbesodere die Musik von Star Wars in allen erdenklichen Arrangements und bei allen sich ergebenden Möglichketen (Festspielhaus!!) zu strapazieren.

Die Argumentation von "Die größte Pfeife" geht für mich ins Leere. Leute, die man mit solch einer Musik "für ein Stück Kirche begeistern" will, werden dann das nächste Mal "Spiel mit das Lied vom Tod" am Karfreitag erwarten...?

Man kann, ja, man SOLL Leute, (auch, aber NICHT NUR junge Leute) für Kirchenmusik begeistern, das kann man am Besten mit hervorragend, mit Esprit gespieltem Bach und andere klassischen Orgelkomponisten tun! Gott sei Dank, haben wir in der Geschichte genug von ihnen!

Ich durfte zu Pfingsten die Messe in Rehhof spielen, auf einem Mini-Orgelchen mit nur 1 Manual und sage und schreibe 9 Registern 🙏🙄, dazu zu kurzem Pedal (nur bis d1). Ich habe, da ich alleine war und nicht zu viel registrieren wollte, das G-Dur Präludium in einem - wie die Reaktionen zeigen - recht schnellem Tempo so gespielt, dass der Pfarrer und die Ministranten stehen geblieben sind, und nach Beendigung des Stückes ein Riesenapplaus erfolgte.

Nach der Messe kamen mehrere Leute zu mir, um sich zu bedanken, wie "erhebend" und "beschwingt" der Auszug sowie sie ganze Messe überhaupt begleitet gewesen sei.und dies, ganz ohne Unterhaltungsmusik, nur mit hochwertigster Literatur!

Es tut mir in der Seele Leid, immer wieder mit ansehen zu müssen, dass meine KollegInnen lieber zur Improvisation über weltliche Themen greifen, als sich anständig, ehrfurchtsvoll und demütig auf so ein Hochfest vorzubereiten. Ich will mich nicht darüber auslassen, was einfacher ist - eine StarWars-Improvisation, oder ein Bach Präludium, das weiß in diesem Forum - hoffentlich - jede/r.

(Hätte die Orgel ein 2. Manual, und nur doppelt so viele Register sowie voll ausgebautes Pedal, wäre es nicht das G-Dur Präludium geworden, sondern z. B. das a-Moll Concerto, das große h-Moll, auch gerne mal eine große romantische Toccata, wobei da würden die 18 Register natürlich nicht reichen... 😀)

Nun ja, viele "Sünden" gibt es in der (Kirchen-) Musik, zu den größten, weil von der Wirkung und Konsequenzen her weitreichendsten gehört die systematische VERDUMMUNG der jungen Generation, mit der Argumentation, die Kinder würden "schwere klassische" Musik nicht verstehen, ja sie sei ihnen nicht zumutbar. 😡

Mal abgesehen davon, dass dies eine unverfrorene LÜGE ist, gibt es einiges zu bedenken.

Diese Leute werden das, was sie heute (zu Pfingsten, oder wann auch immer) in der Kirche gehört haben, für immer mit dem Erlebnis (Firmung) verbinden, und Jahrzehnte später nostalgisch an diese Musik zurückdenken. Damit erziehen wir unmusikalische Erwachsene mit einem katastrophalen Musikgeschmack, und können in etwa 20-30 Jahren die großen Konzertsäle zusperren bzw. zu Aufführungsorten von StarWars-Musik, Helene Fischer und Andreas Gabalier umfunktionieren. Eine allfällig vorhandene Orgel kann man rückbauen, denn zu Bassgitarre und Schlagzeug gibt es besser dazupassende Instrumente... ☹️

Das passiert bereits gerade. Die kulturelle Verdummung ganzer Generationen greift schon um sich. Es wird jahrzehnte, ja evtl. Jahrhunderte dauern, bis wir wieder ein musikalisch empfindsames Publikum haben können, wie etwa in Österreich der Zwischenkrigszeit. Da haben Leute, Bürger, keine Musiker, bevor sie eine Symphonie im Konzertsaal angehört haben, zuhause den Klavierauszug vierhändig gespielt! Und in der bildungsmäßig gehobenen Klasse wurden beim gelegentlichen Zusammenstehen nicht etwa Fußballergebnisse, sondern neue und aufregende harmonische Wendungen in einer neuen Mahler-Symphonie diskutiert!...

Der 2. Weltkrieg hat diese Klasse, das gebildete Bürgertum, wortwörtlich umgebracht.

Es gab und gibt es bis heute reiche, "Neureiche", ja sogar sehr reiche Menschen! Aber die haben nur das Geld, und dazu Helene Fischer, Andi Borg, oder Techno-Musik, "bestenfalls" Rolling-Stones Nostalgie. Die Bildung, die Kultur ist auf der Strecke geblieben. Mit Geld kann man sich eben kein Geschmack und keine Kultur kaufen.

Klar beschreibe ich hier einen allgemeinen, die ganze Gesellschaft betreffenden Trend bzw. Zustand. Und da sind Eltern und Pädagogen der letzten Generationen massiv Schuld, nicht (nur) die Kirchenmusiker, gar keine Frage.

Aber wir Kirchenmusiker, Organisten sollten uns vielleicht überlegen, wofür Gott uns gerade für diese wunderbare Berufung ausgewählt hat? (Wer jetzt sagt, das ist keine Berufung, sondern nur ein "Job" für kleines Geld am Samstagabend oder Sonntagvormittag, der möchte sich bitte ab hier gar nicht mehr angesprochen fühlen!)

Es gibt Zeiten, da sind (moralische) Werte, Zivilcourage, Regeln, Tradition, Abläufe, gute Schulen und Lehrer, Kunst und Wissenschaft, die nur sich selbst Rechenschaft schuldet, (von der Wirtschaft) freie Universitäten etc. fix verankerte Werte in der Gesellschaft und im Alltag. Will jemenad in so einer Zeit eine Beruf(ung) ergreifen, hat er oder sie eine vorgezeichnete und berechenbare Karriere, viel Arbeit, aber auch ein klares Ziel und allgemeine Anerkennung seiner / ihrer Arbeit vor sich.

Viele kreative Köpfe - auch Musiker - haben diese Zeiten als Herausforderung wahrgenommen und wollten den geltenden Idealen NICHT entsprechen. Einige wenige von Ihnen haben hierbei bleibendes geschaffen! Beileibe nicht alle... Aber immerhin. Da wurden dann Grenzen erweitert, Tabus umgestossen, auf Tradition wurde gepfiffen.

Es gibt und gab aber auch Zeiten der unendlichen Dekadenz, in der alle Werte ins Gegenteil umgekehrt werden bzw. wurden. Es gibt / gab keine Tabus mehr, keine Grenzen, die man umstößen müsste, als (junge?) Revolutionäre. Nicht in der Gesellschaft, nicht in der Moral (welche Moral???), und auch nicht in der Kunst, oder im Dienst des Allerhöchsten.

Wir leben unbestreitbar in solch einer Zeit.

Bereits 1920 soll jemand auf eine Bühne gegackt (sic!) und behauptet haben, dies sei Kunst. Das ist mir, als ich im Kompositionsstudium naiv und blauäugig mit normalem, liniertem Notenpapier erschien, scharf vor Augen geführt worden... Aber das nur so nebenbei.

Wir leben also in solch einer tabulosen, grenzenlosen, unendlich liberalen Zeit, wo alle Werte, auch und gerade die in der Bibel, in Abrede gestellt werden. Für mein Dafürhalten hat das Böse das Ziel, Gottes Werteskala komplett ins Gegenteil zu umkehren, längst erreicht (Leben und Mensch zuunterst, Geld, Profit, Ego und Gottlosigkeit ohne Rücksicht auf Verluste ganz oben).

In solchen Zeiten, - das ist mal meine Erfahrung bzw. das Ergebnis lebenslangen Nachdenkens - hat ein Künstler, ein Berufener eine andere Aufgabe: die Aufgabe des Wächters, des Bewahrers. Irgend jemand muss auch dafür sorgen, dass in dieser moralisch katastrophalen, verkommenen Zeit die wahre Werte nicht vollkommen unter die Räder kommen!

Aber das macht man nicht mit Waffen, Einschüchterungen, Mobbing, Gewalt etc. Nein, das macht man im stillen Kämmerlein, in dem man das tut, was gut und wertvoll ist, auch, wenn es von der Masse nicht nur nicht verlangt, sondern mit verzogenem Mundwinkel als gestrig, überholt und lächerlich abgetan wird. Ganz insbesondere sind neben Künstlern und Wissenschaftler gerade alle Eltern und Pädagogen gefordert, in dem Rahmen, wo es, durch die Medien eh' schon stark eingeschränkt, noch möglich ist, diese moralische, kulturelle, innere Werte an die nächste Generation weiterzugeben.

Wir werden eine solche Menschheit haben, wie wir uns die kommende Generation erziehen. Ewige Wahrheit...

Gewiss, nach außen hin ist die Rolle des "stillen Bewahrers" aufs Erste weit weniger aufregend und anziehend, als die des alle umstößenden, revolutionären Genies. Darüber redet man ja noch lange...

Nicht desto trotz ist das Andere genauso wichtig, heute überhaupt wichtiger denn je, und die, die in dieser "undankbaren" Aufgabe - unter Umständen ein Leben lang - ausharren, "werden gewiss nicht um ihr Lohn kommen", damit ich mal kurz die Bibel zitiere.

Oje, Sorry, es ist mit mir wohl bisschen durchgegangen, und auch einigermaßen Off-topic geworden... 🙄 Bitte Verzeihung für die Länge!

Gedanken des jungen australischen Organisten Titus Grenyer zum Thema (Englisch, wer da nicht so sicher ist, Untertitel einschalten mit automatischer Übersetzung in Deutsch)

Spass muss sein:

Uff, Roman, ich eröffne gleich mal einen extra-Thread...

Lieber Roman!

Was in deinem Beitrag über "rhythmische" Messen bzw. Kindermessen steht, da bin ich absolut bei dir.

Dass der "talentierte Nachwuchsorganist" auch Bach spielen kann, ist zwar schön, nützt aber niemandem was, wenn die Kinder bei solch einer wichtigen Feier dann doch Impro über John Williams Machwerk hören (müssen) .

Außerdem ist es schade, wenn aus meinem zugegebenermaßen lang gewordenem Beitrag nur das geblieben ist, dass Die größte Pfeife statt John Williams lieber doch Bach spielen sollte, bzw. wenn der Eindruck entstanden ist, ich will nur alte Werte bewahren.

Man vergesse nicht - die Bibel, Gottes Wort IST alt. Nur so, als Wegweiser... Da wird man niemals "ein neues Format", wie ich in einer meiner ehemaligen Kirchen gehört habe, neben der heiligen Messe etablieren können. Nicht auf lange Sicht! Irrungen hat es immer schon gegeben.

Da habe ich in meinem Beitrag doch auch ganz andere Felder berührt, denke ich...?

Und was Bach (als Beispiel) vs. Williams-Impro angeht, der Threadersteller hat selbst nach unserer Meinung gefragt - nun ist meine Meinung genau das.

Orgel statt Gitarre ist schon mal ein Schritt in die Richtige Richtung, aber noch viel wichtiger ist es: Schrottmusik, auf der Orgel gespielt, bleibt leider trotzdem Schrottmusik, und ist immer noch weit, weit weg vom Ziel, oder auch nur von "Gut"!

Rhytmische Lieder, das darf ich als "studierter", aber vor allem praktizierender klassischer Komponist sagen, sind Müll. Die sind auf der Gitarte Müll, aber auch auf der Orgel, "fachkundig begleitet". Die sind sogar sauber gesungen - Müll! Aus Hundescheiße kannst nun mal, auch als bester Koch der Welt, keinen Kaiserschmarrn machen!

Das musste jetzt ich loswerden.

Lieber jenoe!
Also dass John Williams "Schrottmusik" komponiert, da stimme ich dir mal absolut überhaupt ganz und gar nicht zu. Wirkliche Schrottmusik ist, dass bei der Konfirmation hauptsächlich Sachen wie "Danke für diesen guten Morgen" gesungenen werden.
Ich würde ja sehr gerne viel mehr Literatur im Gottesdienst spielen, das Problem ist einfach, dass ich es (noch?) nicht kann. Ich gehe grade in die zehnte Klasse, bin außer Freitag jeden Tag zwischen 17 und 21 Uhr erst zu Hause, habe dreimal in der Woche Chorprobe... und muss am nächsten Morgen wieder um sechs aufstehen. Ich würde es schon rein zeitlich nicht schaffen, für jedem Gottesdienst was neues an Literatur zu erlernen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass meine Fähigkeiten dafür noch nicht ausreichen.
Und für die Konfirmation hatte ich mir zum Auszug tatsächlich was vorbereitet: aus Mendelssohns Orgelsonate Op. 65 Nr. 2 Allegro Maestoso e vivace. Etwas kurzes, was gut zum eigentlich kurzen Auszug passt. Nützt mir nur recht wenig, wenn der Ablauf, den ich ohnehin erst 1-3 Tage vor Sonntag bekomme, dann noch mal kurz geändert wird, z.B. in der Form, dass die Konfirmanden ausziehen und dann direkt vor der Kirche erst einmal Fotos machen und die Gemeinde so lange in der Kirche verbleiben soll. Dann ist es doch blöd wenn ich mit dem Stück fertig bin und die Leute dann einfach nur rumsitzen und warten, dann will ich sie dabei lieber auch etwas unterhalten.