Zitat von Harmonist im Beitrag #7Solche Instrumente gleichschwebend zu stimmen wäre ein Unfug.
Davon war auch nie die Rede, ich habe vielmehr gemeint, dass man sich bei Orgelneubauten, bei denen sich natürlich eine gleichstufige Stimmung anbietet, an den Mensuren und der Intonation solcher historischer Orgeln ein Beispiel nehmen könnte.
Dich habe ich ja auch nicht mit dieser Bemerkung angesprochen; Reagieren wollte eher auf die skeptischen Beitäge von Axel und JJBB1. Die hier genannten Orgeln aus Siebenbürgen können alle gottesdienstlichen Anforderungen erfüllen und sind auch gut konzertant verwendbar. Und um "Universalinstrumente" ging es hier nicht, da teile ich die Meinung zugunsten einer gleichschwebenden Stimmung.
Zitat von MAT im Beitrag #10... auch wenn mich die derzeitigen Diskussionen ganz allgemein daran zweifeln lassen, ob das für die Kundschaft, also die Organisten, noch die oberste Priorität hat.
Wenn ich der Organist wäre, dann würde ich bei der Intonation dabei sein und ein gewichtiges Wort mitreden wollen !
Zitat von Harmonist im Beitrag #7Da liegt wahrscheinlich ein Missverständnis vor. "Wohltemperiert" bedeutet nicht "gleichwebend temperiert". Dieser Begriff erfasst Stimmungssysteme, die im Laufe des 18. Jhdts. die ältere Mitteltönigkeit abgelöst haben, wie z.B. die Temperierungen von Werckmeister, Neidhart oder Kirnberger, um weiter entfernte Tonarten bis zu 4 Vorzeichen spielen zu können. Und solche Systeme meint MAT wohl.
Vielen Dank für den Hinweis! Ich dache, "wohltemperiert" müsste "gleichschwebend" heißen. Eine schwache Temperatur zB Sorge oder Neidhardt III bzw. Neidhardt("Eine große Stadt") wären demnach unter "wohltemperiert" zu verstehen?
Ich habe an meiner Physis-Orgel eine "Neidhardt Große Stadt"-Stimmung nach dieser Tabelle programmiert und höre schon sehr deutlich, dass sie nicht gleichstufig ist. Interessanterweise finde ich sogar die Stimmung "Ammerbach 1583" aus der selben Tabelle milder und "gefälliger" als die Neidhardt-Stimmung.
Mag sein, ich hab mir meine Ohren auch im Laufe der Zeit "verbildet" weil ich überwiegend mitteltönig spiele und auch mein Spinett entsprechend stimme. Die gleichstufige Stimmung tut mir inzwischen in den Ohren weh. Man kann sich echt an alles gewöhnen.
Eine zu starke Temperatur wäre insbesondere im ländlichen Bereich ein praktisches Problem: Da gilt es öfters auch, Blechbläser zu begleiten, die bevorzugt in de B-Tonarten wie Es-, As- und Des-Dur spielen. Da wäre es wirklich ein Problem, wenn dann ein GES-Dur-Akkord ziemlich "unrein" klingt.
In meiner Pfarre gibt es 3 Musikvereine, und da wäre eine starke Temperatur im Falle einer Begleitung von Blechbläsern wirklich ein Problem.
Was ist für Dich eine "starke" Temperatur? Wenn Du damit mitteltönige Stimmungen meinst, gebe ich Dir recht, dass Sie für den liturgischen Gebrauch - insbesondere für das Zusammenspiel mit Blaskapellen - nicht geeignet sind. Hier geht es aber um "wohltemperierte" Stimmungen. Zuhause spiele ich an der Digital-Orgel Werke des 18. Jahrhunderts mit Werkmeister 3, Kirnberger 2 oder Valotti in Tonarten mit bis zu 4 Vorzeichen sauberer klingend als in Equal-Stimmung. Und diese Stimmungen sind auch für historische Orgel oder Neue Orgeln in Kirchen für das Zusammenspiel mit Bläser-Ensembles geeigent. Ich habe mal die beiden Bärenreiter-Sammlung in den Partitur-Bänden, die klingend notiert sind. Ich habe mal im "Bläserbuch zum Gotteslob" Stammteil BA 11218 nachgezählt: In As-Dur stehen 11, in f-moll 13 Lieder, die in den genannten Temperierungen machbar sind. In Des-Dur ganze 4 Lieder (!), die man nach C-Dur heruntertransponieren könnte, in b-moll oder Ges-Dur kein einziges Lied. Also kein wirklich durchschlagendes Argument!