Beim Betrachten dieses Videos konnte ich mich nur wundern: Jeremiah Clarke (1674-1707): Trumpet Tune in D (Freddy Staudigl, Trompete / Robert Koizar an der Orgel der Malteserkirche in Wien) Nicht dass es etwa schlecht gespielt wäre, nein, ganz im Gegenteil, doch das war nicht der Grund meiner Verwunderung, sondern: Ich hatte diese Orgel schon mal gegooglet und hatte sie als 2-manualig in Erinnerung. Eine kurze Google-Recherche schien mir recht zu geben: Wikipedia: Die Orgel der Wiener Malteserkirche Hier ist von einer 2-manualigen, 16-registrigen Pirchner-Orgel die Rede, die 1950 "unter Verwendung historischen Gehäuse- und Pfeifenmateriales neu gebaut" wurde. Doch die im Video zu sehende Orgel hat eindeutig nur 1 Manual und offensichtlich weniger als 16 Register. Aber ein Blick auf das Prospektfoto bestätigt: Es ist eindeutig dieselbe Orgel !
Schließlich brachte die Lektüre des Textes unter dem Video etwas Licht ins Dunkel. Hier heißt es wörtlich: "Die Konzerte werden auf der neu renovierten, originalen Barockorgel gespielt - Sonnholz Orgel 1734. Erbauer: Gottfried Sonnholz (1695 - 1781)"
1. Das ist keinesfalls eine "originale Barockorgel", sondern bestenfalls eine rekonstruierte ! 2. Macht es wirklich Sinn, zwecks "Originaltreue" ein nützliches, 2. Manual zu entfernen ?
Damit werden die musikalischen Möglichkeiten der Orgel drastisch reduziert, schließlich kann man nunmehr die Solostimme bei Cantus firmus-Stücken nicht mehr hervorheben und Echo-Passagen nur mehr mit einem extrem flinken und gleichzeitig hochpräzisen Registranten spielen. Außerdem wage ich zu behaupten, dass das Plenum bzw. Tutti einer 16-registrigen Orgel mehr hergibt als jenes einer 8-registrigen. Restaurierung ist ja gut und schön, aber wem hat das 2. Manual so wehgetan, dass man es amputieren musste ? (Herrn Sonnholz bestimmt nicht !) (Und das Ganze hat sicher auch noch einen Haufen Geld gekostet.)
Ehrlich gesagt würde ich eine Organistenstelle an einer 1-manualigen Orgel nicht haben wollen, denn ich bin 2 Manuale gewohnt und würde mein Repertoire nicht auf 1-manualige Stücke beschneiden wollen.
Wenn jemand meine 2-manualige Dienstorgel (die ebenfalls ursprünglich 1-manualig war) einer solchen Rückführung unterziehen wollte, würde ich dies mit allen Mitteln zu verhindern versuchen und im Fall meines Scheiterns die Organistenstelle kündigen !
Ganz am Rande bemerkt: Eigentlich hätte man im Video den Organisten namentlich erwähnen sollen, denn wenn man die Headline im Video ("Freddy Staudigl Trompete & Orgel in der Malteserkirche") liest, könnte man fast glauben, Herr Staudigl spielt Trompete und Orgel gleichzeitig ! 🤣 Wäre ich der Organist, würde ich auf namentliche Erwähnung im Sinn der Gleichstellung bestehen, schließlich sind Organisten nicht weniger wert als Trompeter, finde ich !
Ich glaube, ich war damals zufällig grad dabei, als an der Halbierung gearbeitet wurde..... Vielleicht wars damals aber auch nur eine umfangreichere Reparatur? Wann soll das gewesen sein? Vor ca 4 oder 5 Jahren?
Ja, Ich würde mich auch wehren dagegen. Und entweder gar kein Name oder beide.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Ich halte ebenso wie du, Roman, ein Manual für zu wenig, zwei Manuale für notwendig, drei für "nice to have" und vier für Luxus. Interessant ist, dass man der Orgelbank eine Rückenlehne spendiert hat: war das wohl auch original so? Und: Braucht man die?
Als Organist, der zur Zeit nur 1-manualige Instrumente unter den Fingern hat, kann ich alles nur unterschreiben. Es ist einfach unzureichend. Soviel Literatur wird quasi unspielbar. Geteilte Schleifen sind auch immer nur eine Notlösung. Meistens passt es dann doch nicht. Um so mehr freue ich mich auf meine künftige 2-manualige Dienstorgel. Aber: Ausnahmen gelten natürlich auch, z. B. für die vielen historischen einmanualigen Instrumente in Ostfriesland. Keiner würde da ein 2. Manual zubauen. Und wäre es geschehen, ein Rückbau käme irgendwann. Da bin ich sicher. In einer Metropole wie Wien, mit einer größeren Orgeldichte, ist es darüber hinaus sicher vertretbar, eine Orgel in ihren Urzustand zurückzuführen, oder zu rekonstruieren, auch wenn es vielleicht Einschränkungen dadurch gibt. Die Orgellandschaft wird letztendlich vielfältiger und bunter.
Und: Dass man in dem Video den Organisten nicht nennt ist schlicht und einfach eine Frechheit.
Also sichtbar ist das Positiv, oder? Wo soll(te) aber dann eigentlich das Hauptwerk sein? Ich kenne die Orgel nur mit dem historischen Prospekt🤔.. Wann soll denn die Halbierung stattgefunden haben?
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von Spiritus boni im Beitrag #5Wann soll denn die Halbierung stattgefunden haben?
Das Gehäuse wurde nicht verändert, es war (und ist) nur eine Brüstungsorgel, wie die Pfeifen seit dem Pirchner-Umbau vor dem Rückbau genau verteilt waren und wann die Halbierung war, weiß ich leider auch nicht, bei Wikipedia muss es wohl erst aktualisiert werden.
Ganz offensichtlich brachte die 2-manualige Version erhebliche Probleme mit sich. Hier kann man das im Detail nachlesen: https://www.edition-lade.com/b__cds/d__c...rgel_cd_062.htm Ja, im liturgischen Gebrauch mag das lästig sein mit einem Manual, aber im Konzert z.B. sehe ich kein Problem. Da wäre ich schon gerne Organist.
Die in der von Axel dankenswerterweise verlinkten Beschreibung angegebene Disposition finde ich auch etwas eigenartig: Hier fehlt eine Octav 4´. Oder wurde sie einfach nur in der Liste vergessen ? Falls nein, müsste die Flöten 4´ die Octav ersetzen. 8´und 2´wären dann vermutlich lauter als die nicht unwichtige 4´-Fußlage, was zu einem unausgewogenen Klangbild führen würde, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der renommierte Orgelbauer Sonnholz die Orgel so disponiert hat. 🤔