Die gotische, ehemalige Dominikanerinnen-Klosterkirche und heutige Pfarrkirche Mariä Geburt in Imbach, einem kleinen, nördlich von Krems gelegenen Dorf, beherbergt als besonderes Kleinod die älteste, spielbare Kirchenorgel Niederösterreichs. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob das Werk eines unbekannten Erbauers 1605 oder 1626 errichtet wurde, stilistisch ist die kleine, einmanualige Orgel eindeutig dem frühen 17. Jahrhundert zuzuordnen. Ein hinter der Orgel freistehender, späterer Pedalzubau aus dem 18. oder 19. Jahrhunderts sowie ein um 1900 von Franz Strommer errichteter, freier Spieltisch wurden bei der 1976/77 von Gerhard Hradetzky durchgeführten Restaurierung rückgängig gemacht, um den Originalzustand zu rekonstruieren.
Disposition (Aus der Beschreibung des LP-Doppelalbums "Die authentischen Orgeln aus Renaissance und Barock"):
Die Orgel enthält als besondere Rarität einen Manual-Subbass, der später in einen Bordun 8´umgewandelt wurde und bei der Restaurierung von Gerhard Hradetzky dem Original entsprechend rekonstruiert wurde. Dieses von C bis h reichende Register verleiht der 7-registrigen Orgel einen vollen, fast gravitätischen Klang, der die hallige, gotische Kirche klanglich auszufüllen vermag.
Die Einspielung stammt aus Johann Sonnleitner´s 1981 veröffentlichtem LP-Doppelalbum "Die authentischen Orgeln aus Renaissance und Barock". Dieses wunderschöne Album, das Gott sei Dank 1999 auf CD wiederveröffentlicht wurde, habe ich bereits hier, in einem der ersten Threads dieses Forums beschrieben: Johann Sonnleitner - Renaissance- und Barock-Orgeln Sonnleitner hat hier eigentlich 2 Stücke aus Ammerbach´s 1583 datierter "Orgel oder Instrument Tabulatur", die sich perfekt aneinander fügen, zu einem Stück zusammengefasst. Auf der Trackliste des Albums ist allerdings nur "Passamezzo d´Angleterre" als Titel genannt, ich habe erst durch Vergleiche der verfügbaren Notenversionen festgestellt, dass es eigentlich 2 verschiedene Stücke sind, die einander allerdings ideal ergänzen. Die 1977/78 datierten Aufnahmen dieses Albums dürfen mittlerweile selbst schon fast als historisch gelten. Auch wenn ich den Titel des Albums nicht ganz korrekt finde - die beiden ältesten, hier gespielten Orgeln (Imbach / Ardagger) sind zeitlich meiner Meinung nach dem Frühbarock zuzuordnen und die jüngeren (Eisenstadt / Wien, Piaristenkirche) fallen in die Epochen der Wiener Klassik und Romantik - ist das Album für Liebhaber alter Musik und authentisch-historischer Orgelklänge absolut zu empfehlen. Ganz großartig finde ich auch Sonnleitner´s Interpretation der g-Moll-Sonate von Carl Philipp Emanual Bach an der Malleck-Orgel der Domkirche Eisenstadt, deren 2. Satz er durch eine eigene Kadenz ausgeschmückt hat, die ich so genial und auch stilgerecht finde, dass ich vor ein paar Jahren, als ich dieses wunderschöne Adagio in der Osternacht zur Kommunion gespielt habe, Sonnleitner´s Kadenz nach Gehör nachgespielt habe, so gut ich es eben konnte.
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Zitat von Osterpfeife im Beitrag #2Danke für den Tip, jetzt sind es noch zwei Exemplare...
Inzwischen müsstest du dein Exemplar schon bekommen und angehört haben, wie gefällt dir das Album ? Du könntest auch HIER eine Rezension darüber schreiben.
Die CD ist da, ich hatte aber noch nicht die Zeit, da intensiver rein zu hören. Eher so nebenher und da fand ich es eine sehr interessante Auswahl von Orgeln und Stücken. Wenn ich mir jetzt schon ein provisorisches künstlerisches Urteil erlauben möchte: Schön gespielt, in der alten Musik vielleicht etwas konservativ (ist ja auch eine ältere Aufnahme). Die Klassik gefällt mir ausnehmend gut in seinem schön phrasierten lockeren Zugriff! Für eine Rezension fehlt mir gerade die Muse...