Genau diese Frage habe ich mir damals auch gestellt, als ich es mir als 12-jähriger Knirps bestellt hatte, weil ich in meiner kindlichen Naivität aufgrund des Namens tatsächlich dachte, das wäre was für Anfänger ! 🤣
Das einzige Stück daraus, das ich (mit meinen damals bereits 4 Jahren Klavierunterricht) ziemlich bald spielen konnte, war "Komm, Gott, Schöpfer, heiliger Geist" in der vereinfachten Variante (BWV 631a) ohne die vielen Triller und sonstigen Verzierungen.
Als nächstes habe ich mir dann "Ich ruf´zu dir, Herr Jesu Christ" vorgenommen, musste dabei allerdings viele Pedaltöne oktavieren, weil ich damals nur eine GEM F20 zur Verfügung hatte.

Ich, denke, die Erklärung für diesen an Understatement kaum zu übertreffenden Namen der wohl berühmtesten Choralvorspiel-Sammlung aller Zeiten ist ganz einfach:
Bach hat diese Choralvorspiele alle in einem "Büchlein" - so einer Art "Notitzblock" - aufgeschrieben.

Eigentlich finde ich das ganze Orgelbüchlein genial, man müßte mich eher umgekehrt fragen: Welche gefallen dir weniger ?

Da würde ich erstmal lang nachdenken und nach einiger Zeit wahrscheinlich "Durch Adams Fall ist ganz verderbt" BWV 637 nennen.
Ich will nicht behaupten, dass dieses Stück weniger genial wäre als die anderen und nachdem ja im Choraltext vom Sündenfall die Rede ist, sind die teilweise recht herben Dissonanzen (z.b. am Ende des 3. Taktes: Gis+f+a) auch wohlbeabsichtigt und durchaus passend, aber es ist eben weniger ein "Hörvergnügen" als andere und will das vermutlich auch gar nicht sein. Leute, die nicht viel von Musik verstehen, könnten beim Hören dieses Choralvorspiels eventuell sogar finden, dass es "falsch" klingt, aber da sollte man als Organist natürlich drüber stehen.

Was ich aus dem Orgelbüchlein am liebsten spiele:

Nun komm, der Heiden Heiland BWV 599
Vom Himmel hoch BWV BWV 606
Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist BWV 631
Ich ruf´zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639

Letzteres eignet sich auch vorzüglich als Kommunionsstück !

Interessant ist auch ein Vergleich der vielen Interpretationen und Einspielungen des Orgelbüchleins.
Die folgende finde ich schon allein aufgrund der Auswahl des Instrumentes bemerkenswert und natürlich auch als Interpretation hochkarätig:
Bach: Orgelbüchlein (Ton Koopman an der Dreifaltigkeitsorgel der Basilika Ottobeuren)
Hier ist diese Einspielung als YT-Playlist zum Reinhören: Bach: Orgelbüchlein (Ton Koopman/Dreifaltigkeitsorgel in Ottobeuren)
Die beiden Riepp-Orgeln in Ottobeuren gehören aus verschiedenen Gründen (Klang, optische Ästhetik, Originalität, Gesamt-Konzept, Authentizität ...) zu meinen ganz persönlichen "Lieblings-Orgeln".

Meine absolute Lieblings-Einspielung des Orgelbüchleins ist diese - mittlerweile schon fast historische - Aufnahme aus dem Jahr 1978, ebenfalls in Ottobeuren aufgenommen, abwechselnd an beiden Riepp-Orgeln und mit vorangestellten gesungenen Chorälen mit Streichorchesterbegleitung (sofern dazu Chorsätze von Bach überliefert sind, was bei den meisten, aber nicht bei allen Chorälen der Fall ist):
Bach: Orgelbüchlein (Gertrud Mersiovsky / Riepp-Orgeln in Ottobeuren / Pro Musica Köln / Johannes Hömberg)
Neben den in jedem Fall hörenswerten Riepp-Orgeln finde ich auch die gesungenen Choräle in dieser Interpretation besonders schön und feierlich.

Zitat von Snah im Beitrag #7

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BWV 631 habe ich in meiner Edition Peters Ausgabe nicht gefunden.

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Zitat von Snah im Beitrag #7

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Ich kenne das Stück unter BWV 667. Der Titel ist der selbe und auch irgendwie die Melodie. LG Hans

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