Heute erfuhr ich, dass - auf Anordnung unseres Pfarrers - unser langjährig-bewährter Allerseelen-Liedplan (hier nachzulesen) außer Kraft gesetzt und stattdessen morgen ausschließlich aus der Schubert-Messe (GL Österreich-Teil 711) gesungen wird, mit der Begründung:
"Da kommen viele Leute in die Kirche, die sonst nie kommen und die kennen diese Lieder nicht. Aber die Schubert-Messe können alle singen, sogar die Alzheimer-Patienten im Altersheim !"
Na großartig ! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Unser Herr Pfarrer unterstellt also den morgigen Kirchenbesuchern pauschal, dass sie nicht imstande wären, die jeweils 1. Strophe der typischen Allerseelen-Lieder wie z.b. GL 435 (Herr, ich bin dein Eigentum), die bei uns seit Jahren 1x jährlich gesungen wurden (und diese 1x jährliche Wiederholung hat offensichtlich ausgereicht, um der angeblich so weit verbreiteten Vergesslichkeit entgegenzuwirken), mitzusingen ? Es ist nicht meine 1. Allerseelenmesse, sondern genaugenommen meine 18. und so weit ich mich zurückerinnere, waren diese Messen nicht nur immer sehr gut besucht, sondern es wurde auch jedesmal kräftig mitgesungen. Und selbst wenn dem nicht so wäre, was wäre eigentlich so falsch daran, wenn - in Corona-Zeiten - der Gemeindegesang etwas verhaltener ausfallen würde ? Wie gesagt gab es bisher nie Schwierigkeiten mit dem Gemeindegesang zu Allerseelen, aber wenn die 1x jährliche Wiederholung nun gänzlich wegfällt, wird die Gemeinde bald wirklich dieses schöne und traditionsreiche Liedgut vergessen haben und stattdessen nur mehr die abgedroschene, bei uns wirklich bei JEDER Gelegenheit wiedergekäute Schubert-Messe mitgrölen, also Volksverdummung in Reinkulur. Wohlgemerkt, grundsätzlich mag ich Franz Schubert´s "Deutsche Messe", weil ich die Musik wirklich zeitlos-schön finde, aber irgendwann kommt auch bei mir der Punkt, an dem ich sie schon fast nicht mehr hören kann, vor allem dann, wenn es so viel passendere Choräle gäbe.
Wenn ihr mich fragt, ist es der falsche Weg, die Alzheimer-Demenz zur Norm zu erheben und alle, deren Gehirne noch tadellos funktionieren, mit Endlos-Wiederholungen der Schubert-Messe zu langweilen. Damit lockt man niemanden in die Kirche, sondern man beleidigt damit das Gedächtnis aller geistig Gesunden Kirchenbesucher und vertreibt sie langfristig.
Und bekanntlich ist das wirksamste Mittel gegen M. Alzheimer immer noch regelmäßiges Gedächtnistraining und nicht stupides, endloses Wiederkäuen von Liedern, die schon jeder satt hat ! Oder wie seht ihr das ?
Willkommen im Club.... ... Dachte nicht, dass ich Dir etwas voraus haben könnte😁... Betrifft aber bei uns mehr die fixen Messteile also dzt. hpts. Gloria und Sanctus...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von Spiritus boni im Beitrag #3Aber er unterstellt es ja nicht pauschal allen - er will nur, dass ALLE mitsingen können!
Wenn das der einzige Anspruch an die Kirchenmusik ist, darf man sich nicht wundern, wenn sich intelligente Menschen zunehmend von der Kirche abgestoßen fühlen.
Naja, die Leute wollen während der Messe ja nicht unbedingt was Neues lernen. Und magerer Gesang ist ja auch nicht toll. Grad jetzt, wo das Singen aufs Minimum beschränkt ist.
Was anderes ists, wenn ein paar Chorleute sich verteilen und den anderen kräftig ins Ohr singen...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Dass wir gerade eh nicht singen dürfen, sehe ich als Chance mit der Kantorin zusammen Lieder aus dem Gotteslob vorzustellen und vielleicht auch etwas ins Gehör zu bringen, damit wir nach Corona vielleicht sogar mehr Lieder singen können. Dabei darf natürlich die Wiederholung der bekannten Lieder auch nicht fehlen.
Ich hatte vor zwei Wochen einen Gottesdienst ohne Gemeindegesang. Eigentlich war das ganz angenehm, mal seine Tempovorstellungen verwirklichen zu können, ohne auf eine schleppende Gemeinde Rücksicht nehmen zu müssen 😊. Aber mit Gesang finde ich dann doch schöner, war eine sehr komische Athmosphäre!