Wer an der Orgel besser werden will oder auch nur ein Stück für einen Auftritt oder eine Aufnahme möglichst perfekt beherrschen will, der wird einiges an Zeit und Energie in seine Übungsstunden investieren müssen. Übung macht bekanntlich den Meister !
Aber wie übt man richtig ? 🤔 Einfach nur drauf los üben und das Stück stundenlang wiederholen, bis man es nicht mehr hören kann oder gibt es spezielle Methoden und Techniken, die schneller und zuverlässiger zum Erfolg führen ? Natürlich wissen wir, dass letzteres zutrifft ! Doch wie diese Methoden im Detail aussehen, darüber gibt es verschiedene Meinungen und schließlich muss auch jeder seine eingenen Methoden finden, die für ihn funktionieren.
Unterhalten wir uns doch mal über solche Methoden !
Mein Übungs-Trick:Ohne Hall üben !
Ja, trockene Raumakustik hat auch ihre Vorteile: Ein schöner Hall schmeichelt jedem Orgelspiel, er verleiht den Orgelklängen das spezielle Flair eines Kirchenschiffes oder eines Konzertsaales, kleine Fehler und Unregelmäßigkeiten werden von den Echos diskret zugedeckt wie Hautunreinheiten vom Make Up und so fällt es dem Zuhörer kaum auf, wenn irgendeine Kleinigkeit nicht ganz perfekt ist.
Trockene Raumakustik hingegen deckt Fehler und Ungenauigkeiten gnadenlos auf und alles, was nicht perfekt ist, tritt ungeschminkt zutage ! Was mit Hall noch wunderbar perlt, klingt ohne Hall plötzlich holprig und unrund.
Doch wenn man es einmal schafft, ein Stück so zu spielen, dass es auch ohne Hall noch tadellos klingt, dann klingt es mit Hall großartig !
Was sind eure Tricks und Erfolgsmethoden beim Üben ?
Am Klavier üben (aber nur, bis das Stück strukturiert ist): Was man durch Crescendo-Decrescendo hier an Struktur erarbeitet, dann gedanklich an die Orgel mitnehmen.
Auch kann das Klavier genau bei Romanus' Punkt 1 hilfreich sein: es verzeiht Fehler und Schlampigkeiten weniger.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Ich übe auch grundsätzlich mit einem trockenen Set, meist Anloo. Da ich allerdings ohnehin kein Freund von zu starkem Hall bin, sind meine bevorzugten Sets: Zöblitz und Trost Waltershausen auch ziemlich trocken.
Stimmt schon, es hängt sehr vom Stück ab. Hatte grad was in Arbeit, wo die Passagen für mich nicht ganz eindeutig waren - und die Pedalstimme dafür auch keine große Hilfe war.
Bei leichten Stücken oder wenig Pedal nehm ich es auch gleich dazu. Dann übe ich aber auch nicht am Klavier.
Bei diesen einladenden Temperaturen rund um Null Grad allerdings, komm ich gern mit einem fast "fertigen" Stück in die Kirche zum Üben. Und in Ermangelung einer DO mit Pedal🤷♀️...
Es kann aber schon sein, dass ich beim Klavierspiel den "Fußsatz" auf den Boden tippe😜. Weiss schon, da hat mal jemand so eine Pedalklaviatur quasi als Teppich angeboten... Brauch ich aber nicht. Mir geht's dann nur ungefähr eben um Rhythmus und welcher Fuß ungefähr wo sein muss. Da unsere beiden Orgeln minimal abweichende Maße bei den Pedalen haben, und außerdem eine mit kurzer Oktav auch im Pedal, muss ich das ohnehin direkt an der Orgel üben.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Na ja, wenn Du keine "Heimorgel" hast, bleibt Dir ja auch nichts anderes übrig. Da mir die Temperaturen in der Kirche um diese Jahreszeit sehr vertraut vorkommen, bin ich heilfroh, dem beizeiten ein Ende gesetzt zu haben! So kann ich jederzeit in der heimligen Kemenate üben und mache das bei dem Wetter auch wieder verstärkt.
Noch ein Geheimtip: Aufnahmen des eigenen Spieles machen und diese kritisch anhören !
Es macht einen Riesenunterschied, ob man ein Stück einfach nur spielt oder eine Aufnahme des eigenen Spieles anhört ! Nicht nur, dass man sich während einer Aufnahme automatisch bemüht, das Stück möglichst perfekt zu spielen und dabei gleichzeitig das "Lampenfieber" beim Spielen vor Publikum simuliert und bis zu einem gewissen Grad "wegtrainiert", beim Anhören der Aufnahme hört man sein Spiel viel objektiver und unvoreingenommener, wie ein Außenstehender, der das Spiel eines anderen Organisten (nicht unkritisch) belauscht. Es ist wirklich unglaublich, welche Feinheiten und Details man da plötzlich heraushört, die einem beim bloßen Spielen niemals aufgefallen sind ! Erst heute habe ich beim Anhören einer solchen Aufnahme erkannt, dass ich eine Passage in einem (noch dazu leichten) Stück jahrzehntelang falsch gespielt hatte, ohne es zu merken.
Stimmt. Ich hatte ja durch Corona auch zeitweise Distanz- Orgelunterricht. Wir haben das dann so gelöst, dass ich die Stücke aufgenommen habe und meinem Lehrer die Audiodateien geschickt habe. Dann saßen wir an jedem Ende mit den Noten und teilweise Klavier oder Orgel daheim und besprachen die Aufnahmen per Telefon.
Ich muss sagen, in der Zeit hab ich auch ganz schön was weitergebracht. Bis ich die Aufnahmen abschickbar fand und zufrieden war, war einiges an Arbeit nötig...
Allerdings fehlt schon das direkte Feedback - und auch ein bisschen der positive Stress, genau IN der Stunde richtig zu spielen und nicht per Zufall😁😇..
Als Selbstkontrolle ists aber wirklich eine gute Methode. Anhören mit Noten und Bleistiftnotizen2 und dann direkt nochmal spielen, usw., usf. Ende nie... 🤣😜😂
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Kirchenorgel-Forum
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02.12.2021 20:50
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