Hat Wikipedia recht? Cage würde sicher sagen, nein. Und natürlich bleibt die Frage im Raum. Beantworten muss sie jeder selbst. Ich habe in Sachen Ästhetik im 20. Jh. dann eher ein Problem mit Musik, die weder modern noch traditionell ist. Die späten Stücke von Dupré finde ich mit ihrer verkappten Tonalität oft scheußlich. Würde ich nie spielen, wie auch so einige andere französiche Sachen.
Zitat von Axel im Beitrag #13"Das hört sich doch alles gleich an."
Dieser Herr Pfarrer dürfte recht "einfach gestrickt" und nicht der Musikalischste gewesen sein, sonst hätte er die deutlichen Unterschiede doch hören müssen. Mit dieser Einstellung wird er wohl auch mit Pachelbel, Buxtehude und dergleichen nichts anzufangen gewusst haben, denn ich finde, dass sich die Werke dieser alten Meister jeweils noch weniger voneinander unterschieden als die Bäche.
Was mich interessiert: Was durftest oder solltest du dann für ihn spielen, was hat er denn gern gehört ? Romantik, Moderne oder gar Popmusik ?
Spektakulär mit viel Krach, z.B. Widors Toccata. Das dürfte aber auch so das einzige Orgelstück gewesen sein, das er kannte. Ich habe dann sehr bald gar nichts mehr gespielt, weil ich gekündigt habe. Das macht ja keinen Spaß.
Heute Morgen hatte ich GL411 als Eingangslied mit zwei Strophen zu spielen, für die erste den Gesangbuchsatz, für die zweite den schon recht mutigen Satz aus dem Orgelbuch der Domorganisten mitgebracht in eine ganz kleine Gemeinde mit wie immer hier herausragendem Instrument. Die Gemeinde ging beim einfachen Satz gut mit und ich war dann am überlegen, ob ich die echt schräge Fassung für die zweite Strophe bringen soll, ich hab ' die gespielt und den Rest vom Tag dann überlegt, wie ich die Reaktion der Gemeinde darauf in Worte fasse. Nach Überfliegen dieses Threads hier die Antwort gefunden: die Gemeinde fühlte sich ästhetisch berührt. Und sie haben die Nummer gesungen. Trotz oder mit dem, was der Organist da zum Besten gab. Man muss sich sowas auch mal trauen und der Gemeinde zutrauen.
«Da sind wir nimmermehr einerlei Meinung», sprach er; «wir Presbyterianer halten die Orgel für des Teufels Dudelsack, womit er den Ernst der Betrachtung in Schlummer wiegt, so wie der Tanz die guten Vorsätze betäubt.»