Carl Philipp Emanuel Bachs Solfeggio c-Moll gehört zum Standard-Repertoire jedes Pianisten und erfreut sich in letzter Zeit auch als Orgelstück zunehmender Beliebtheit, auch ich habe mich schon daran versucht und bereits vor einiger Zeit meine Version davon veröffentlicht. (Falls sich jemand für das Instrument und meine Registrierung interessiert, siehe hier !)
Heute bin ich über dieses hochinteressante Video gestolpert: Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788): Solfeggio c-Moll (Dick Koomans an der Hilgers-Orgel(1774) der Boomkerk in Amsterdam) Musik-Videos mit eingeblendeten Noten kennt ja heutzutage schon jeder von uns, das allein wäre noch nichts Besonderes, ABER: Hier sind viele Noten zu hören, die überhaupt nicht dastehen und umgekehrt und das meine ich jetzt nicht negativ, denn mir gefällt diese ungewöhnlich freie Interpretation, die schon eher die Bezeichnung Arrangement bzw. "Recomposing" verdient, sehr gut !
Wobei sich da dann immer die Frage stellt, was originalgetreu ist. Bei barocker Musik funktioniert vieles über Spieltradition. Damals wusste jeder, wie man es macht, das musste man nicht notieren. Dieses Wissen ist eben im Lauf der Zeit verloren gegangen.
Zugunsten der Version könnte man eben einwenden, dass auch JSB seine Violinstücke mit entsprechenden akkordischen Ergänzungen zuhause auf dem Cembalo spielte. So etwas wie hier dürfte gar nicht so weit an seinen Intentionen vorbei gehen. Sehr hörenswert, die ganze CD übrigens: https://www.youtube.com/watch?v=rEn4O9mlk14 Weiterhin gibt es von Pasquini z.B. Stücke für 2 Orgeln, die nur als Generalbass notiert sind. Das Partimentospiel hatte eben schon Tradition. Bei Rathgeber findet man - wei bei anderen süddeutschen Komponisten - in den Schlagarien vereinzelt Generalbassziffern, weil der primitive Typendruck bei Lotter kaum 2 Stimmen in einer Zeile zuließ. Als Gegenargumemt könnte man natürlich bringen, dass bei CPE kaum so etwas explizit festzustellen ist, also warum ausgerechnet hier?