Lieber Harmonist! Über NGL können wir gerne einen eigenen Thread aufmachen, gerne mit Analysen und Erklärungen!

Mein ganzes Leben habe ich als Kirchenmusiker in verschiedenen Funktionen verbracht, und selber auch viel Kirchenmusik komponiert. Spätestens seit 1997 bin ich "staatlich geprüfter" Komponist, und somit bestätigtermaßen ua. der Musikanalyse, der Harmonielehre und des Kontrapunkts mächtig. 😉

Sehr gerne diskutiere ich darüber mit dir, Harmonist! Aber den Satz, "es ist nicht alles Müll..." kann ich so leider nicht stehen lassen. Das ist mir als Argument zu wenig.

Zitat von Spiritus boni im Beitrag #5

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Der letzte Absatz hat dich gerettet.

Man muss die Leute dort abholen, wo sie sind.
Dann kann man daran weiter arbeiten und die Richtung lenken.

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Zitat von jenoe im Beitrag #7

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...Das billige Argument, jeder soll dort abgeholt werden, wo er ist, kann ich nicht mehr hören. Das ist die Freikarte für die Stümperei für allen Eltern / Pädagogen!...

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Für mich stellt sich die Frage: Was ist Sinn und Zweck des NGL - Neuen Geistlichen Liedes?

Einerseits will man mit den Stilmitteln des NGL Religion und Kirchenmusik in der Form des NGL, meist begleitet mit Gitarren, einer gewissen Zielgruppe wie Kindern und Jugendlichen näher bringen und diese aktiv einbinden. Die dargebotene Qualität des NGL hängt dann vom musikalischen Können der Mitwirkenden bzw. Aufführenden ab und ist dann ganz unterschiedlich ausgeprägt.

Ob und inwieweit beim NGL die ganze Gemeinde in Form des Mitsingens eingebunden werden kann, ist dann bereits eine ganz andere Frage. Oftmals handelt es sich beim dargebotenen NGL um komplexe Rhythmen, die nur bedingt volksgesangstauglich sind. Im Endeffekt liegt dann wiederum eine bloße Aufführung von einigen wenigen Darbietenden gleich einem Hochamt vor, ohne dass die gesamte Gemeinde eingebunden ist, wobei sich bloß der Musikstil des wiedergegebenen von dem eines klassischen Hochamts unterscheidet.

Bleibt letztlich nur die pastorale Hoffnung der Amtsträger der Kirchen, durch Lieder des NGL zumindest mehr musikalisch Mitwirkende durch deren aktive Einbindung zu gewinnen.

JJBB1

Zitat von Axel im Beitrag #12

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Ja, kann man. Das muss dann aber auch passieren. Ich habe oft genug erlebt, dass man sie stehen lässt, wo sie sind.

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Zitat von JJBB1 im Beitrag #14

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Für mich stellt sich die Frage: Was ist Sinn und Zweck des NGL - Neuen Geistlichen Liedes? (...)

Bleibt letztlich nur die pastorale Hoffnung der Amtsträger der Kirchen, durch Lieder des NGL zumindest mehr musikalisch Mitwirkende durch deren aktive Einbindung zu gewinnen.

JJBB1

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Liebe Spiritus boni!

Da sind viele nicht zusammengehörende Sachen vermischt in diesem Beitrag. Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

1.) Wenn ein Kind z. B. ein "Brummer" ist, werde ich es im Chor NICHT mitsingen lassen, weil es die Leistung, die Freude und die Zusammenarbeit des ganzen Chores kaputtmacht / runterzieht. Es gibt andere Möglichkeiten, Kinder in den Gottesdienst einzubinden. z. B. etwas vorlesen lassen, wenn Singen gar nicht geht. Es muss nicht um jeden Preis JEDER ALLES mitmachen! Schon gar nicht, wenn er / sie beispielsweise für etwas völlig ungeeignet ist.

Das SCHULDEST DU den anderen im Chor, die nichts für die Unfähigkeit dieses einen Kindes können, aber ganz schnell die Freude an der gemeinsam erarbeiteten Leistung verlieren, wenn diese von jemandem kaputtgemacht wird.

Ebensowenig werde ich einen Legastheniker zum Vorlesen aussuchen, damit "auch er dort abgeholt wird, wo er ist".

2.) Ich weiß nicht, vielleicht liegt es an mir, und ihr versteht nicht, was ich schreiben will? Aber es ist echt interessant: es kommen schon wieder absatzweise "Argumente", dass Kinder ernste, schwere Musik nicht mitmachen, verstehen könnten.

Lest ihr denn nicht, was ich schreibe?!

Was ist mit den schon mehrmals erwähnten 4-5 jährigen, bei denen 5 Minuten in der Woche gereicht haben, dass sie die tollste Gregorianik sauber und zusammen singen konnten? Das waren keine Wunderkindern, nein, und bei denen zuhause ist auch Mist gespielt, oder gar nicht gesungen worden.

Bitte geht auf meine Geschichte ein, sie ist wahr, ich habe sie selbst erlebt!

Und ja, sogar ich selbst habe auch erwachsene Brummer innerhalb eines Jahres dazu gebracht, dass sie ua. Locus iste von Bruckner aktiv mitsingen konnten, ohne einen einzigen falschen Ton! Es hat besondere Methoden bedurft, das gebe ich gerne zu, und sehr lange gedauert. Aber es ist wunderschön geworden - irgendwo existiert von der Aufführung sogar noch ein VHS-Band, wenn du das nicht glaubst!

Das "Problem" ist ganz ein anderes - und es steht sehr oft VOR den Kindern...

Um etwas so zu übergeben, für etwas jemanden so begeistern zu können, muss man SELBST völlig aus dem Häuschen und absolut überzeugt sein! Und natürlich alles, was man mitgeben und einüben möchte, mehr als perfekt können. Das versteht sich von selbst!

Ohne das funktioniert es natürlich gar nicht, keine Frage.

Aber WENN die Überzeugungskraft, gespeist durch die eigene Begeisterung vorhanden ist, ebenso das Können, und das, wofür man sich begeistert, einen sehr hohen Wert darstellt, dann funktioniert es, ja es funktioniert unglaublich! Da gibt es plötzlich keine Probleme mehr, die einem den Erfolg unmöglich machen.

Es ist mehrfach ausprobiert und bewiesen!

Man muss es nur machen, und nicht nur die "Probleme" (warum alles nicht geht und gar nicht gehem kann) auflisten.

Ja, ich BIN Kirchenmusiker, leitete jahrelang auch Kirchenchöre. Ich weiß um die Möglichkeiten, um die Gefahr der Überforderung. Aber die meinigen haben immer was DAZU gelernt, und haben nachher absolut sauber gesungen, und nur wertvolle Sachen. Das habe ich am Anfang auch klar gemacht.

Allerdings ist so etwas wahnsinnig mühsam, das möchte ich auch nicht kleinreden. Besonders dann, wenn z. B. ein plötzlich daherkommender, neuer Priester es von heute auf morgen schafft, dass so ein doch toll gewordener Chor sich im Nu auflöst. Jahrelange Arbeit, in 2 Wochen vernichtet. Schade, traurig, katastrophal, man fühlt sich elend.

Ich habe dann aufgehört, da es den Chor nicht mehr gegeben hat. Ich habe mir keinen anderen mehr gesucht, sondern mich auf das Orgelspielen konzentriert.

Und bis heute (das war vor 20 Jahren!) gibt es Leute, die mir noch zu allen Feiertagen schreiben, wie sie den Chor und das Singen vermissen, und ob ich nicht doch einen neuen Chor gründen will... 😪

Die Tipps für Brummer würden mich interessieren.
Aber den Teufel werd ich tun, das Kind auszuschließen. Es gibt ja auch Instrumente....
Ja, ich weiss, ich mach mir wieder Probleme, die ich nicht haben müsste.
Aber grad bei Kindern ists ja oft so, wenn der Freund nicht mehr mitsingen darf, dann kommen gleich ein paar andere auch nicht mehr.
Ich kenn einen ehemaligen Brummer.
Traut sich his heute nur singen, wenns niemand hört, singt aber gut!
Mit einem Ausschluss kann man so viel zerstören!
(aber natürlich hast du recht, dass man den anderen den Erfolg nicht zerstören darf - also: anderweitig beschäftigt einbinden - und fördern.
Aber wie am besten?

Lieber Jenoe, oft war ich in Diskussionen nicht Deiner Meinung, aber alles, was Du in dieser Diskussion geschrieben hast, unterschreibe ich vollumfänglich. Insbesondere die musische Förderung der Kinder findet heute oft auf unterirdischem Niveau statt. Offensichtlich traut man ihnen in diesem Bereich nichts zu. Deinen Vergleich mit dem Sport und der damit verbundenen Arbeit finde ich gelungen. Hier in D. veranstalten viele namhafte Orchester Kinderkonzerte. Und da gibt es kein Trallala, sondern Qualität. Und die jungen Besucher sind begeistert. Nur muss man sie auch begeistern. Das funktioniert übrigens mit Mozart, Bach, u. v. m. ganz hervorragend.